Nach dem tödlichen Zugunglück von Burgrain in Oberbayern vor gut einem Jahr laufen aktuell noch Ermittlungen gegen drei Beschuldigte. Wie die Süddeutsche Zeitung (SZ) berichtet, zeichnet sich nun eine Anklage ab. Am Vortag des Unglücks soll ein Lokführer vor der späteren Unfallstelle gewarnt haben. Der Fahrdienstleiter steht im Verdacht, diese Warnung nicht weitergegeben zu haben.
Verdacht der fahrlässigen Tötung steht im Raum
Fünf Menschen waren damals gestorben und 78 verletzt worden, als die Regionalbahn in einer Kurve auf der Strecke zwischen Garmisch-Partenkirchen und Farchant entgleist war. Bei den Ermittlungen geht es vor allem um die Frage, ob der Zug durch einen Fehler des Bahnpersonals entgleist war – und ob es sich dabei um fahrlässige Tötung handelt.
Für zwei der fünf Beschuldigten war das laut der zuständigen Staatsanwaltschaft München nicht der Fall: "Bei diesen beiden Personen haben sich keine Hinweise auf ein Fehlverhalten ergeben, das zu dem Unglück geführt hat", hatte eine Sprecherin in der vergangenen Woche gesagt.
Bericht: Fahrdienstleiter hat Warnung nicht weitergegeben
Drei weiteren Mitarbeitern der Deutschen Bahn hingegen könnte am Ende fahrlässige Tötung vorgeworfen werden. Für den Vorwurf der fahrlässigen Tötung ist nun aus juristischer Sicht entscheidend, ob jemand gegen seine Sorgfaltspflicht verstoßen hat – also die Frage, ob jemand das Problem hätte erkennen können und handeln müssen.
Wie die SZ unter Berufung auf Verfahrens-Insider berichtet, soll einen Tag vor dem Unglück an der späteren Unfallstelle ein anderer Lokführer "etwas Außergewöhnliches" wahrgenommen und intern gemeldet haben. Der Fahrdienstleiter zu jenem Zeitpunkt habe den Vorfall jedoch auf sich beruhen lassen. Wie die SZ aus Unternehmenskreisen erfahren haben will, wurde der zuständige Fahrdienstleiter mittlerweile versetzt.
Beschädigte Betonschwellen als Unglücksursache
Beschädigte Betonschwellen waren nach derzeitigem Ermittlungsstand die Hauptursache für das tödliche Zugunglück von Garmisch-Partenkirchen. Zu diesem Ergebnis kam ein Zwischenbericht der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU), der Anfang Juni dieses Jahres veröffentlicht wurde.
In dem Zwischenbericht benennen die Unfallermittler einen "Mangel am Oberbau" der Bahnstrecke als primäre Ursache für das Entgleisen des Regionalzugs. Die am Unglücksort verlegten Spannbetonschwellen hätten Schäden aufgewiesen, die dazu geführt hätten, dass die sogenannten Schienenauflager als Bindeglieder zwischen Schiene und Beton wegbrachen.
Aufgrund des Unfalls tauscht die Bahn Hunderttausende Betonschwellen aus. Der Konzern wies darauf hin, dass diese Maßnahmen vorsorglich erfolge.
Im Video: Das Zugunglück von Burgrain – Ein Jahr danach (01.06.23)
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!