Gießerei Heunisch in Bad Windsheim: Ein Mitarbeiter arbeitet an einem sogenannten Kupol-Ofen.
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Gießerei Heunisch in Bad Windsheim: Ein Mitarbeiter arbeitet an einem sogenannten Kupol-Ofen.

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Bayerns ungenutztes Potenzial bei der Abwärme-Nutzung

Bayerns ungenutztes Potenzial bei der Abwärme-Nutzung

Energiesparen und Umweltschutz gehören zu den großen gesellschaftlichen Themen. Und doch blasen viele Betriebe oft Energie buchstäblich zum Fenster raus: in Form von Abwärme. Jetzt gibt es erstmals eine Erhebung, die das Abwärme-Potenzial beschreibt.

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Egal ob bei Industrieöfen, bei Trocknungsanlagen oder in Brauereien: in den meisten Industriebetrieben fällt Abwärme an. Mal als über 100 Grad heiße Abluft einer Trocknungsanlage – mal in Form von erwärmtem Kühlwasser. In allen Fällen aber handelt es sich um Energie, die als "Nebenprodukt" entsteht – und in vielen Fällen ungenutzt verpufft.

Dabei ist das Nutzungspotential dieser Abwärme immens. Nun hat eine Auswertung des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) erstmals die anfallenden Mengen an Abwärme-Energie erfasst. In der Summe beläuft sich das Abwärme-Potential im Freistaat auf knapp 15 Terawattstunden. Bayernweit sind die Daten von über 600 Firmen in die Erhebung eingeflossen.

Auswertung soll Energieeffizienz in Deutschland steigern

Die Idee, Abwärme von Produktionsprozessen zu nutzen, ist nicht neu. Und doch verpufft ein großer Teil dieser Energie. Dass diese Potenziale erstmals vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle erfasst wurden, habe das Ziel "diese Abwärme nutzbar zu machen und damit die Energieeffizienz in Deutschland weiter zu steigern", heißt es. Die Daten könnten nun von den öffentlichen Stellen bei der kommunalen Wärmeplanung genutzt werden, etwa um "mehr Abwärme-Nutzungsprojekte zu ermöglichen".

15 Terawattstunden Abwärme-Potential – doch was heißt das?

Das gesamte Abwärme-Potential in Bayern beläuft sich der BAFA-Auswertung zufolge auf knapp 15 Terawattstunden pro Jahr. Tatsächlich ist diese Energiemenge aber wohl nicht vollumfänglich nutzbar. Vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle heißt es: "Die Nutzung von Abwärme hängt von einer Vielzahl von wirtschaftlichen, technischen und sonstigen Faktoren ab."

Auch Jürgen Karl, Inhaber des Lehrstuhls für Energieverfahrenstechnik an der Uni Erlangen-Nürnberg spricht "zuerst mal von einem theoretischen Potenzial". Es zu nutzen, sei in vielen Fällen "einfach nicht wirtschaftlich". Und trotzdem stuft Karl das Potenzial als "ganz erheblich" ein. Während die Umwandlung von Abwärme in Strom in den meisten Fällen zu ineffizient sei, mache die Nutzung als Wärmeenergie durchaus Sinn. Dann könne man die Energiemenge durch den Einsatz von Wärmepumpen auf ein Drei- bis Vierfaches hebeln. Die dann mögliche Wärmeenergie-Menge bezeichnet der Energieexperte als "signifikant für Bayern".

Bad Windsheimer Gießerei zeigt, wie es gehen könnte

Ein Vorreiter in Sachen Abwärme-Nutzung ist die Bad Windsheimer Gießerei Heunisch. Das Unternehmen beschäftigt sich seit 2009 damit, wie man die Abwärme der bis zu 1.500 Grad heißen Schmelzöfen nutzen könnte. Während die Energie durch die Kühlung des sogenannten Kupol-Ofens früher durch ein Herunterkühlen regelrecht "vernichtet" wurde, geht die Abwärme mittlerweile in ein Thermoöl über. Die so gewonnene Abwärme nutzt die Gießerei, um ihre Trocknungsanlage zu betreiben – einen Teil speist der Betrieb auch ins Fernwärmenetz der Stadt ein.

1,75 Megawatt Abwärme werden so bereits genutzt, sagt der technische Leiter, Dietmar Eckl. Die Gießerei ist mit ihren Plänen aber noch nicht am Ende: Die Abwärme zweier elektrisch betriebener Schmelzöfen verpufft bislang noch ungenutzt. Durch den Einsatz von Wärmepumpen könnten die noch ungenutzten Abwärme von 800 Kilowatt auf etwa 2,5 Megawatt gehebelt werden, so Eckl.

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