Der Bahnhof in Eichstätt ist kurios und ein großes Ärgernis: Viele Reisende stranden an dem Umsteigebahnhof – gefühlt im Nirgendwo. Er liegt knapp fünf Kilometer außerhalb der Stadt. Um nach Eichstätt zu kommen, müssen Reisende hier umsteigen. Dann geht es mit einigen Zwischenstopps mit einem kleinen Zug nach Eichstätt-Stadt. Wer das nicht weiß, ist erst mal überrascht, wenn er zwischen Bäumen und Felsen ankommt.
Und auch die Baumaßnahmen finden viele Eichstätter verrückt: Die Dächer der Unterstände mussten im Jahr 2020 saniert werden. Laut Bahn war die Standsicherheit gefährdet. Die Bahn veranschlagte dafür 350.000 Euro. Doch die tatsächliche Rechnung fiel niedriger aus. Die Sofortmaßnahme kostete "nur" rund 70.000 Euro. Doch jetzt – zwei Jahre später – wird schon wieder gebaut.
Neue Dächer und Beleuchtung, aber kein Lift
Seit einigen Wochen rücken wieder die Bagger an: Nach nur zwei Jahren werden die Unterstände wieder abgerissen und komplett neu gebaut. Dazu kommen eine neue Beleuchtung in der Unterführung und Arbeiten an der Oberleitung.
Doch viele Reisende würden sich andere Baumaßnahmen am Umsteige-Bahnhof wünschen: "Lieber weniger Geld in die Dächer, dafür vielleicht ein Fahrstuhl, damit es barrierefrei wird", meint eine Reisende. Eine andere sagt: "Wir haben extra den Klapp-Buggy heute dabei, da wäre ein Fahrstuhl gut." "Bodenlos" findet es eine andere junge Frau, dass der Bahnhof trotz aktueller Baumaßnahmen nicht barrierefrei ausgebaut wird.
Endstation für Rollstuhlfahrer
Beide können den Bahnhof jedoch nutzen – trotz Kinderwagen und schwerem Koffer – wenn auch mit Unannehmlichkeiten. Anders ist es bei der 22-jährigen Studentin Nina Mayer.
Für die Rollstuhlfahrerin aus Eichstätt ist der Bahnhof keine Option. Am Stadtbahnhof könnte sie theoretisch noch mit Hilfe einer Rampe einsteigen. Am Umsteigebahnhof wäre dann aber Endstation.
"Ich muss mich mit dem Auto nach Dollnstein fahren lassen. Ab da geht es dann", berichtet die junge Frau. Das sei auch ein Grund, warum sie es sich derzeit nicht vorstellen kann, dauerhaft in Eichstätt zu leben.
76 Prozent der bayerischen Bahnhöfe stufenfrei
Laut Bahn sind derzeit etwa 76 Prozent der Bahnhöfe in Bayern stufenfrei zu erreichen. Damit schaffe man immerhin einen barrierefreien Zugang für vier von fünf Reisenden. Der Bahnhof Eichstätt passe derzeit allerdings in kein Förderprogramm – weder vom Bund noch vom Freistaat. Der Ausbau stehe aber nach wie vor auf der Agenda, heißt es von der Bahn.
Norbert Moy von Pro Bahn sieht dieses Prozedere sehr kritisch: "Hoffentlich passt dann auch alles zu den aktuellen Baumaßnahmen. Und Baustellen bedeuten natürlich immer Einschränkungen für die Reisenden." Der Eichstätter Oberbürgermeister Josef Grienberger hat Sorge, dass der Ausbau nach der Sanierung wieder ganz hinten ansteht: "Jetzt sieht man dem Bahnhof an, dass was gemacht werden muss. Wenn er dann mit maßgeschneiderten Dächern dasteht, vergisst man die Barrierefreiheit vielleicht eher." Der Inklusionsbeauftragte der Stadt, Adelbert Lina, fordert von der Bahn eine schnelle Lösung: "Ein Treppenlift oder ein Aufzug! Etwas, das sich in den nächsten ein bis zwei Jahren umsetzen lässt."
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