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Bayerischer Wald: Die Angst vor einem Atommüll-Endlager

Bayerischer Wald: Die Angst vor einem Atommüll-Endlager

Dieses Thema bewegt die ganze Region: Dem Bayerischen Wald droht die Errichtung eines Atommüll-Endlagers. Eine spezielle Koordinierungsstelle soll schon bald dagegen Argumente liefern. Die Staatsregierung blickt derweil mit Sorge nach Tschechien.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

In Niederbayern wächst die Angst, ein Atommüll-Endlager in die Region zu bekommen. Der Regierungsbezirk will sich daher mit einer eigenen Koordinierungsstelle am Landratsamt in Freyung wappnen.

Ein Experte soll den gesamten Prozess der Standortsuche beobachten und Argumente parat haben, die gegen die Region sprechen - sollte der Saldenburger Granit im Bayerischen Wald in die engere Standort-Auswahl kommen. "Wir müssen uns in diesem Prozess einfach strukturierter und professioneller aufstellen", begründet Landrat Sebastian Gruber (CSU) die Entscheidung auf BR-Anfrage. Er meint, eine bundespolitische Strategie zu erkennen: dass ein Standort in Bayern gefunden werden soll.

Abstimmung in den kommenden Wochen

Die Koordinierungsstelle am Landratsamt Freyung-Grafenau wird durch Niederbayerns Landkreise und kreisfreie Städte finanziert - so die Idee. In den kommenden Wochen wird darüber abgestimmt, der Landkreis Deggendorf gab bereits grünes Licht. "Ich freue mich, dass sich zwischen Kelheim und Freyung alle dran beteiligen wollen", sagt Gruber. Vorbild sei Oberfranken, hier gibt es schon eine Koordinierungsstelle.

Geologische Kriterien: Großteil des Freistaats geeignet

Im September 2020 veröffentlichte die Bundesgesellschaft für Endlagerung eine Karte aller Gebiete, die rein unterirdisch im Moment als grundsätzlich geeignet bewertet wurden. Mehr als die Hälfte des Freistaats kommt demnach in Frage.

Nach und nach sollen die Gebiete nach bestimmten Kriterien und Sicherheitsuntersuchungen eingegrenzt werden. Grundsätzlich kommen drei Gesteinsformen in Frage: Ton, Salz und Granit. Der Saldenburger Granit ist seit Jahrzehnten als Standort im Gespräch.

Nationalpark als Gegenargument

Die Region um die Gemeinden Thurmansbang und Saldenburg befürchten, in die engere Auswahl zu kommen, weil zumindest ein Kriterium erfüllt wäre: Rund um das Wirtsgestein gibt es keine dichte Wohnbebauung. Die Gegner argumentieren mit dem Nationalpark Bayerischer Wald. Ein Atommüll-Endlager könne nicht 25 Kilometer vor dem Nationalpark gebaut werden.

Laut Landratsamt Freyung haben sich zudem einige der aktuell gewählten Suchkriterien zum Nachteil der Region verändert. "Geologische Untersuchungen etwa zeigen: Der Granit im Bayerischen Wald ist zerklüftet, mit Trennflächen und beweglichen Spalten. Er ist deshalb in Teilen undicht. Noch 2007 war das ein Ausschlusskriterium für ein Endlager und plötzlich soll es reichen, wenn die Behälter entsprechend dicht und eingeschlossen werden. Das macht uns skeptisch, ob hier ein faires Verfahren stattfindet", erklärt Gruber.

Blick über die Grenze macht ebenfalls Sorgen

Doch auch direkt hinter der Grenze zu Tschechien droht die Errichtung eines Atommüll-Endlagers. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat deswegen einen Brief an den tschechischen Regierungschef Petr Fiala geschrieben. In dem Schreiben äußert sich Söder unter anderem kritisch zu einem tschechischen Endlager in Grenznähe: Bayern wende sich "entschieden gegen Pläne zum Bau eines tschechischen Atomendlagers im bayerisch-tschechischen Grenzgebiet". Dies würde die Bemühungen zum Erhalt des einzigartigen Lebens- und Naturraums Bayerwald/Böhmerwald "zunichtemachen", schrieb Söder und warnte vor einer nachhaltigen Beeinträchtigung des Lebens in der Region und großem Widerstand der Bevölkerung.

Ähnlich äußerte sich inzwischen auch Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler), der in einer Pressemitteilung zugleich auch seine Unterstützung für die niederbayerische Koordinierungsstelle deutlich machte.

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