Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will an allen Feiertagen im Freistaat festhalten. Mit Blick auf Forderungen, zur Ankurbelung der Wirtschaft einen Feiertag in Deutschland zu streichen, stellte Söder in München klar: "Bayern wird definitiv keinen Feiertag abschaffen."
Bayern hat die meisten Feiertage in Deutschland: Landesweit sind es zwölf (externer Link), in Gemeinden mit überwiegend katholischer Bevölkerung kommt Mariä Himmelfahrt als 13. hinzu, Augsburg hat darüber hinaus noch das Friedensfest und ist mit 14 Feiertagen Spitzenreiter.
Wirtschaftsweise: Streichung als Symbol genau richtig
Angestoßen hatten die Debatte Wirtschaftsexperten, um die Milliardenpakete für Verteidigung, Infrastruktur und Klimaschutz zu finanzieren. Der Präsident des Ifo-Instituts, Clemens Fuest, forderte vor zwei Wochen in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", das Arbeitsangebot der Menschen müsse gesteigert werden. "Es könnte jetzt zum Beispiel ein Feiertag gestrichen werden, um das zu erreichen."
Die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, antwortete kürzlich im "Spiegel" auf die Frage, ob Deutschland wie Dänemark einen Feiertag streichen sollte, um die Verteidigungsausgaben zu finanzieren: "Die Streichung eines Feiertages fände ich als Symbol genau richtig".
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) errechnete daraufhin, dass ein zusätzlicher Arbeitstag das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwischen fünf und 8,6 Milliarden Euro steigern könnte. Zwar wäre die Streichung eines Feiertags kompliziert und müsste von jedem Bundesland einzeln beschlossen werden. "Klar ist aber, dass wir vor einem riesigen demografischen Problem stehen. Künftig werden mehr Arbeitnehmer in Rente gehen, als Jüngere nachrücken", sagte IW-Experte Christoph Schröder. "Daher müssen wir nicht darüber reden, weniger zu arbeiten, sondern mehr."
Söder: "Fester Bestandteil der christlichen Prägung"
Auch CSU-Chef Söder beklagt seit Monaten einen Trend "zu immer weniger Arbeit, mehr Teilzeit und Work-Life-Balance". In Deutschland müsse wieder mehr gearbeitet werden. Im Herbst forderte die CSU in einem Parteitagsbeschluss eine "Agenda für die Fleißigen": "Mit einer Vier-Tage-Woche werden wir weder unseren Wohlstand erhalten noch im internationalen Wettbewerb bestehen können."
Bei der Zahl der Feiertage zieht Söder allerdings eine rote Linie. "Feiertage gehören zur kulturellen Identität Bayerns", argumentiert er. Zudem seien sie "fester Bestandteil der christlichen Prägung des Freistaates".
DGB: Mehr Gerechtigkeit, statt weniger Feiertage
Ein klares Nein zur Streichung eines Feiertags kam diese Woche auch vom DGB Bayern, wenngleich mit anderer Begründung als von Söder: "Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland leisten bereits enorm viel", sagte der bayerische DGB-Chef Bernhard Stiedl. "Jetzt von ihnen zu verlangen, noch mehr zu arbeiten, während die Reichen und Superreichen weiter geschont werden, ist inakzeptabel."
Laut DGB zeigt ein Länder-Vergleich, dass mehr Arbeitstage nicht automatisch zu höherer Produktivität führen: "Bayern hat mit 13 die meisten gesetzlichen Feiertage aller Bundesländer und liegt dennoch beim Bruttoinlandsprodukt pro Kopf auf Platz 2 hinter Hamburg." Und die Arbeitsproduktivität (BIP je Erwerbstätigenstunde) in Bayern habe 2023 mit 72,79 Euro deutlich über dem Bundesdurchschnitt gelegen (66,84 Euro).
"Unsere Gesellschaft braucht nicht weniger Feiertage, sondern mehr Gerechtigkeit", mahnte Stiedl. Nötig seien faire Löhne, gute Arbeitsbedingungen und eine gerechte Besteuerung der Vermögenden, statt "den Beschäftigten ihre verdienten Erholungszeiten nehmen".
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