Anzeigetafel weist auf mögliche Zugausfälle wegen des Sturmtiefs Zoltan hin
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Lage nach "Zoltan": Hochwasser und volle Züge am Wochenende

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Lage nach "Zoltan": Orkanböen, Hochwasser und volle Züge

Sturmtief "Zoltan" ist über Deutschland hinweggezogen, doch auch heute soll es erneut heftig regnen und schneien. Der DWD warnt in Bayern vor Orkanböen. Zudem kann es zu Hochwasser kommen. Bahnreisende müssen am Wochenende mit vollen Zügen rechnen.

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Nachdem das Sturmtief "Zoltan" über Deutschland hinweggezogen ist, werden für Samstag in Deutschland regional heftige Regen- oder Schneefälle erwartet. Die Behörden warnen für Teile von Bayern, Niedersachsen, Hamburg und Sachsen-Anhalt vor Hochwasser.

Wetterdienst warnt in Bayern vor Orkanböen

In den Hochlagen der Alpen und des Bayerwaldes warnt der Deutsche Wetterdienst zudem vor Orkanböen. "In den Alpen treten oberhalb 1.500 Metern bis zum Abend, im Bayerwald oberhalb 1.000 Metern bis Sonntagvormittag zeitweise orkanartige Böen bzw. Orkanböen zwischen 100 und 120 km/h aus westlichen Richtungen auf", so der DWD am Samstagvormittag. Der Aufenthalt im Freien sei zu vermeiden, heißt es. Es könnten Bäume entwurzelt werden.

In Oberbayern betrifft dies die Kreise Bad Tölz-Wolfratshausen, Berchtesgadener Land, Garmisch-Partenkirchen, Miesbach, Rosenheim und Traunstein. In Niederbayern sind die Kreise Deggendorf, Freyung-Grafenau, Regen und Straubing-Bogen betroffen. Zudem in der Oberpfalz der Kreis Cham und in Schwaben die Kreise Oberallgäu und Ostallgäu.

Deutsche Bahn: Schäden durch "Zoltan" weitgehend beseitigt

Die Deutsche Bahn hat die Sturmschäden nach eigenen Angaben weitgehend beseitigt. Im Regionalverkehr gebe es keine Einschränkungen mehr und auch im Fernverkehr verkehrten die meisten Verbindungen wieder normal, wie ein Bahnsprecher auf Anfrage mitteilte. Eine Ausnahme ist nach wie vor die Verbindung zwischen Köln und München, bei der es eine Störung auf Höhe von Hamm gibt. Außerdem liege noch ein Baum im Gleis zwischen Regensburg und Nürnberg, der die Verbindung auf dieser Strecke störe, so der Bahnsprecher. Am Münchner Hauptbahnhof geht es am Tag vor Heiligabend tatsächlich größtenteils ruhig und geordnet zu. Nur vereinzelt beschwerten sich Fahrgäste über ausgefallene Verbindungen oder darüber, dass sie trotz Aufhebung der Zugbindung keine Alternativen nutzen konnten.

Bahn rechnet mit vollen Zügen am Wochenende

Aufgrund der bevorstehenden Feiertage seien die Fernverkehrszüge sehr stark ausgelastet. Zu dem ohnehin starken Weihnachtsverkehr kommen laut Bahn Reisende hinzu, die ihre Anreise wegen des Sturms auf das Wochenende verlegen mussten: "Es wird sicherlich voll", sagte eine Bahn-Sprecherin.

Die Deutsche Bahn hat den Angaben zufolge seit Donnerstag und bis Neujahr 60 zusätzliche Züge im Einsatz. Sie fahren auf stark nachgefragten Strecken wie zum Beispiel der Strecke Köln-Frankfurt-Stuttgart-München. Auch für die Woche zwischen den Jahren rechnet die DB mit einer gleichmäßig verteilten hohen Nachfrage.

Reisende, die ihre Fahrt infolge des Sturms verschieben wollen, können auch heute ihr Ticket zu einem späteren Zeitpunkt nutzen. Das hat die Bahn bereits am Freitagabend mitgeteilt. Wegen des anstehenden Feiertagsverkehrs und der damit ohnehin einhergehenden hohen Auslastung riet das Unternehmen aber dazu, auf voraussichtlich weniger volle Verbindungen auszuweichen und sich vorab zu informieren.

Reger Verkehr auch am Samstag

Laut ADAC rollt mittlerweile auch die Reisewelle per Auto. Für Samstag erwartet der ADAC erneut regen Verkehr auf den Straßen in Deutschland. Von überall her seien Menschen unterwegs, sie machten Verwandtenbesuche, seien auf dem Weg in den Urlaub oder zum Einkaufen. An Heiligabend dürfte es etwas ruhiger zugehen.

Flüge und Skiausflüge: Vorab informieren

Passagieren wird empfohlen, rechtzeitig zum Airport zu kommen und sich vor der Anreise über den Status ihres Fluges zu informieren. Denn gerade in der kalten Jahreszeit könne es "bei den Dienstleistungsunternehmen zu Verzögerungen im Betriebsablauf kommen", heißt es in einer Mitteilung der Flughafen München GmbH (FMG).

In den gesamten Ferien planen die Airlines insgesamt rund 11.500 Flüge zu weltweit 160 Zielen. Die meisten Flüge führen erneut nach Spanien, Italien und Frankreich. Der Betrieb am Flughafen München endet auch an Heiligabend erst tief in der Nacht.

Auch Wintersportlerinnen und -sportler erwischt der Sturm: So soll etwa das Skigebiet Spitzingsee bis einschließlich Samstag komplett geschlossen bleiben, genauso wie das Skigebiet Sudelfeld.

Hochwasser an der Steinernen Brücke in Regensburg
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Hochwasser Regensburg

Dauerregen und teils viel Neuschnee

Neuschnee wird vom Thüringer Wald bis zum Bayerischen Wald in Lagen oberhalb von 600 bis 800 Metern erwartet, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Samstagmorgen mitteilte. Dem DWD-Bericht zufolge ist im Erzgebirge am Samstag mit ergiebigen Schneemengen in kurzer Zeit zu rechnen. Deshalb drohten Bäume umzufallen und Äste abzubrechen. Bis Samstagvormittag sei darüber hinaus vom Osten Schleswig-Holsteins und Ostniedersachsen bis in die Lausitz Glätte durch Schneematsch möglich.

Infolge des Dauerregens sei vielerorts mit Niederschlägen von 60 bis 90 Liter pro Quadratmeter in 48 bis 72 Stunden zu rechnen, hieß es weiter vom DWD. Für einige Regionen werden auch Unwetter mit 90 bis 120 Liter pro Quadratmeter vorhergesagt. In den östlichen Mittelgebirgen sollen ab Samstagabend die Niederschläge zunehmend in Regen übergehen und Tauwetter einsetzen.

Grafik: Bayernkarte - Wetterwarnungen des DWD

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) informiert über Wetterlagen und gibt auch im Ernstfall amtliche Unwetterwarnungen heraus. Abgestuft werden diese in vier Kategorien:

Stufe 1 (gelb): Gewitter: elektrische Entladung, auch in Verbindung mit Windböen ab 50 km/h.

Stufe 2 (orange): Starkes Gewitter: in Verbindung mit Sturmböen, schweren Sturmböen bis 104 km/h, Starkregen oder Hagel

Stufe 3 (rot): Schwere Gewitter: mit Hagelschlag, heftigem Starkregen oder orkan(artigen) Böen bis 119 km/h, ggf. Tornadogefahr (rot)

Stufe 4 (dunkelrot): Extremes Gewitter: mit Hagelschlag, extrem heftigem Starkregen oder extremen orkan(artigen) Böen ab 120 km/h, ggf. Tornadogefahr.

Lila: Hitzewarnung / Rosa: UV-Warnung / Grün: Keine Warnung / Schraffiert: Vorab-Warnung

Teils angespannte Hochwasserlage

Angesicht kräftiger Niederschläge bleibt die Hochwasserlage in Bayern in den nächsten Tagen angespannt. Die Pegelstände nördlich der Donau seien verbreitet bereits kräftig angestiegen, teilte der Hochwassernachrichtendienst (HND) am Samstagmorgen mit.

Niederschläge sollen vor allem in Oberfranken und in der Oberpfalz fallen - diese Regionen sind laut HND bereits von Hochwasser betroffen. Über das Wochenende werden die Wasserstände den Prognosen zufolge insbesondere dort und im Bayerischen Wald weiter steigen. In Teilen Ober- und Unterfrankens sowie in der Oberpfalz wurde am Samstagmorgen Meldestufe drei (Warnung vor Überschwemmungen für bebaute Gebiete) erreicht. Am Fluss Röden bei der Stadt Rödental (Landkreis Coburg) könne die Meldestufe vier nicht ausgeschlossen werden.

Im Landkreis Lichtenfels ist die Kreisstraße zwischen den Ortschaften Wiesen und Döringstadt wegen Hochwassers gesperrt worden. Das teilte das Landratsamt Lichtenfels am Samstag mit. Die Kreisstraße entlang des Mains zwischen Wiesen, einem Stadtteil von Bad Staffelstein, und Dörnstadt, einem Ortsteil der Marktgemeinde Ebensfeld, kann laut Mitteilung in beiden Richtungen nicht mehr befahren werden. Das Wasserwirtschaftsamt rechnet mit einem weiteren Anstieg des Pegelstands im Landkreis Lichtenfels. Laut Hochwassernachrichtendienst soll voraussichtlich am Sonntagmorgen die Meldestufe 3 erreicht werden. Bebaute Grundstücke und Keller können dann überflutet werden.

Bei Passau ist der Pegelstand der Ilz in der Nacht schneller gestiegen als erwartet. Laut Prognose des staatlichen Hochwassernachrichtendienstes wird der Scheitel der Ilz an Heiligabend knapp unter Meldestufe 4 erwartet. Seit dem frühen Morgen verbaut die Feuerwehr im Passauer Stadtteil Hals Sandsäcke. Die Achatiusstraße und der Innkai sind gesperrt.

Auch die Pegelstände des Flusses Regen im Landkreis Cham steigen weiter an. Laut Kreisbrandrat Michael Stahl wird aktuell davon ausgegangen, dass morgen Vormittag die höchste Hochwassermeldestufe 4 deutlich überschritten wird. Derzeit laufen Vorbereitungsmaßnahmen in der Kreisstadt, über 150 Einsatzkräfte bestehend aus Feuerwehr, THW und BRK sind aktuell im Einsatz. Etliche Tausend Sandsäcke werden momentan von den Feuerwehren befüllt und ausgeliefert. Falls die prognostizierten Pegelstände tatsächlich so eintreten, sind allein in der Stadt Cham über 100 Menschen und ihre Häuser betroffen sowie rund zehn gewerbliche Betriebe.

Lawinengefahr: In den bayerischen Bergen teils Warnstufe 4

Neuschnee und Orkanböe lassen die Lawinengefahr in höheren Lagen der bayerischen Berge steigen. Gebietsweise herrscht am Wochenende sogar großes Lawinenrisiko, teils mit Warnstufe vier von fünf, wie das Bayerische Landesamt für Umwelt am Freitagabend mitteilte.

Konkret ist die Lawinengefahr in den hohen Lagen der Berchtesgadener Alpen, des Zugspitzgebiets und am Allgäuer Hauptkamm groß. In niedrigeren Gebieten herrscht ebenfalls erhebliche Gefahr und damit Stufe drei auf der fünfteiligen Skala.

In niederschlagsreichen Gebieten könnten Lawinen große Ausmaße annehmen und exponierte Verkehrswege gefährden, so das Landesamt. Über die Weihnachtstage mit höheren Temperaturen bleibe die Lage in den gefährdeten Bereichen angespannt.

"Ruhige Nacht" - wenige Unwettereinsätze in Bayern

Eingenickte Äste, umgestürzte Bäume, überschwemmte Straßen: Wegen des Sturmtiefs "Zoltan" sind Einsatzkräfte in Bayern von Freitag auf Samstag mehrfach ausgerückt. Die Nacht sei im Großen und Ganzen jedoch ruhig verlaufen, wie die Polizeipräsidien im Freistaat am Morgen mitteilten. Schwerwiegendere Verletzungsfolgen wegen des Unwetters habe es demnach nicht gegeben. Auch der entstandene Schaden halte sich in Grenzen.

In Niederbayern kam es bis Samstagfrüh zu 63 witterungsbedingten Einsätzen, wie das Polizeipräsidium mitteilte. Überwiegend seien die Einsatzkräfte wegen entwurzelter Bäume oder herabgefallener Äste ausgerückt. Auf der Autobahn 3 wurde deshalb den Angaben zufolge gleich zweimal hintereinander der Verkehr beeinträchtigt. So stürzte erst ein Baum auf die Abfahrt an der Anschlussstelle Passau Süd und später ein weiterer auf die Fahrbahn Richtung Österreich zwischen den Anschlussstellen Iggensbach und Garham/Vilshofen. Nachdem zwei Fahrzeuge mit dem Baum zusammengestoßen waren, wurde die Strecke zeitweise gesperrt.

In Untergriesbach (Landkreis Passau) stürzte laut Polizei ein an einem Gebäude aufgestelltes Gerüst in sich zusammen. Feuerwehrkräfte brachten den Rest des Gerüsts kontrolliert zu Fall, um eine weitere Gefährdung auszuschließen. In Bad Abbach im Landkreis Kelheim deckte der Sturm das Dach eines Verbrauchermarktes ab. Es entstand ein schätzungsweise sechsstelliger Schaden.

In Oberbayern blieb die Zahl der witterungsbedingten Unfälle laut Polizeisprechern "relativ überschaubar". Die Nacht sei sehr ruhig gewesen. Ähnlich auch in Schwaben, Mittelfranken und Unterfranken. In der Oberpfalz kam es zu über 100 witterungsbedingten Einsätzen. In Oberfranken habe es eine "minimale Steigerung im Vergleich zu sonst" gegeben, so ein Sprecher.

Im Video: Einige Skigebiete sind geschlossen

Umgestürzte Bäume und gesperrte Straßen - statt weißer Weihnacht wird in Bayern heuer mit Dauerregen und Hochwasser gerechnet.
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Umgestürzte Bäume und gesperrte Straßen - statt weißer Weihnacht wird in Bayern heuer mit Dauerregen und Hochwasser gerechnet.

Mit Informationen von dpa, AFP und epd

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