Dass ihr Kind verloren gehen könnte, ist für Eltern eine Horrorvorstellung. Verloren hatten die Eltern eines keinen Mädchens am Dienstag am Münchner Hauptbahnhof ihr Kind zwar nicht - sie wussten genau, wo es war: im Zug nach Prag. Doch als der Zug losfuhr, standen beide am Bahnsteig: Ihre Handys hatten geläutet und sie waren kurz ausgestiegen, um zu telefonieren. So berichtet es die Bundespolizei. Doch die Eltern und das Baby hatten Glück: Im Zug saß auch ein Polizist.
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Kommissar passte im Zug auf das Baby auf
Philipp Sedlmeier, Oberkommissar im Münchner Präsidium, saß als Passagier in dem Regionalexpress, und zwar in Uniform. Die Eltern am Bahnhof hatten sich an die Bundespolizei gewandt, die informierte den Zugführer, der schickte Schaffner und Schaffnerin los - und diese baten Sedlmeier um Hilfe. "Sie haben gesagt, da ist ein kleines Kind im Abteil alleine", erzählte Sedlmeier im Interview mit Bayern1. "Und wie ich das Kind gesehen habe, war ich schon sehr überrascht, dass es ein Säugling war, der noch nicht mal ein Jahr alt war. In einer Babyschale."
Das Kind sei ruhig gewesen, erinnert er sich. "Es hat kurz die Augen aufgemacht, da habe ich ihr gewunken, dann hat sie mich angelacht und wieder weitergeschlafen. Ich hätte eher damit gerechnet, dass sie schreit, wenn sie merkt, dass Mama und Papa nicht da sind. Aber sie war sogar die ganze Zugfahrt ruhig. Sie hat dann noch weitergeschlafen."
Polizeikollegen helfen zusammen
Sedlmeier wusste, dass die Wache der Bundespolizei in München direkt neben dem Gleis liegt, von dem der Zug abgefahren war. Er habe telefonisch Kontakt mit der Bundespolizei aufgenommen, erzählte er, und konnte so die Eltern schnell beruhigen: "Ich bin beim Kind, es schläft und ist ruhig, und wir betreuen es."
Die Polizisten riefen einen Streifenwagen der Bundespolizei und einen Funkwagen der Polizeiinspektion Freising an den Freisinger Bahnhof, den nächsten Halt des Zuges. "Die haben mich am Gleis erwartet und ich habe ihnen die Kleine gleich übergeben. So war sie lückenlos betreut", sagte Sedlmeier. Die Freisinger Kollegen hätten auf die Kollegen der Bundespolizei gewartet und die hätten die Familie wieder zusammengeführt - knappe eineinhalb Stunden nach der unfreiwilligen Trennung.
Ein Baby: Neu auf der Liste unerwarteter Bahn-Ereignisse
Dass einem in der Bahn Unerwartetes begegnen kann - das wusste Sedlmeier schon. "Ich habe schon öfter im Zug was gehabt, vom Herzstillstand bis zum Gepäckvergessen, entweder waren Leute im Zug und das Gepäck nicht oder umgekehrt - aber so eine kleine Maus hab ich auch noch nicht erlebt. Da hab ich schon auch erstmal geschaut." Er hat geschaut - und dann geholfen.
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