Eine schwangere Frau steht in einer Wohnung und weint.
Bildrechte: BR/Julia Müller
Videobeitrag

(Symbolbild) Nicht jede Schwangerschaft ist ein Grund zur Freude. Manche Frauen müssen sie verheimlichen. Sie können seit 2014 anonym gebären.

Videobeitrag
>

Ausweg für Schwangere in Not: Die vertrauliche Geburt

Ausweg für Schwangere in Not: Die vertrauliche Geburt

Eine Schwangerschaft ist nicht immer ein Grund zur Freude. Manche Frauen müssen ihre Schwangerschaft verheimlichen und ihr Kind zur Adoption freigeben. Seit 2014 haben sie die Möglichkeit der vertraulichen Geburt – ein Ausweg in einer Notlage.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Heidi Winter-Schwarz hat schon viele Schwangere in Not (externer Link) beraten und begleitet. Und sie hat die Erfahrung gemacht, dass Frauen, die sich für eine vertrauliche Geburt entscheiden, in einer absoluten Ausnahmesituation sind. "Es macht sich keine der Frauen einfach, das Kind in der Klinik zu lassen und in eine andere Familie zu geben", sagt die Leiterin der Schwangerenberatungsstelle der Caritas in Nürnberg.

Frauen müssen Schwangerschaft verheimlichen

Aber manchmal geht es nicht anders. Etwa, weil die Frau Angst vor ihrem gewalttätigen Partner haben muss, weil ihre Familie sie bedroht oder weil sie vergewaltigt wurde. Die Frauen, die zu Heidi Winter-Schwarz in die Beratung kommen, sind oft in höchster Not – weil niemand in ihrem Umfeld wissen darf, dass sie schwanger sind und weil es für einen Abbruch zu spät ist. Die Schwangerenberatung der Caritas, aber auch Beratungsstellen anderer Träger, beraten diese Frauen auf Wunsch auch anonym. Auch bei der Entbindung im Krankenhaus bleiben sie anonym. Die Klinik erfährt nur das Pseudonym, das sich die Schwangere selbst gibt. Die Kosten für die Entbindung übernimmt der Staat.

"Vertrauliche Geburt" seit 2014

Seit 2014 haben Frauen, die ihre Schwangerschaft verheimlichen müssen, die Möglichkeit der vertraulichen Geburt. Der Vorteil gegenüber der Babyklappe, die vor 25 Jahren eingeführt wurde: Kinder können nach einer Schonfrist für die Mutter ihre Herkunft erfahren.

Caritas-Beraterin Heidi Winter-Schwarz ist froh über die gesetzliche Regelung. Denn dadurch sind Frauen in Not nicht mehr gezwungen, ihr Kind allein und ohne medizinische Unterstützung auf die Welt zu bringen, und auch die Kinder werden von Anfang an medizinisch versorgt. In manchen Fällen war Heidi Winter-Schwarz auch als Vertrauensperson an ihrer Seite.

Angaben zur Herkunft im versiegelten Umschlag

Obwohl die Schwangere bei der vertraulichen Geburt anonym entbindet, ist die Verbindung zwischen leiblicher Mutter und ihrem Kind nicht vollständig gekappt. Die Mutter hinterlässt ihren echten Namen und ihre Adresse bei der Beraterin der jeweiligen Schwangerschaftsberatungsstelle, die der Schweigepflicht unterliegt. Die Beraterin schickt die Herkunftsangaben in einem versiegelten Umschlag an das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Angelegenheiten. Dort bleiben die Daten unter Verschluss. Erst ab dem 16. Geburtstag kann das Kind dort nachfragen und erfahren, wer seine Mutter ist. Und: Die Frauen dürfen ihrem Kind auch einen Namen geben oder Wünsche äußern, in welcher Art von Familie es aufwachsen soll. Auch Dinge, die ihnen sonst wichtig sind, können sie weitergeben.

Nicht jede Beratung endet in einer vertraulichen Geburt

Bundesweit gibt es pro Jahr im Schnitt 120 vertrauliche Geburten. In Bayern waren es laut Sozialministerium 153 seit 2014 – zwischen drei und fünf Geburten pro Jahr. Immer wieder kann Heidi Winter-Schwarz Schwangeren, die darüber nachdenken, ihr Kind anonym zu gebären, andere Möglichkeiten der Unterstützung aufzeigen. Manche behalten ihr Kind dann doch, geben es ganz regulär zur Adoption frei oder entscheiden sich für eine Pflegefamilie. Einer Studie zufolge endet nur jede vierte bis fünfte Beratung in einer vertraulichen Geburt.

Noch seltener sind Geburten, bei denen die Mutter ganz anonym bleibt. Das kann zum Beispiel notwendig sein, wenn die Frau in einem Zeugenschutzprogramm ist und Gefahr für Leib und Leben von Mutter und Kind besteht, sollte die Geburt bekanntwerden.

Schwangere aus allen Schichten

Die Frauen, die vertraulich gebären, so die Erfahrung von Caritas-Beraterin Heidi Winter-Schwarz, sind unterschiedlich alt und kommen aus verschiedensten Schichten. Und sie sind trotz ihrer Notlage sehr dankbar für die Möglichkeit der sicheren Entbindung. Winter-Schwarz erinnert sich zum Beispiel noch an eine Frau, die nach einer Vergewaltigung schwanger wurde. "Sie sagte zu mir: Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich zu dem Kind die Bindung so aufbauen und ihm die Liebe geben kann, die es verdient hat. Es ist eine tolle Möglichkeit für eine Familie, die keine eigenen Kinder bekommen kann, diese Liebe weiterzugeben."

💡 Hier finden Schwangere in Not Hilfe

Das kostenlose Hilfetelefon "Schwangere in Not - anonym & sicher": 0800 40 40 020 (Beratung rund um die Uhr in mehreren Sprachen)

Weitere Informationen finden Sie hier: www.geburt-vertraulich.de oder hier: www.schwanger-in-bayern.de

European Broadcasting Union (EBU)

Ich möchte eingebundene Inhalte von der European Broadcasting Union (EBU) in BR24 sehen. Hierbei werden personenbezogene Daten (IP-Adresse o.ä.) an die EBU übertragen. Diese Einstellung kann jederzeit mit Wirkung für die Zukunft in den Datenschutzeinstellungen geändert werden. Falls Sie einen Ad-Blocker verwenden, müssen Sie dort ggf. BR.de als Ausnahme hinzufügen, damit die Datenschutzeinstellungen angezeigt werden können.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!