Hand mit Pinzette, Reparatur einer Elektroschaltung
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Reparatur eines Radios

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Aus Alt mach Neu - Internationaler Tag des Reparierens

Aus Alt mach Neu - Internationaler Tag des Reparierens

Heute ist "International Repair Day" - tausende Repair Cafés bieten weltweit Reparaturen an, auch etwa 100 in Bayern. Verbraucherschützer weisen so jedes Jahr auf Ressourcenverschwendung durch unnötiges Wegwerfen hin.

Ob Staubsauger, Waschmaschine oder Lampe - viele defekte Gegenstände müssten nicht weggeworfen, sondern könnten repariert werden. Darauf machen heute am "International Repair Day" weltweit Reparaturcafés aufmerksam und bieten Hilfe an, auch in Bayern.

Mit dabei ist auch das Reparaturcafé Traunstein. Kaffee und Kuchen schmecken hier am "International Repair Day" vermutlich besonders gut, aber trotzdem steht das Reparieren wie immer im Vordergrund. Kostenlos kümmern sich geschickte Laien und Profis um alles Mögliche, vom wackeligen Stuhl bis zum zickenden Computer. "Etwa Zweidrittel der Sachen, die die Leute vorbeibringen, können wir reparieren", sagt Alois Hunklinger, einer der Organisatoren: "Oft sind es auch mehr!"

Karte mit Repair Cafés

Das Netzwerk Reparatur-Initiativen zeigt auf einer Karte, wo es überall in Bayern Repair Cafés gibt. Viele davon öffnen an diesem Samstag ihre Werkstätten. Am International Repair Day erinnern Umwelt- und Verbraucherschützer jedes Jahr an die Ressourcenverschwendung durch Produkte, die beim kleinsten Defekt schon weggeworfen werden. Im Vorjahr beteiligten sich am Repair Day weltweit 1.600 Repair-Cafés – von Uganda bis Indien, der Großteil in Europa.

EU-Gesetz muss umgesetzt werden

In Europa konnte die Repair-Bewegung vor einigen Monaten ihren bisher größten Erfolg feiern: Im April verabschiedete das EU-Parlament eine Richtlinie, die alle EU-Staaten bis 2026 in nationales Recht umsetzen müssen: Unter anderem verpflichtet sie Hersteller, ihre Produkte auch nach der gesetzlichen Gewährleistungszeit zu angemessenen Preisen und innerhalb angemessener Zeiträume zu reparieren. Was sich im Einzelnen als "angemessen" etablieren wird, bleibt abzuwarten. Nach jeder Reparatur verlängert sich dann die gesetzliche Gewährleistungszeit um ein Jahr.

Verbraucherschützer sind zufrieden

 Tom Hansing ist Soziologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der gemeinnützigen Stiftung "Anstiftung". Er setzt große Hoffnungen in dieses Gesetz. "Das ist alles super, es ist ein Schritt in die richtige Richtung, weil es Hersteller dazu verpflichtet, Reparaturmöglichkeiten zu schaffen", sagt Hansing. "Es darf keine Reparatur-verhindernden Soft- oder Hardwarepraktiken mehr geben."

Deutschland lässt sich Zeit

Viel früher als 2026 wird ein deutsches Gesetz wohl auch nicht kommen, fürchtet Hansing: "Bei Tageslicht betrachtet ist es ja unwahrscheinlich, dass in dieser Legislaturperiode dieses Gesetz noch kommen wird. Das ist der Wermutstropfen dabei." Bundumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hatte zwar noch im Sommer einen schnellen Gesetzentwurf angekündigt, aber im zuständigen Bundesjustizministerium heißt es auf Anfrage des BR: Das Bundesministerium arbeite "derzeit an Vorschlägen zur Umsetzung". Weitere Angaben, wie und wie schnell es mit dem Gesetz weitergehe, seien nicht möglich.

Betroffen sind nur aufgelistete Produkte

Und es gibt noch weitere Wermutstropfen: Die EU-Richtlinie erfasst nur die Produktgruppen, die explizit im Gesetz genannt werden: Haushaltswaschmaschinen, -trockner, -geschirrspüler, Kühlgeräte, elektronische Displays, Schweißgeräte, Staubsauger, Server und Datenspeicherprodukte, Smartphones, Tablets sowie Produkte, die Batterien für leichte Verkehrsmittel enthalten wie E-Bikes und E-Scooter. Nicht auf der Liste stehen Produkte wie zum Beispiel Möbel oder einige kleine Haushaltsgeräte wie Küchenmixer. Hansing nennt noch eine weitere Einschränkung: Die Richtlinie "betrifft nur die Produkte, die neu auf den Markt kommen und nicht die Schwemme, die ja schon auf dem Markt ist. Das ist ein großer Nachteil dabei."

Die Bürger werden selbst aktiv

Die Einschränkungen ärgern viele. Das legt zumindest eine Eurobarometer-Umfrage aus dem Jahr 2020 nahe. Danach würden 77 Prozent der Verbraucher in der Europäischen Union ihre Waren lieber reparieren, als neue Produkte zu kaufen.

So geht es auch Christoph Wufka. Er ist Vorstand der Abfallwirtschaft im Landkreis Starnberg und wollte etwas tun gegen die Abfallflut, die er täglich auf dem Wertstoffhof erlebt: "Vom Freistaat Bayern und der Politik im Bund kam nichts, darum sind wir selbst aktiv geworden und haben 2022 den Reparaturbonus eingeführt." Seitdem kann jeder, der im Landkreis etwas reparieren lässt, anstatt es wegzuwerfen, 20 Prozent der Reparaturkosten erstattet bekommen. Auch die Repair-Cafés in der Region erhalten finanzielle Unterstützung. Und die Bürger nehmen das Angebot gern an.

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