Nachdem dem Zoll am Nürnberger Flughafen 23 Afrikanische Riesenschnecken ins Netz gegangen sind, haben die Weichtiere nun im Nürnberger Land vorübergehend ein neues Zuhause gefunden. In einer Tierarztpraxis in Diepersdorf kümmern sich jetzt Fachleute um die Tiere, die ein Mann aus Nigeria in einem Seesack ins Land schmuggeln wollte. Er hatte die Tiere zum Verzehr dabei.
"Nicht ungewöhnlich", sagt Tierarzt Dr. Fritz Karbe, dessen Praxis auf Exoten jeglicher Art spezialisiert ist. In westafrikanischen Ländern würden solche Riesenschnecken extra gezüchtet, um sie zu essen. "Allerdings muss man sie gut durchkochen", sagt Karbe, da die Tiere reichlich Parasiten in sich tragen. So auch die Exemplare, die in Nürnberg beschlagnahmt wurden. Derzeit werden die exotischen Weichtiere entwurmt.
Riesenschnecken suchen ein neues Zuhause
Es komme immer mal wieder vor, dass der Zoll mit konfiszierten Tieren bei Dr. Karbe auf der Matte stehe. Seine Praxis kümmert sich dann um die Erstversorgung, bis die Besitzverhältnisse geklärt sind. Erst, wenn das Amt ihm grünes Licht gibt, kann er Tiere weitervermitteln. Im Fall der Afrikanischen Riesenschnecken sucht er geeignete Halter, die die Schnecken in kleinen Grüppchen übernehmen würden. "Das sind sehr soziale Tiere, die kann man nicht alleine halten."
Wichtig für die Schnecken seien Wärme, gutes Futter und eine ausbruchsichere Unterkunft. Denn entgegen gängigen Vorurteilen gegenüber den behäbig wirkenden Tieren, seien sie "ziemlich rege", sagt der Tierarzt. "Die sehen so aus, als ob sie sich kaum bewegen könnten, aber die klettern glatte Wände hoch und an der Decke entlang. Die sind nicht haltbar, ohne einen vollkommen geschlossenen Käfig."
Gemäßigtes Klima ist nichts für tropische Exoten
Da die Afrikanischen Riesenschnecken ein warmes Klima zum Überleben brauchen, könnten sie sich bei unseren Temperaturen und den strengen Wintern nicht dauerhaft festsetzen, erklärt Dr. Karbe. Insofern müsse man sich keine Sorgen machen, dass eingeschleppte Riesenschnecken sich künftig über unseren Salat hermachten. In tropischen oder subtropischen Ländern hingegen sei das ein großes Problem, weil sich die Tiere dort unkontrolliert vermehren könnten.
Angst, keine passenden Schneckenfreunde zu finden, hat der Veterinär nicht. "Neulich hatten wir 300 Vogelspinnen und am Anfang hatte ich auch Probleme, weil ich dachte, ich bleibe auf denen sitzen." Viele Tierhalter seien aber gut vernetzt, da sprächen sich solche Nachrichten schnell rum. "Ich hätte wahrscheinlich noch 1.000 Vogelspinnen mehr verteilen können, insofern habe ich überhaupt keine Sorge, die Schnecken loszuwerden", sagt Karbe. Wichtig nur: Im Kochtopf sollen die Afrikanischen Riesenschnecken nicht landen.
Afrikanische Riesenschnecken: Höchstgewicht überschritten
Für den Zoll in Nürnberg war die Schnecken-Fracht ein ungewöhnlicher Fund. Nach einer kurzen Aufwärmphase hatten die Beamten festgestellt, dass die Tiere die strapaziöse Reise im Seesack überlebt hatten. Mit Apfelstücken versuchten sie, die Schnecken aufzupäppeln, heißt es von der Behörde.
Laut dem Hauptzollamt stehen Afrikanische Riesenschnecken nicht unter Artenschutz. Sie werden etwa 20 Zentimeter lang und können bis zu 500 Gramm schwer werden. Eine Einfuhr von bis zu zwei Kilogramm sei erlaubt. Diese Menge habe der Reisende aber weit überschritten, heißt es weiter. So retteten die Beamten vom Hauptzollamt Nürnberg die Kriechtiere vor dem sicheren Tod.
Eine Afrikanische Riesenschnecke kann bis zu einem halben Kilogramm schwer werden.
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