Landwirt Thomas Koller aus Greilsberg bei Landshut ist neugierig: Hat er sein Weizenfeld richtig gedüngt? Bisher musste er dafür Pflanzen ins Labor schicken und lange auf die Ergebnisse warten. Heute sind Wissenschaftler der TU-München bei ihm auf dem Feld mit Knoblauchpressen und Messgeräten. Sie wollen ihm eine Methode vorstellen, die schneller sein soll. Gleich wird der Landwirt wissen, wie es mit dem Nitratgehalt in seinem Weizen aussieht.
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Einfache Messung
Alaa Oughli von der TU München, Standort Straubing, [externer Link] klappt einen Koffer mit Messgeräten auf, deren Aussehen an Musikkassetten von früher erinnert. Daneben legt er kleine Messstreifen und eine Knoblauchpresse. In Gummistiefeln stapft der Wissenschaftler ins Weizenfeld und reißt an genau festgelegten Punkten mehrere Pflanzen aus. Er schneidet kleine Stücke ab, presst sie aus, taucht einen Messstreifen in den Pflanzensaft und steckt ihn ins Gerät. Dann heißt es eine Stunde warten.
Landwirt mit großer Technikbegeisterung
Thomas Koller schaut ihm gespannt über die Schulter. Der Landwirt ist ein Fan von Nachhaltigkeit und lässt sich schon bisher von modernster digitaler Technik helfen. Er düngt standortspezifisch, je nachdem wie gut oder schlecht der Boden innerhalb eines einzigen Feldes ist. Dafür nutzt er Satellitenbilder, die eine sogenannte Applikationskarte erstellen. Die Karte hat er im Bordcomputer und er kann steuern, an welchen Stellen der Düngerstreuer mehr oder weniger Dünger ausbringen muss, damit die Pflanzen optimal ernährt sind. Die Satellitenbilder geben aber nur Anhaltspunkte. Deshalb macht Thomas Koller zusätzlich Bodenproben und lässt Pflanzen im Labor untersuchen. Doch das ist aufwendig und die Auswertung dauert.
Neue schnelle Messmethode
Deshalb hat der Landwirt sich bereit erklärt, die neue Messmethode LiveSen-Map (externer Link) der TU München auszuprobieren, um herauszufinden, ob er bedarfsgerecht düngt. War es richtig, dass er nach dem vielen Regen der letzten Wochen mit der Düngung an die obere Grenze gegangen ist? Sind die Pflanzen unter- oder überversorgt? Er findet die Möglichkeiten der Digitalisierung auf dem Acker faszinierend und meint: "Das ist genauso eine Revolution wie vom Ochsen und Pferd auf den Schlepper war, so ist das da. Mit der Gießkanne drüber, das kann es nicht mehr sein. Standortspezifisch müssen wir düngen."
Im Video: "LiveSenMap" der TU München: Weniger düngen - mit neuer Messmethode
Mehrere Messungen pro Wachstumsperiode
Die Wissenschaftler der TU München haben heuer bereits fünfmal den Nitratgehalt im Weizen bestimmt: Zum ersten Mal nach der Startgabe des Düngers im Frühjahr, dann vor und nach der zweiten Gabe und schließlich erst vor wenigen Tagen, vor der dritten Gabe. In Zukunft soll der Landwirt alleine messen. Die Ergebnisse verknüpft eine App mit den Satellitendaten und dann soll automatisch genau da gedüngt werden, wo Bedarf ist. Ziel ist es, zehn bis 20 Prozent Dünger einzusparen. Derzeit braucht das Messgerät noch etwa eine Stunde. Später soll es die Ergebnisse innerhalb von ein paar Minuten liefern.
Gutes Ergebnis für den Landwirt
Alaa Oughli hat mittlerweile die Ergebnisse der Messung auf sein Tablet übertragen. Fazit: Der Nitratgehalt liegt im mittleren Bereich. Die Pflanze ist also gut ernährt. Wäre der Nitratgehalt sehr hoch, hätte der Landwirt zu viel gedüngt. Wäre der Nitratgehalt zu niedrig, wäre die Pflanze schlecht ernährt und würde weniger Qualität produzieren. Landwirt Thomas Koller strahlt und freut sich über die Bestätigung für seine Arbeit.
In einigen Jahren praxisreif
35 Landwirte nehmen dieses Jahr teil an dem Projekt LiveSen-Map. Nächstes Jahr sollen es 180 sein. Und in ein paar Jahren sollen Messgerät, Teststreifen und Apps dazu auf den Markt kommen für voraussichtlich um die 200 Euro. Dann sollen alle gewinnen: das Grundwasser, das weniger mit Nitrat belastet wird, das Klima, weil bei der Herstellung des Düngers Treibhausgase freigesetzt werden und der Landwirt, weil er Geld für Dünger spart und einen besseren Ertrag hat.
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