Bewohner aus dem Ankerzentrum in Bamberg sollen in der ersten Jahreshälfte in ganz Deutschland herumgefahren sein und Autos leergeräumt haben. Das erklären das Polizeipräsidium Oberfranken und die Staatsanwaltschaft Bamberg in einer gemeinsamen Presseerklärung. Die Einbruchs-Serie konnte gestoppt werden, so Alexander Baum, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Bamberg. Gegen insgesamt 25 Männer wird ermittelt, 17 Haftbefehle wurden erlassen, zehn vollzogen.
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Sachschaden ist höher als der Beutewert
Die mutmaßlichen Täter hätten sich wohl immer wieder in kleinen Gruppen verabredet, um gemeinsame Touren durch ganz Deutschland zu unternehmen. In Bayern sollen sie mehr als 300 Mal losgezogen sein, gereist sind sie wohl mit dem Zug. An ihren Zielorten hätten sie sich in erster Linie nach unverschlossenen Autos umgesehen. "Aber sie haben auch Fahrzeuge aufgebrochen", sagt Baum.
Dabei sei ein Schaden im mittleren fünfstelligen Bereich entstanden. Der Sachwert des Diebesguts liege im unteren fünfstelligen Bereich. Gestohlen haben sie unter anderem Handys, Zigaretten, Parfum, Bargeld und Kleidungsstücke.
Um den Tätern auf die Schliche zu kommen, haben die Ermittler die Ermittlungskommission (EKO) "Carport" mit acht Beamten gebildet und beim Polizeipräsidium Oberfranken angedockt. Normalerweise wird immer dort ermittelt, wo eine Straftat begangen wird, doch da die mutmaßlichen Täter alle aus Bamberg stammen, haben Polizei und Staatsanwaltschaft die Ermittlungen komplett nach Bamberg verlegt.
Zehn Verdächtige sitzen in Untersuchungshaft
Einige Täter, übrigens alle männlich, bekam die Polizei auf frischer Tat – oder kurz danach – zu fassen. Viele der Männer seien bereits zuvor straffällig geworden. Die Staatsanwaltschaft hat bislang 17 Haftbefehle erlassen, weitere werden folgen, erklärt Baum. Zehn Personen sitzen bereits in Untersuchungshaft, die übrigen Verdächtigen sind alle auf der Flucht. Nach ihnen wird gefahndet. Hinweise auf organisierte Kriminalität im juristischen Sinne gebe es nicht, sagt Baum.
Die EKO "Carport" hatte Erfolg: Die Anzahl der Diebstähle aus Fahrzeugen sei massiv eingebrochen, sagt Baum. Das liege auch daran, dass sich der Einsatz der Polizei und Staatsanwaltschaft herumgesprochen habe. Die Maßnahmen haben also wohl auch eine abschreckende Wirkung.
Das meinen auch die Menschen in der Nähe des Ankerzentrums wahrzunehmen. "Es ist ruhiger geworden in den vergangenen Wochen", sagt eine Anwohnerin. Ende September haben Polizei und Staatsanwaltschaft die EKO "Carport" aufgelöst.
Verein für Integration: Nicht nur Beschuldigte im Ankerzentrum
Auch wenn das Ankerzentrum Bamberg immer wieder in die Schlagzeilen gerät – erst im Juli hatte die Kripo wegen des Verdachts eines versuchten Tötungsdelikts ermittelt – man dürfe nicht nur den in diesem Fall 17 beschuldigten Einwohnern des Ankerzentrums Beachtung schenken, sondern auch den übrigen mehr als 1.000 Menschen in der Einrichtung, die sich nicht an der Aktion beteiligt haben. Das fordert Sylvia Schaible vom Verein "Freund statt Fremd", der sich in Bamberg für Integration einsetzt.
"Fremdenfeindliche Tendenz bedroht Rechtsstaat"
Kriminelle Vorkommnisse seien schlimm, sagt Schaible. Dagegen müsse die Polizei vorgehen – unabhängig von der Herkunft der Täterinnen und Täter. Der Verein appelliert, den Fokus auf diese mehr als tausend Personen zu richten, die sich integrieren wollen. Denn "die haben ziemlich genau dieselben Ziele, wie wir sie haben", sagt Schaible. Es seien Menschen, die in Würde und Frieden in Deutschland leben wollen.
Schaible sagt auch: "Dass immer wieder ein Zusammenhang zwischen dem kriminellen Potenzial von Menschen und der Herkunft dieser Menschen hergestellt wird, sehen wir mit Sorge." Besonders, weil darunter die Menschen leiden, die sich nichts zu Schulden kommen lassen. Schaible warnt: "Diese zunehmende fremdenfeindliche Tendenz bedroht unseren Rechtsstaat und unsere Demokratie."
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