In Bayern herrscht nach heftigen Regenfällen vielerorts weiter Land unter. Braune Fluten ergossen sich durch Straßenzuge, vom Hochwasser eingeschlossene Menschen mussten mit Schlauchbooten oder Helikoptern aus ihren Häusern gerettet werden. In Pfaffenhofen an der Ilm in Oberbayern kam ein Feuerwehrmann bei einer Rettungsaktion ums Leben. Er sei bei einem Einsatz mit drei Kollegen mit dem Schlauchboot gekentert und am frühen Sonntagmorgen tot geborgen worden, teilte ein Sprecher des Landratsamts Pfaffenhofen an der Ilm mit. Alle seien zutiefst bestürzt. Landrat Albert Gürtner zeigte sich betroffen: "Das war sehr tragisch. Die Stimmung ist besonders gedrückt. Wir sind alle noch geschockt von diesem Ereignis."
Bei einer Rettungsaktion kenterte das Boot
Das tödliche Unglück ereignete sich den Angaben zufolge gegen 23.30 Uhr bei den Gemeindeteilen Uttenhofen und Affalterbach. Der 42 Jahre alte Mann war mit drei Kollegen auf der Ilm unterwegs, um eine Familie aus einem vom Wasser eingeschlossenen Haus zu holen, die sich selbst nicht mehr retten konnte. Dabei sei das Boot gekentert.
Die drei anderen Feuerwehrleute konnten sich aus dem Wasser retten. Zwei hätten direkt nach Hause gekonnt, ein Dritter wurde zunächst im Krankenhaus behandelt. Der 42-Jährige wurde zunächst vermisst. Angehörige der Wasserwacht konnten ihn gegen 2.20 Uhr nur noch tot bergen. Die Helfer hatten in der Nacht in dem stark betroffenen Landkreis die Evakuierungsaktionen fortgesetzt. Unter anderem wurden rund 140 Bewohner zweier Altenheime in Sicherheit gebracht.
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach von "schrecklichen Nachrichten in einer eh schon schlimmen Situation". "Das macht fassungslos und ist ein Stich ins Herz", schrieb der CSU-Chef bei X. "Sein Einsatz und Engagement für die Mitmenschen werden immer in Erinnerung bleiben", betonte Söder. "Wir alle trauern. Das tut einfach nur weh."
Feuerwehrmann in Offingen vermisst
Unterdessen wird in Offingen im Landkreis Günzburg nach einem 22 Jahre alten Feuerwehrmann gesucht. Der Mann war mit einem Kollegen von der Freiwilligen Feuerwehr und drei Helfern der DLRG gegen 02.50 Uhr in einem Boot zu einer Evakuierung unterwegs, als das Boot kenterte, teilte das Polizeipräsidium Schwaben Süd-West mit. Vier der Helfer konnten aus dem Wasser gerettet werden, der 22-Jährige verschwand in den Fluten. Nach ihm werde seit den frühen Morgenstunden intensiv und "mit allen Mitteln" gesucht, hieß es. Inzwischen seien auch zwei Hubschrauber im Einsatz.
Vermisste Frau in Schrobenhausen
Unterdessen wird im oberbayerischen Schrobenhausen in einem überfluteten Keller eine 43-jährige Frau vermisst, wie BR-Reporterin Daniela Olivares berichtet. Laut einem Sprecher des Landratsamtes haben Anwohner Rettungskräfte alarmiert. In der Nacht seien Taucher vor Ort gewesen. Der Keller und Teile des Erdgeschosses standen unter Wasser. Am Vormittag sollte eine erneute Suchaktion gestartet werden.
Nach tagelangem Dauerregen sind angesichts übergelaufener Flüsse und Bäche in Bayern landesweit Nothelfer im Einsatz. Hunderte Menschen mussten in der Nacht zu Sonntag ihre Häuser verlassen. Bis zum späten Samstagabend hatten zehn bayerische Kommunen den Katastrophenfall ausgerufen. Vor allem die Donau und mehrere ihrer Zuflüsse waren bedrohlich angeschwollen.
Habeck und Söder in Flutgebiet erwartet
Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) reist am Sonntag in die bayerischen Hochwassergebiete. Gemeinsam mit Söder und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU) wird sich der Bundeswirtschaftsminister am Sonntag zunächst in Reichertshofen im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm ein Bild von der Lage machen.
"Auf dem Weg nach Pfaffenhofen erfahre ich von dem Tod eines Feuerwehrmannes. Es ist furchtbar. Er starb, als er Menschen vor dem Hochwasser retten wollte", sagte Habeck. "In Gedanken bin ich bei seinen Angehörigen, Freunden und Kollegen, ihnen viel Kraft." Die Einsatzkräfte, ehrenamtliche wie hauptberufliche, riskierten in den Hochwassergebieten ihr Leben, um Menschen zu retten. "Dass sie diesen Mut, diese Einsatzbereitschaft aufbringen, ist keine Selbstverständlichkeit. Es ist ein großes Zeichen, diese Verantwortung zu übernehmen."
Nach Reichertshofen wollen die Politiker Babenhausen im schwäbischen Landkreis Unterallgäu besuchen. Auch dort war die Hochwasserlage dramatisch. Söder und Herrmann fahren dann weiter noch Günzburg.
Mit Informationen von AFP und dpa
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