Landwirt Michael Klampfl ist Obmann des Bauernverbandes im Landkreis Deggendorf und kennt die Klagen seiner Kollegen: Hausbrunnen haben niedrige Nitratwerte, aber die Höfe liegen trotzdem im "roten Gebiet", also im nitratbelasteten Gebiet. Das bedeutet Einschränkungen beim Düngen und viele zusätzliche Vorschriften. Grundlage für die Einteilung aller landwirtschaftlichen Nutzflächen in Bayern in grüne und rote Gebiete aber sind die Nitrat-Messstellen.
Nach Ansicht vieler Bauern gibt es zu wenige Messstellen und sie ständen oft an falschen Stellen, beispielsweise zu nahe an Kläranlagen oder Industriegebieten. Die Bauern fordern seit langem mehr Verursachergerechtigkeit. Die bayerische Staatsregierung hat deshalb angekündigt, dass es pro 50 Quadratkilometer jeweils eine Messstelle geben soll, 1.500 in ganz Bayern bis Ende 2024.
BR-Datenauswertung: Aktuell nur 828 Nitrat-Messstellen
In den vergangenen Jahren haben die Behörden an vielen Stellen Bohrungen durchgeführt und neue Messstellen geschaffen. Doch wie viele sind es aktuell tatsächlich? Das Umweltministerium hat auf die Frage des BR nicht mit einer Zahl geantwortet, sondern mit dieser vagen Aussage: "Die bayerische Wasserwirtschaftsverwaltung baut das Netz an Messstellen im Freistaat deutlich aus. Das Ziel von 1.500 Messstellen bis Ende des Jahres steht."
Das datenjournalistische Team BR Data hat deshalb öffentlich zugängliche Karten ausgewertet. Ergebnis: Es gibt in Bayern aktuell nur 828 Messstellen nach der europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Also etwas mehr als die Hälfte der angekündigten 1.500.
2025 Neueinteilung der roten und grünen Gebiete
Die neuen Messstellen wirken sich Ende nächsten Jahres aus: 2025 wird Bayern aufgrund ihrer Messergebnisse neu eingeteilt in rote und grüne Gebiete. Landwirt Michael Klampfl ist derzeit im roten Gebiet, auf über 300 Quadratkilometer Fläche gibt es nur zwei Messstellen. Er erhofft sich von einer geplanten neuen Messstelle in der Nähe seines Hofes in Außernzell, dass seine Flächen künftig nicht mehr rot, sondern grün sein werden. Denn die Düngebilanz, die er seit über 20 Jahren erstellt, zeige auf seinen Flächen eher eine Unterdüngung als eine Überdüngung.
Bei den Düngevorschriften alles offen
Die Zahl der Messstellen ist das eine – die Düngevorschriften für die Bauern, also welche Konsequenzen die Messwerte haben – sind das andere. Nach den Bauernprotesten im vergangenen Winter gibt es Zugeständnisse für die Landwirte. Die sogenannte Stoffstrombilanz, die für mehr Verursachergerechtigkeit sorgen sollte, liegt im Vermittlungsausschuss von Bundesrat und Bundestag. Sie sollte eigentlich abgeschafft werden. Stattdessen sollte ein "Düngemonitoring" kommen. Doch wie es nach den Bundestagsneuwahlen in Deutschland weitergehen wird mit Düngeverordnung, Stoffstrombilanz, Grundwasserschutz und Vorschriften für die Bauern, kann derzeit niemand sagen.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!