Einsatzkräfte fahren mit Schlauchbooten durch Straßen, die sich in reißende Ströme verwandelt haben. Hubschrauber retten Eingeschlossene aus ihren Häusern. "Es ist nicht mehr ausreichend, sich in höhere Stockwerke zu begeben", hieß es zum Beispiel im Diedorfer Ortsteil Anhausen im Landkreis Augsburg. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) besuchte das Hochwassergebiet in Diedorf und betonte, jetzt gehe es darum, Schaden für Leib und Leben abzuwenden. Er appellierte an alle Bewohner, "das zu machen, was die Sicherheitskräfte sagen" - und Evakuierungsaufforderungen Folge zu leisten. Doch selbst wenn das Wasser schon ins Haus läuft, wollten nicht alle Bewohner in den bayerischen Hochwassergebieten ihre Häuser verlassen.
Nicht alle verhalten sich kooperativ
Nicht überall verhalten sich die Menschen kooperativ, kritisieren ehrenamtliche Helfer wie Jürgen Bornemann von der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), der in Babenhausen bei den Evakuierungsmaßnahmen im Einsatz war. Natürlich verstehe er die Bürger, die Hab und Gut nicht aufgeben wollten. Doch Sachwerte ließen sich ersetzen. Wichtig seien Leben und Gesundheit der Personen. Von daher bitten die Einsatzkräfte alle, die aufgefordert würden, ihre Häuser auch zu verlassen.
Im Gemeindegebiet Babenhausen gebe es derzeit keinen Strom – also auch keine Heizung. Das sei für die Anwohner ein Problem. Aber es sei auch für die Rettungskräfte ein Problem - und zwar, wenn sie - wenn sich die Lage verschärfe - noch einmal zu einem Einsatz aufbrechen müssten, betonte der Helfer. Rettungskräfte wiesen zudem darauf hin, dass es schwierig sein könnte, wenn Zurückgebliebene, zum Beispiel wegen eines medizinischen Notfalls, plötzlich Hilfe brauchten.
Bürger müssen mit Lebensmitteln versorgt werden
In Dinkelscherben im Landkreis Augsburg mussten Helfer am Sonntag rund 150 Menschen, die weiter in ihren Häusern ausharren wollten, mit Lebensmitteln versorgen. "Wir fahren jetzt dann mit dem Boot von Haus zu Haus", sagte Bürgermeister Edgar Kalb dem Bayerischen Rundfunk.
Die Trinkwasserversorgung laufe, aber der Strom sei abgestellt. Die Bürger hätten ihre Wohnungen nicht verlassen wollen. Betroffen ist in der Marktgemeinde der gesamte Bereich südlich der Augsburger Straße. Im Landkreis Augsburg waren zudem Schaulustige unterwegs, die sich Gewässern näherten und teilweise auch Absperrungen ignorierten. Die Einsatzkräfte seien auch ohne Schaulustige bereits stark belastet, kritisierte das Landratsamt Augsburg und wies auf Gefahren für Leib und Leben hin.
Fußgänger klettern über Hochwasserschutz
Im Landkreis Neu-Ulm forderte die Polizei auf X (ehemals Twitter) die Menschen auf, keine privaten Drohnen steigen zu lassen, weil Rettungshubschrauber im Einsatz sind. An der Donau in Neu-Ulm am "Insel-Schwal" kletterten zeitweise Fußgänger über den mobilen Hochwasserschutz. "Wir bitten dies dringlichst zu unterlassen. Es besteht Lebensgefahr", schrieb die Polizei auf X.
Schaulustige behindern in Landshut Einsatzkräfte
Am Sonntag waren ins Landshut Schaulustige unterwegs und behinderten die Einsatzkräfte. Die örtliche Feuerwehr und die Stadt warnten davor, Dämme, Deiche und Überflutungsflächen zu betreten. Dadurch würden Einsatzkräfte behindert und die eigene Sicherheit der Schaulustigen gefährdet. Gleichzeitig wurde erneut darauf hingewiesen, dass beim Betreten der Wasser- bzw. Überflutungsflächen Lebensgefahr bestehe. Dies gelte umso mehr, da die Flutmulde gerade erst anläuft und das Wasser im Tagesverlauf noch weiter steigen werde, hieß es.
Wanderung im Schneetreiben - Rettungseinsatz auf der Zugspitze
Einen Rettungseinsatz gab es auch in den Bergen. Eine Wandergruppe hatte sich trotz des schlechten Wetters und extremen Schneefalls zur 2.962 Meter hohen Zugspitze aufgemacht. Die 26 Menschen hingen stundenlang unterhalb vom Sonnalpin fest, so die Bergwacht Garmisch-Partenkirchen. Mehrere Mannschaften der Bergwacht rückten aus, um die Bergsteiger im Schneetreiben zu suchen. Auch Mitarbeiter der Zugspitzbahn waren mit Pistenraupen unterwegs, um die Bergsteiger zu suchen, wie eine Sprecherin der Zugspitzbahn sagte. Inzwischen konnten die Wanderer gerettet werden. Sie seien wohlbehalten.
Allein in den letzten Stunden fielen auf der Zugspitze 60 Zentimeter Neuschnee, teilweise türmen sich die Schneemassen auf bis zu zwei Meter. Die Temperaturen liegen unter dem Gefrierpunkt und die Sicht beträgt nur gut 100 Meter. Warum die Gruppe trotz der extremen Wetterprognose versucht hat, zur Zugspitze aufzusteigen, ist unklar.
Bereits am Freitag hatte die Feuerwehr an die Menschen appelliert, auf keinen Fall zu versuchen, Autos aus voll gelaufenen Garagen herauszufahren und nicht in Unterführungen zu fahren, die bereits unter Wasser stehen. Stromschläge stellten neben dem Ertrinken eine der größten Gefahren dar. Sollte Wasser in den Keller laufen, sei es sinnvoll, alle Sicherungen herausnehmen, um einen Stromschlag zu verhindern, hieß es.
Zum Audio: Stimmen von Bürgerinnen und Bürgern aus Babenhausen
Mit Informationen von dpa
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