Drei Nacktschnecken auf Gemüse
Bildrechte: picture-alliance/dpa/Patrick Pleul
Bildbeitrag

Warum gibt es heuer so viele Schnecken und wie wird man sie los?

Bildbeitrag
> Wissen >

Warum gibt es heuer so viele Schnecken und wie wird man sie los?

Warum gibt es heuer so viele Schnecken und wie wird man sie los?

Heuer scheint die Schneckenplage besonders schlimm. Die Nacktschnecken fressen alles kurz und klein. Warum gibt es zurzeit so viele Schnecken? Und wie wird man die schleimigen Tiere am effektivsten wieder los?

Über dieses Thema berichtet: Querbeet am .

Nichts ist vor den Schnecken sicher: Salat, Zucchini, sogar Zwiebeln, die als Abschreckung gepflanzt werden. Zu allem Verdruss scheinen es in diesem Jahr auch noch besonders viele zu sein. Ist der Eindruck richtig? Dazu Andreas Modery, Gartenexperte beim BR: "Tatsächlich ist es so, dass wir mehr Schnecken haben als sonst. Das hängt einfach damit zusammen, dass wir ein feuchtes Frühjahr hatten – und das lieben ja die Schnecken."

Warum gibt es in diesem Jahr so viele Schnecken?

Schnecken mögen es nun mal feucht. So können sie in feuchten Frühjahren und Sommern zu einer ausgewachsenen Plage werden und nachts oder bei feuchter Witterung alles im Garten abknabbern. Die Bedingungen sind heuer geradezu ideal.

Schnecken bestehen zu etwa 85 Prozent aus Wasser, das leicht über ihre Oberfläche verdunstet. Hitze beziehungsweise Trockenheit und Schnecken sind sich spinnefeind. Die Gehäuseschnecken ziehen sich einfach in ihr Haus zurück, wenn es ihnen zu trocken wird. Für Nacktschnecken ist der Rückzug nicht so einfach, sie müssen sich erst einen geeigneten Platz suchen. Dieser ist vorzugsweise feucht und dunkel. In diesen Verstecken verbringen die Nacktschnecken den Großteil der Tageszeit, vor allem an heißen Sommertagen.

Schnecken sind sehr vermehrungsfreudig

Zu den optimalen Überlebensbedingungen in diesem Jahr vermehren sich Schnecken auch gern und häufig: Je nach Art werden pro Tier dreimal jährlich 300 bis 900 Eier abgelegt, schreibt das Umweltbundesamt [externer Link]. Die Vermehrung wird ihnen leicht gemacht, denn viele Schneckenarten sind Zwitter, das heißt, sie produzieren Samen und Eizellen gleichzeitig. Sie können also immer und überall andere Schnecken befruchten. Von der Eiablage bis zum Schlupf vergehen je nach Witterung zwei bis vier Wochen.

Bildrechte: picture alliance/blickwinkel/McPHOTO/R. Mueller
Bildbeitrag

Schnecken vermehren sich rasant. Nach zwei bis vier Wochen schlüpfen aus den Schneckeneiern junge Schnecken.

Was hilft gegen Schnecken?

Kurz und knapp: Das, was wirklich hilft, ist das Absammeln, meint Andreas Modery. Wer Schnecken effektiv bekämpfen möchte, sollte aber schon im Vorfeld auf die Jagd gehen – und zwar nach Schneckeneiern. Sie sehen aus wie etwas größerer "weißer Kaviar", so Modery. Wenn man den vernichtet, hat der Nachwuchs keine Chance. Eine andere Methode ist auch, den Schnecken nicht nur im Gemüsebeet aufzulauern.

Wer weiß, wie Schnecken leben, der weiß auch, wo er sie findet, wenn sie nicht unterwegs sind. Sie sitzen unter Rhabarberblättern, Trittbrettern, im kühlen Schatten unter dichten Sträuchern oder unter morschen Holzresten. Hier lassen sie sich in großen Mengen auf einen Schlag finden.

Wann sammelt man die Schnecken am besten ein?

Wer Schnecken auf frischer Tat im Gemüsebeet erwischen will, wird tagsüber keine reiche Beute machen. Da Schnecken die Sonneneinstrahlung meiden, nützt es nichts, tagsüber bei eitel Sonnenschein auf Schneckenjagd zu gehen.

Die beste Zeit, um die schleimigen Nacktschnecken einzusammeln, ist, sobald es dunkel wird oder ganz früh am Morgen.

Weiterer Tipp: Schnecken zu einen "Sammelpunkt" locken

Ein spezieller Tipp von Andreas Modery: "Ein anderer Vorschlag wäre, die Kameraden in Flagranti zu erwischen. Wir locken sie zur Happy Hour. Das bedeutet: In der Nähe des Gemüsebeets, gerade wo die Salate sind, einfach eine Theke einrichten. Wir nehmen vier Steine, die etwa fünf Zentimeter hoch sind, und legen zwischen die Steine alte Salatblätter und alte Tomatenstückchen - alles, was leicht verfault ist - hinein und darüber ein Brett. Und dann werden die Kameraden direkt unter das Brett gelockt. Dann spielen wir Partybreaker. Das heißt: Wir nehmen das Brett weg, sobald es dunkel ist. Die Schnecken sind dann tatsächlich darunter und fressen das, was wir ihnen angeboten haben. Dann ist die große Suche schon vorbei."

Was tun mit den gesammelten Schnecken?

Man sammelt die Schnecken in einem Eimer, im Anschluss folgt der makabre Teil, über den jeder selbst entscheiden muss. Der Tod durch Überbrühen ist ein sehr rascher, der Griff zum Salz qualvoll für die Tiere. Auch das Zerschneiden der Tiere ist eine Möglichkeit. Manche setzen die Schnecken auch allabendlich nach dem Einsammeln in sicherer (weiter) Entfernung wieder aus, und zwar dahin, wo sie nicht stören. Zum Beispiel Richtung Waldgebiete, empfiehlt Modery. Dort gibt es auch Tiere, für die die Schnecken Futter sind.

Sollten Sie doch die radikalere Methode wählen, und die Schnecken vernichten, ein Tipp: Getötete Schnecken nicht einfach auf den Kompost werfen, denn Schnecken sind Aasfresser und werden von den Kadavern ihrer Artgenossen angezogen, Vergraben ist also sinnvoll. Einfach eine kleine Grube in der hinteren Ecke des Gartens ausheben und die Artgenossen werden nichts mitbekommen. In der Mülltonne entsorgen sollte man Nacktschnecken nicht, sie fangen an zu gären und entwickeln einen extrem unangenehmen Geruch.

Bildrechte: picture alliance/blickwinkel/N. Dautel
Bildbeitrag

Die "Beute" eines Abends: ein Eimer mit Nacktschnecken

Schneckenbekämpfung: Natürlichen Feinden einen Lebensraum bieten

Schnecken stehen auf dem Speiseplan vieler Tiere. Wenn Fressfeinde wie Igel, Vögel oder Blindschleichen sich im Garten wohlfühlen, machen sie den Schnecken das Leben schwer. Dazu sollte der Garten möglichst naturnah gestaltet sein mit Blätterhaufen, Totholz, gemischten Blüten- und Wildobsthecken, Trockenmauern oder einem kleinen Teich: "Durch Förderung der natürlichen Gegenspieler wie Igel, Spitzmäuse, Kröten, Vögel (zum Beispiel die Amsel), Laufkäfer lässt sich deren Befall eindämmen. Auch Hühner und Laufenten vermögen Nacktschnecken effektiv zu dezimieren und werden teilweise zu diesem Zweck gehalten", schreibt das Umweltbundesamt.

Allerdings wird gerade die Spanische Wegschnecke, die den Gärtner besonders ärgert, von den tierischen Bewohnern des Garten eher ungern gefressen, da diese Art Bitterstoffe enthält. Sie schmeckt einfach nicht. Die klassischen Schneckenjäger vertilgen deshalb bevorzugt nur die Jungtiere. Zudem können sie den Massen an Schnecken, die heuer unterwegs sind, auch nicht Herr werden. Die effektivste Schneckenabwehr bleibt deshalb das Absammeln.

Nicht alle Schnecken sind Schädlinge im heimischen Garten

Schätzungen gehen von weltweit etwa 100.000 existierenden Schneckenarten aus, schreibt das Umweltbundesamt. Der ersichtlichste Unterschied: Manche tragen ein Häuschen, manche schleimen nackt durchs Leben. Aber nur wenige Schneckenarten richten im heimischen Garten wirklich Schaden an. Dies sind vor allem die Weg- und Ackerschnecken.

Viele heimische Schneckenarten, darunter auch Nacktschnecken wie der Tigerschnegel, leben dagegen vor allem von abgestorbenen Pflanzenteilen. Auch "Häusle"-Schnecken sind im Garten eher keine Gefahr. Sie sind sogar nützlich, weil sie die Eier der Nacktschnecken fressen.

Im Video: Schnecken im Garten – Was tun?

Schnecken im Garten  - Tipps von Sabrina
Bildrechte: BR
Videobeitrag

Schnecken im Garten

Dieser Artikel ist erstmals am 10.07.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!