Wer im Nonntal wohnt, lebt gefährlich. Denn vom Kalkfels kann immer etwas abbrechen und zu Tal rollen. Vor 200 Jahren soll ein zehn Tonnen schweres Felsstück sogar ein halbes Haus demoliert haben. Im Juli dieses Jahres ist wieder ein großer Brocken abgestürzt. Deshalb hat die Gemeinde Berchtesgaden als Sofortmaßnahme ein sofortiges Nutzungsverbot verhängt. Bergseitig gelegene Räume dürfen bis auf Weiteres nicht bewohnt werden, auch ein Betreten von Gärten und Terrassen ist untersagt.
Haken: Bewohner sollen Schutzzaun selbst finanzieren
Um die Bewohner der 15 historischen Gebäude besser zu schützen, will der Berchtesgadener Bürgermeister Franz Rasp (CSU) so schnell wie möglich einen Steinschlag-Schutzzaun planen lassen.
Doch dabei gibt es einen Haken: Alle betroffenen Anwohner müssen mitmachen, um die Häuser vor Steinschlag durchgehend zu sichern, und sie müssen den Zaun selbst finanzieren. Doch der ist teuer. Bürgermeister Franz Rasp veranschlagt rund 2.000 Euro für den Meter. Je nachdem, wie breit ein Haus ist, kommen auf die Eigentümer möglicherweise Kosten von bis zu 40.000 Euro zu. Durch den jüngsten Einschlag im Juli sei der Leidensdruck bei den Bewohnern jedoch groß geworden. Rasp hofft, dass deshalb alle Anwohner an einem Strang ziehen, damit der Zaun errichtet werden kann.
Bürgermeister will Gespräche für mögliche Förderung führen
Der Bürgermeister will nichts unversucht lassen und das Gespräch suchen, ob möglicherweise für die Präventiv-Maßnahme "Steinschlagschutz" eine finanzielle Förderung durch den Freistaat möglich ist.
Bis der Schutzzaun steht, und die Anwohner im Nonntal wieder ruhig schlafen können, dauert es noch mindestens bis zum Herbst nächsten Jahres.
Vom Lockstein geht weiter Gefahr aus
Die Anwohner im Nonntal haben seit Juli ein mulmiges Gefühl, dass beim nächsten Starkregen erneut ein Stein abbrechen und wieder eines der 15 historischen Gebäude treffen könnte. Das Landesamt für Umwelt hat der Marktgemeinde in einem geologischen Gutachten bescheinigt, dass eine konkrete Gefahr vom Lockstein ausgeht.
100-Kilo-Stein schlug Loch in die Hauswand
Am 19. Juli, genau zwei Tage nach dem Starkregen mit Hochwasser und Murenabgängen im Talkessel, war vom Lockstein ein 100 Kilogramm schwerer Felsbrocken abgegangen. Er traf die Außenfassade der Dachwohnung des historischen Hauses von Familie Kühbeck und schlug ein Loch in die bergzugewandte Ziegelmauer.
Noch immer liegt das Felsstück im Freien. Maximilian Kühbeck, der im Erdgeschoss seines Hauses das Speiselokal "Esszimmer" betreibt, hat den Steinbrocken dort noch nicht weggeräumt. Er weiß, dass er an dem Juli-Vormittag, an dem der Stein vom Berg kam, großes Glück hatte. Eigentlich wollte Maximilian Kühbeck an seinem freien Tag im Garten der Dachwohnung werkeln, doch sein kleiner Sohn wollte lieber mit ihm spielen – der Gastronom blieb im Wohnzimmer. Gegen 10 Uhr Vormittag hörte er ein paar dumpfe Schläge und dann sah er den 100-Kilo-Stein, direkt vor der Glastüre zum Garten.
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