6.40 Uhr, Erkersreuth im Landkreis Wunsiedel. Die 18-jährige Luise Föhst steigt in den ankommenden Schülerzug ein. Sie fährt täglich nach Naila im Landkreis Hof, weil sie dort an der Bekleidungsfachschule eine Ausbildung macht. Dazu muss sie in Hof umsteigen. In der Früh beträgt die Wartezeit eine knappe halbe Stunde – aus ihrer Sicht verschmerzbar. Bis vor einem guten Jahr hatte sie auch auf dem Rückweg die Züge von Bad Steben über Naila nach Hof und dann von Hof nach Selb genutzt.
Die im Stundentakt fahrenden Züge Hof-Bad Steben und Hof-Selb verpassen sich am Hofer Hauptbahnhof planmäßig um rund fünf Minuten. Luise würde damit für eine einfache Strecke von rund 50 Kilometern inklusive Wartezeit fast zwei Stunden brauchen.
Eine Stunde Wartezeit bis zum Umsteigen
Das Problem besteht seit dem Fahrplanwechsel Ende des Jahres 2023. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Verbindung ab Hof über Selb ins tschechische Cheb (Eger) erweitert. Die Züge wurden deshalb in die Anschlüsse am Bahnhof in Cheb eingetaktet, zum Beispiel nach Karlovy Varý (Karlsbad) oder an den IC nach Prag. Nicht mehr wie vorher in die Anschlüsse am Hofer Hauptbahnhof. Dadurch schaffen es zum Beispiel auch Schüler der Realschule in Rehau nicht mehr, nach Schulschluss rechtzeitig zu Fuß zum Bahnhof zu kommen – auch sie müssten dann eine knappe Stunde warten.
Verkehrsausschuss beschließt zusätzlichen Zug
Mehrere Privatpersonen hatten in Petitionen an den bayerischen Landtag gefordert, zum alten Takt zurückzukehren. Mit steigender medialer Aufmerksamkeit fanden sie dann auch die Unterstützung der betroffenen Städte und Landkreise. Mehrfach landeten die Beschwerden auf der Tagesordnung des Landtagsausschusses für Wohnen, Bau und Verkehr, wurden aber immer wieder verschoben.
In der Sitzung am Dienstag (25.03.25) sind dann einstimmig Verbesserungen beschlossen worden: Auf der Bahnstrecke Hof-Selb soll im ersten Schritt ab Ende des Jahres mittags ein zusätzlicher Schülerzug eingesetzt werden. Mit etwas Glück Mitte, spätestens aber Ende 2026 soll auf der Strecke dann dauerhaft ein zusätzlicher Zug im Zwei-Stunden-Takt verkehren, der wieder am alten Fahrplan mit den guten Anschlüssen in Hof orientiert ist. Die verbesserten Verbindungen nach Tschechien bleiben damit unangetastet.
Zugtakt: Ein Politikum
Für den Landtagsabgeordneten des Stimmkreises Hof, Kristan von Waldenfels (CSU) bietet diese Lösung für die Region ausschließlich Verbesserungen – für niemanden verschlechtere sich etwas. Bei den langen Zeiten bis zur Änderung müsse man die große Komplexität der Planung und Verzahnung von Bahnlinien bedenken – auch weil die Gleise rund um Hof bereits stark belegt seien.
Daniela Mühlbauer aus Selbitz (Lkr. Hof) hatte die erste Petition zu diesem Thema an den Landtag gerichtet. In einer ersten Reaktion begrüßte sie die Entscheidung grundsätzlich, äußerte allerdings deutliche Kritik an den langen Zeitabständen. Es habe lange gedauert, bis sich die Politik dem Problem überhaupt angenommen habe und nun noch länger, bis nun eine Verbesserung eintritt.
Luise Föhst werden die Änderungen für ihren Heimweg von der Bekleidungsfachschule nichts mehr bringen: Sie wird ihre Ausbildung im Sommer abschließen. Die 18-Jährige wird also weiter mit einer anderen Direktverbindung nach Marktleuthen fahren: 15 Kilometer von Erkersreuth entfernt, und sich dort von ihren Eltern abholen lassen. "Für alle Stress", wie sie sagt – und für sie ein schmerzhafter Verlust an Selbstständigkeit.
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