Die nasse Witterung der letzten Wochen und die somit feuchten Böden sind die ideale Voraussetzung für die Pflanzungen: Forstwirtinnen und Forstwirte ergänzen die Wälder um zahlreiche neue Bäume. Am vergangenen Freitag zum Beispiel brachten sie in einem Wald bei Sinzing im Landkreis Regensburg zahlreiche Weißtannensetzlinge in den Boden.
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50 neue Tannen pro Stunde
Forstwirt Uli Nowak pflanzt eine kleine Tanne in den feuchten Waldboden. Mit einer sogenannten Rhodener Pflanzhaue schlägt er eine Kerbe in den Boden. Nun steckt er die kleine Weißtanne in den Erdspalt, schüttet ihn mit den Händen wieder zu und zieht leicht die Pflanze ein Stück nach oben, damit die Wurzeln nach unten ausgerichtet werden. Er trägt grüne und neon-orangene Arbeitskleidung, um seine Hüfte herum hängen zwei große weiße Taschen. Darin 50 kleine Tannensetzlinge. So viel pflanzt er in einer Stunde.
Die Tannen sind nur ein Stück größer als seine Handfläche und trotzdem schon drei Jahre alt. Auf ihren Nadeln ist ein weißes Mittel. Das ist reines Schafwollfett. Für Rehe riecht es übel. Es soll verhindern, dass die Rehe die kleine Tanne anknabbern, erklärt Hans Mages, Leiter des Forstbetriebs Burglengenfeld.
Die gepflanzten Tannen sollen gut wachsen. Sie kommen mit Trockenheit besser klar als Fichten, weil sie tief zum Wasser hinwurzeln. Am Rand dieses Waldes stehen außerdem viele kleine Elsbeere-Bäume. Sie kommen gut mit Wärme klar. Mindestens vier verschiedene Baumarten soll es in den bayerischen Staatsforsten geben. So das Ziel. Denn: Allein auf eine einzelne Baumart zu setzen, wäre angesichts der Klimaveränderungen zu gefährlich.
Fichten sind Verlierer des Klimawandels
Doch derzeit stehen in diesem Wald vor allem Fichten. "Die Fichte ist eine Gebirgsbaumart. Sie kommt eigentlich aus den Alpen oder dem Bayerischen Wald und braucht sehr viel Niederschlag und kühle Temperaturen. Sie wurde aus Forstlichen Gründen hier eingeführt", erklärt Hans Mages. "Sie ist robust, schnellwachsend, liefert hervorragendes Bau- und Brennholz. Doch sie leidet jetzt als Gebirgsbaum sehr stark unter den veränderten Klimabedingungen, also unter Dürrephasen. Sie ist sehr sturmwurfanfällig, weil sie sehr flach wurzelt."
Die Fichte ist also eine Klimawandelverliererin. Weil absehbar ist, dass sie in den nächsten Jahren leiden wird, werden in Bayerns Staatswäldern andere klimaresistentere Bäume gepflanzt: fünf bis sechs Millionen Pflanzen pro Jahr.
Auch Raritäten wachsen in Bayerischen Staatsforsten
Neben alten Bekannten wie Tanne, Buche, Douglasie oder Eiche sind auch viele Raritäten unten den Bäumen, die in diesem Frühjahr gepflanzt werden, zum Beispiel: Edelkastanie, Spitzahorn und Vogelkirsche. Damit die Pflanzen gut anwachsen, haben die Försterinnen und Förster einen Wunsch, den sonst kaum einer hat: ein feuchtes und kühles Frühjahr und auch im Sommer immer wieder ein paar Niederschläge.
Im Video: Lebensgemeinschaft Wald
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