Die Bahnstrecke Kempten-Oberstdorf soll elektrifiziert werden. Das kündigte Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter am Mittwoch nach einem Gespräch mit der Oberallgäuer Landrätin Indra Baier-Müller an. Damit würde dann die Illertalbahn von Ulm bis Oberstdorf elektrisch betrieben. Wann es soweit sein soll, dazu gab es keine Informationen.
Für die Strecke Ulm-Kempten sei die Vorplanung fast abgeschlossen; hier beginne, so der Verkehrsminister, nun die Entwurfs- und Genehmigungsplanung. Der Planungsauftrag für die Verlängerung bis Oberstdorf soll voraussichtlich im nächsten Jahr kommen.
Oberallgäuer Landrätin plant attraktiveren Nahverkehr
"Seitens des Landkreises werden wir bereits in den kommenden Jahren wichtige Schritte für einen attraktiveren Nahverkehr auf den Weg bringen", sagte Indra Baier-Müller. Vorgesehen sind demnach die Gründung eines Verkehrsverbunds und ein deutlicher Ausbau des Busangebots. Für die Übernachtungsgäste soll es eine ÖPNV-Nutzung geben, die über den Kurbeitrag finanziert wird.
IHK lobt angekündigte Elektrifizierung
Die Industrie- und Handelskammer Schwaben begrüßt die Ankündigung Bernreiters, die Illertalbahn durchgehend zu elektrifizieren. Josef Brandner, stellvertretender Präsident der IHK-Schwaben, sagte laut einer Mitteilung: "Eine durchgehende Elektrifizierung wäre ein durchschlagender Erfolg und von eminenter Bedeutung für die Tourismusregion Allgäu. Nur einen Teil der Strecke auszubauen, hätte einen zusätzlichen Umstieg für Reisende ins Oberallgäu in Kempten notwendig gemacht, über den Umstieg in Ulm hinaus, und diese Region ins Hintertreffen gegenüber Urlaubszielen gebracht, die heute schon mit durchgehenden ICE- und IC-Zügen elektrisch erreichbar sind."
Wirtschaft fordert rasche Umsetzung der Elektrifizierungspläne
Die Wirtschaft setze darauf, dass der Ankündigung nun schnell die Realisierung folge, so die IHK Schwaben. Das Beispiel München-Memmingen-Lindau vor wenigen Jahren habe gezeigt, wie schnell sich die Elektrifizierung umsetzen lasse, wenn die notwendigen Entscheidungen erst einmal gefallen seien. Auch bei der Illertalbahn sollte dies laut Brandner nun gelingen - nach fast 40 Jahren Diskussion.
Oberstdorf sei mittlerweile neben Sylt die einzige Fernzug-Destination Deutschlands, die noch mit Dieselloks angefahren werde. Wichtig ist aus Sicht der IHK Schwaben aber auch ein zügiger Kapazitätsausbau südlich von Ulm, um funktionierende Anschlüsse vom und ins Allgäu zu den ICE-Zügen in Ulm herzustellen. Das erfordere mindestens einen durchgehenden zweigleisigen Ausbau zwischen Neu-Ulm und Senden sowie nördlich von Memmingen.
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Pro Bahn unterstützt Elektrifizierungspläne des Freistaats
Auch der Fahrgastverband Pro Bahn begrüßt die aktuellen Fortschritte des Freistaats bei der geplanten Elektrifizierung der Bahnstrecke von Ulm über Kempten bis Oberstdorf - fordert aber gleichzeitig die Umsetzung weiterer Maßnahmen im Bereich zwischen Kempten und Buchloe, wie aus einer Pressemitteilung des Verbands hervorgeht. Lukas Iffländer, Vorsitzender von Pro Bahn Bayern, betonte, dass die Elektrifizierung der genannten Strecken sinnvoll und richtig sei und Unterstützung verdiene. Des Weiteren fordert der Verband, dass auf allen Strecken im Allgäu ab der nächsten Nahverkehrsausschreibung ausschließlich (batterie)elektrische Züge eingesetzt werden sollten.
Pro Bahn fordert Elektrifizierung des gesamten Allgäunetzes
Laut Pro Bahn sind die angekündigten Maßnahmen ein positiver Schritt, jedoch sei als nächstes eine Oberleitung im Bereich Buchloe/Bissenhofen nötig, idealerweise die durchgehende Strecke zwischen Buchloe und Kempten. Dadurch könnten auch die Züge auf der Strecke Augsburg-Füssen batterieelektrisch betrieben werden, und das gesamte Allgäunetz könnte elektrifiziert werden. Perspektivisch sei auch die vollständige Elektrifizierung der Ludwigs-Süd-Nord-Bahn zwischen Kißlegg, Kempten, Buchloe und Augsburg sinnvoll.
Die Maßnahmen, die für die nächste Nahverkehrsausschreibung des Landes erforderlich sind, sollten nach den Forderungen von Pro Bahn bis spätestens Ende des Jahrzehnts abgeschlossen sein. Iffländer zeigt sich optimistisch, dass dieses Ziel erreichbar ist, wenn der Freistaat Bayern konsequent darauf hinarbeite. Derzeit sind die Aufträge für den Nahverkehr auf der Schiene voraussichtlich bis Ende 2029 oder 2030 mit Dieselfahrzeugen vergeben.
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