"Bayern bleibt nach wie vor das sicherste aller Bundesländer", sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bei der Vorstellung der bayerischen Kriminalstatistik 2024. Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei pro 100.000 Einwohner im Freistaat insgesamt 4.218 Straftaten. Das sind 3,3 Prozent weniger als noch 2023.
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Ein Hauptgrund für den Rückgang der Fallzahlen ist die teilweise Legalisierung von Cannabis. Die Rauschgiftkriminalität in Bayern ist laut Statistik im vergangenen Jahr um insgesamt 39 Prozent gesunken, schlicht, weil manches nicht mehr strafbar ist. Dennoch bezeichnete Herrmann die Legalisierung von Cannabis als einen "schweren Fehler", da weitere Kontroll- und Überwachungsaufgaben die Polizei zusätzlich belasten würden.
Einbrüche von Banden aus Osteuropa beschäftigen die Polizei
Besorgnis bereite der Polizei "der steigende Anteil nicht-deutscher Tatverdächtiger", so Herrmann. Während der Anteil von Ausländern an der bayerischen Bevölkerung seit 2010 von 9,3 auf 16 Prozent im Jahr 2024 angestiegen sei, läge der Anteil nicht-deutscher Tatverdächtiger inzwischen bei 41 Prozent – im Vergleich zu 23,7 Prozent im Jahr 2010.
Vor allem Banden aus Osteuropa oder anderen EU-Ländern würden gezielt nach Bayern einreisen, um etwa in Wohnungen einzubrechen, sagte der Innenminister. Der Anteil der Tatverdächtigen unter der Gruppe der Zuwanderer, also etwa Asylbewerber, Menschen mit einer Duldung oder schutzberechtigte Kriegsflüchtlinge, machte im Vergleich zu allen Tatverdächtigen lediglich einen Anteil von elf Prozent aus.
Kritik an der Darstellungsform des Innenministeriums
Die Gegenüberstellung der Anteile nicht-deutscher und deutscher Tatverdächtiger wird von Experten kritisiert. So erklärte etwa das Bundeskriminalamt auf Anfrage des BR24 Faktenfuchses Ende Januar 2024: Unter Tatverdächtigen in der Kriminalstatistik seien auch Menschen ohne festen Wohnsitz in Deutschland - während die Bevölkerungszahlen nur die Menschen umfassen, die einen solchen festen Wohnsitz in Deutschland haben. Die Bevölkerungsstatistik zählt also beispielsweise keine Personen ohne Aufenthaltserlaubnis oder Touristen. Diese Gruppen können in der Statistik enthalten sein.
Polizeiforscher: Kriminalität vor allem "männliches Problem"
Hermann Groß von der Hessischen Hochschule für Polizei und Verwaltung warnte im Gespräch mit BR24 vor einigen Wochen ebenfalls vor einer verzerrten Darstellung: Kriminalität sei vor allem ein männliches Problem, so der Hochschullehrer. Wenn nun sehr viele junge Männer vorhanden seien, wie das unter Asylbewerbern häufig der Fall sei, müssten diese in der Statistik eigentlich mit jungen deutschen Männern verglichen werden.
Hohe Aufklärungsquote bei Gewaltkriminalität
Im vergangenen Jahr registrierte die Bayerische Polizei insgesamt 22.693 Fälle von Gewaltkriminalität, 5,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Großteil dieser Delikte waren gefährliche und schwere Körperverletzungen. Davon konnten fast 84 Prozent aufgeklärt werden. Bei Tötungsdelikten lag die Aufklärungsquote sogar bei knapp 95 Prozent.
Deutlicher Anstieg bei Vergewaltigungsdelikten
Die Zahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ist im vergangenen Jahr um 6,6 Prozent auf insgesamt 17.529 Fälle gestiegen, führte Herrmann aus, sprach aber auch von einer hohen Dunkelziffer. Vor allem Erwerb, Besitz und Herstellung von Kinderpornografie waren für diesen Anstieg verantwortlich.
Im Bereich der Vergewaltigungsdelikte verzeichnete die Polizei einen Anstieg von 14,3 Prozent auf knapp 1.500 Fälle. Drei Viertel der Opfer kannten dabei die jeweiligen Tatverdächtigen.
Sorge wegen Cyberkriminalität - Kritik von den Grünen
Die Zahl der im Internet begangenen Straftaten ist im vergangenen Jahr zwar um 5,2 Prozent auf insgesamt rund 45.000 Delikte zurückgegangen. Gleichzeitig stieg aber der angerichtete Schaden auf beinahe das Doppelte: 48,9 Millionen Euro nach 28 Millionen Euro im Vorjahr. Herrmann geht zudem von einer hohen Dunkelziffer aus.
Kritik kommt dazu von den Landtags-Grünen: Zu den Fällen aus dem Inland müssten noch die erstmals erfassten 79.000 Internetstraftaten aus dem Ausland hinzugerechnet werden. Zusammen würden diese einen Vermögensschaden von 280 Millionen Euro ausmachen. "Internettäter hält man mit keiner Grenzpolizei auf", sagte Florian Siekmann, Sprecher für Inneres der Landtags-Grünen. Stattdessen brauche es dringend mehr virtuelle Ermittler.
Mehr Geld für die Polizei
Das Innenministerium will weiter in die Sicherheit im Freistaat investieren. In den vergangenen 15 Jahren seien insgesamt 8.000 neue Stellen geschaffen worden, so dass nun mehr als 45.000 Menschen bei der Bayerischen Polizei arbeiteten, so Herrmann. Auch im Haushalt 2025 soll kräftig in den Personalbestand investiert werden.
Zum Nachhören: Vorstellung der bayerischen Kriminalstatistik 2024
Die Zahl der Straftaten in Bayern ist vor allem aufgrund der teilweisen Legalisierung von Cannabis gesunken.
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