Altschnee liegt auf dem Blaueisferner, der zwischen den Wänden der Blaueisspitze und dem Hochkalter eingebettet ist. Der Gletscher liegt in den Berchtesgadener Alpen.
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Altschnee liegt auf dem Blaueisferner, dem nördlichsten Gletscher in den Berchtesgadener Alpen.

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In Zukunft ohne Eis: Bayerns Gletscher sind verloren

In Zukunft ohne Eis: Bayerns Gletscher sind verloren

Die Winter sind nicht kalt genug, die Sommer sind zu lange und zu warm. Die bayerischen Gletscher drohen noch in diesem Jahrzehnt infolge der globalen Erwärmung zu verschwinden – in den letzten fünf Jahren haben sie 20 Prozent ihrer Fläche verloren.

Über dieses Thema berichtet: Rucksackradio am .

Sie sind leidende Zeugen des Klimawandels: Mehr als 90 Prozent der ursprünglichen Eisfläche der bayerischen Gletscher ist bereits abgeschmolzen. Wissenschaftler sind sich einig, dass ihr vollständiger Rückgang nur eine Frage der Zeit ist. "Wir werden uns noch in diesem Jahrzehnt von einigen Gletschern verabschieden müssen", sagt Wilfried Hagg, Glaziologe an der Hochschule München. "Im worst case sogar von allen."

Eisschwund in Bayern nicht mehr aufzuhalten

Damit droht den verbleibenden vier Gletschern in Bayern ein Schicksal, das den Südlichen Schneeferner bereits ereilt hat. Ihm wurde der Status als Gletscher im September 2022 offiziell aberkannt. "Diese Entwicklung kann nur dann gestoppt werden, wenn wir den Klimawandel in den Griff bekommen", so Hagg.

Insbesondere sehr warme und lange Sommer, wie es sie in den letzten Jahren gegeben hat, setzen den Gletschern zu. Die Schmelzperiode, also der Zeitraum, in dem Gletschereis abschmilzt, hat an der Zugspitze seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1900 um einen Monat zugenommen. Aber auch schneearme Winter wie in diesem Jahr führen zu einem immer schnelleren Rückgang.

Keine Gletscher mehr? Auswirkungen vor allem vor Ort spürbar

Für das globale Klimageschehen sind die bayerischen Gletscher von geringerer Bedeutung, ihr Rückgang betrifft vor allem Bergsteiger und Touristen. "Die alpine Infrastruktur verändert sich, Wanderwege werden durch häufigere Starkregenfälle und Murenabgänge zerstört", sagt Carolin Kalkbrenner vom Deutschen Alpenverein, Sektion München. Außerdem komme es aufgrund von Wassermangel bereits jetzt zeitweilig zu Hüttenschließungen.

Das "Internationale Jahr zum Erhalt der Gletscher", das die Vereinten Nationen für 2025 ausgerufen haben, kommt für die bayerischen Gletscher somit zu spät. Glaziologe Hagg findet das Vorhaben dennoch richtig, "allein schon, um ein Problembewusstsein in der Gesellschaft zu entwickeln und über Maßnahmen zu diskutieren. Und jedes Zehntel Grad, mit dem wir gegensteuern, kann größeren Gletschern helfen".

💡 Gibt es bald keine Gletscher mehr in Bayern?

Die deutschen Gletscher liegen allesamt in Bayern. Es handelt sich um den nördlichen Schneeferner sowie den Höllentalferner auf dem Zugspitzmassiv, den Blaueisferner und den Watzmanngletscher in den Berchtesgadener Alpen.

Die Gletscher verlieren seit Jahren kontinuierlich große Wassermengen. Ursache dafür ist in erster Linie die weltweite Klimaveränderung. In den Alpen ist der Anstieg mit rund 2 Grad Celsius dabei nahezu doppelt so hoch wie der globale Durchschnittswert.

Die aktuellen Erkenntnisse gehen dahin, dass der letzte bayerische Gletscher bereits Anfang der 2030er verschwunden sein könnte.

Gletscher übernehmen wichtige Aufgaben im Wasserhaushalt, indem sie Gebirgsbäche und Flüsse auch während längerer Trockenperioden im Sommer mit Schmelzwasser versorgen. Eispanzer schützen labile Bergflanken und verhindern so ein Abrutschen.

Auch im Inneren der Berge gibt es Veränderungen: der Permafrost taut. Geht er verloren, verlieren die Berge zusätzlich an Stabilität.

(Quelle: Umweltforschungsstation Schneefernerhaus)

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