Es ist eine spektakuläre Entdeckung: Archäologinnen und Archäologen haben bei Pähl im Landkreis Weilheim-Schongau eines der größten Grabhügelfelder in Oberbayern gefunden. Im Weilheimer Becken haben unsere Vorfahren schon vor über 3.000 Jahren ihre Angehörigen bestattet. Über ein Gebiet von mehreren Quadratkilometern erstreckt sich der Bereich zwischen Pähl in der Nähe des Ammersees und Wilzhofen. Aber die Archäologen haben dort zuletzt nicht nur alte Gräber gefunden.
Gut erhaltenes Hügelgrab aus der Bronzezeit entdeckt
"Wir haben insgesamt neun Teilflächen untersucht, wovon vier tatsächlich neue Fundstellen ergeben haben. Das reicht von bronzezeitlichen Brandgräberfeldern bis zur antiken Straßenführung", erzählt die Archäologin Alexandra Völter bei einem Besuch vor Ort.
Die Archäologen haben in erster Linie Tonscherben gefunden, die wohl von Grabstätten stammen und belegen, dass es hier Verbindungswege oder Straßen gab. Das ist erst einmal nichts Neues, denn das Gebiet war schon lange bekannt als Gräberfeld.
Bis in die Bronzezeit vor über 3.000 Jahren gab es an der Stelle nämlich eine Siedlung und unsere Vorfahren haben über Jahrhunderte ihre Angehörigen in sogenannten Hügelgräbern beerdigt. Bei den Grabungen entlang der Bundesstraße 2 wurde nun ein weiteres solches – und zwar ungewöhnlich gut erhaltenes – Hügelgrab samt Beigaben entdeckt.
Offenbar auch Spuren einer antiken Römerstraße gefunden
Bei der Grabung, die im letzten Herbst begonnen hat, sind die Archäologen zudem auf eine antike Römerstraße gestoßen, die bisher nicht bekannt und nirgendwo verzeichnet war. Ganz in der Nähe verlief über Weilheim die Via Raetia, die von Italien über den Brenner nach Augsburg führte. Beim Ausbau der B2 sind die Archäologen jetzt auf eine weitere Römerstraße gestoßen, die in Richtung Starnberger See verlaufen sein könnte.
Archäologin Alexandra Völter erklärt, dass man eine solche Straße daran erkenne, weil die Leute damals – so wie heute auch – ihren Müll entlang des Weges weggeworfen haben. Und den finde man heute in Form von Tonscherben aus dieser Zeit.
Funde sollen in archäologischer Staatssammlung ausgestellt werden
Meter um Meter wurden in den vergangenen Wochen und Monaten die Erdschichten im Bereich der Straßenerweiterung abgetragen und nach alten Tonscherben untersucht. Ganz in der Nähe wurde das gut erhaltene Grab mit seltenen Beigaben aus der Hallstadtzeit, etwa 700 - 800 Jahre vor Christus, entdeckt. "Und aus dieser Brandbestattung, die die Größe eines normalen Körpergrabes gehabt hat, stammen verschiedene Beigaben. Dazu gehört ein Bronze-Schwert und Gefäße, wo wir verschiedene tierische Knochen gefunden haben. Und auch eine Fibel", sagt Archäologin Völter.
Bei der "Fibel" handelt es sich um eine Klammer zum Befestigen der Kleidung. Diese Fundstücke werden jetzt restauriert und sollen dann in der archäologischen Staatssammlung ausgestellt werden.
Gemeinde hatte gegen Straßenausbau geklagt
Schon in den 1970er-Jahren waren in Pähl Grabstäten aus dem frühen Mittelalter gefunden worden. Stefanie Berg, Abteilungsleiterin vom Landesamt für Denkmalschutz, wünscht sich, dass der Straßenbau weniger in die sensible und historisch bedeutsame Landschaft eingreift. "Ich finde es manchmal traurig, dass man so große Baumaßnahmen durchführen muss. Aber das ist halt eine Notwendigkeit."
Die Gemeinde Wielenbach, auf deren Flur der Ausbau der Bundesstraße 2 geplant ist, hat gegen den dreispurigen Ausbau geklagt – und vor dem Verwaltungsgericht verloren. Jetzt werden hier in Kürze die Straßenbauer anrücken.
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