Hausbesuch vom Energieberater: Die Familie Abduljabbar aus Lauf an der Pegnitz hat Wilhelm Helmreich gebeten, bei ihnen einen Stromsparcheck durchzuführen. Der Berater ist im Auftrag der Caritas unterwegs und schaut sich dabei die neuralgischen Punkte im Haus an. Ein wichtiger Ort dabei: die Küche.
Hier fressen so einige Geräte ordentlich Strom und bieten damit auch Einsparmöglichkeiten. Bei den Abduljabbars ist Helmreich bei einem früheren Besuch fündig geworden. Die Gefriertruhe stand nämlich draußen auf dem Balkon. "Die war total vereist und ist auch schon mindestens 15 Jahre alt. Das war ein Energiefresser", erinnert sich der Energieberater, der nachgemessen hat. Allein das Abschalten dieses Geräts spart der Familie gut 100 Euro im Jahr.
Brief vom Stromversorger – fast 3.000 Euro Nachzahlung
Der Wohnungscheck geht im Jugendzimmer des Sohnes weiter. Hier stehen PC, Klimagerät, dazu ein Ventilator. Natürlich brauchen die auch ordentlich Strom. Aber die werden nur selten genutzt, erklärt die Familie, nur wenn es im Sommer heiß ist.
Aber: Die Abduljabbars haben vor Kurzem eine hohe Stromrechnung bekommen. 7.000 Kilowattstunden im Jahr, fast doppelt so hoch wie üblich. Mutter Ilaf kann es noch immer nicht fassen: "Das war schockierend. Es kam eine Rechnung von fast 3.000 Euro Nachzahlung. Da wussten wir nicht, was wir machen sollten." Denn das Geld haben sie nicht.
Stromanbieter schätzt Verbrauch
Der Energieberater stellte fest, dass nicht defekte oder veraltete Geräte für diese Summe verantwortlich sind, sondern ein Fehlverhalten des Stromanbieters. Aus den Rechnungen wird klar, dass der den Verbrauch einfach geschätzt hat – und das deutlich zu hoch.
Denn der Netzbetreiber, die Städtischen Werke Lauf, kommt zu ganz anderen Zahlen, erklärt Wilhelm Helmreich. Die kann er sogar nachweisen. Und fordert mit der Familie den Stromanbieter nun auf, die Rechnung mit dem tatsächlichen Verbrauch zu erstellen.
Einspruch beim Stromanbieter
Aus Sicht des Energieberaters kein Einzelfall, gerade bei großen, anonymen Stromanbietern – mit kostspieligen Folgen. Das könne einigen Familien das Fest verderben, wenn kurz vor Weihnachten solche Nachforderungen kommen. Mit den Abduljabbars legt er deswegen Einspruch ein und will danach so bald wie möglich deren Stromversorger wechseln.
Auch kleine Summen helfen
Nicht bei jedem Einsatz von Wilhelm Helmreich geht es um solch große Summen. Doch ein Besuch des Energieberaters lohnt sich auch schon bei kleineren Summen. Oft ist er bei Familien, die jeden Euro dringend brauchen. Um ihnen zu helfen, Geld zu sparen, bietet der Caritas-Verein den Stromspar-Check seit nun 15 Jahren an. Dabei können jährlich im Durchschnitt bis zu 300 Euro pro Haushalt eingespart werden. Zur Beratung gehören beispielsweise auch kostenlose Soforthilfen wie LED-Lampen und Duschsparköpfe oder auch ein Zuschuss zum Austausch von Kühlschrank oder Gefriertruhe.
An 150 Standorten hat das Angebot bereits über 450.000 Menschen erreicht. Für Caritas-Präsidentin Eva-Maria Welskop-Deffaa hat der Stromspar-Check viele Gewinner: "Der Stromspar-Check hilft einkommensarmen Haushalten, wirksam Energie und damit Geld zu sparen." Dazu kommt, dass zum Teil Langzeitarbeitslose zu Stromsparhelfern ausgebildet werden.
Unfreiwillig Thema im Bundestag
Mit Unverständnis reagierte die Caritas-Präsidentin auf die Bemerkungen des CDU/CSU-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz, der sich in der Debatte zur Vertrauensfrage im Bundestag abfällig über das Projekt geäußert hatte. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte das Projekt gelobt, worauf Merz es ins Lächerliche gezogen habe. Die Caritas-Präsidentin ärgerte sich darüber. "Es ist unanständig, dieses nachweislich wirksame Projekt ins Lächerliche zu ziehen", wird sie in einer Pressemeldung der Caritas zitiert. Zudem lud sie Friedrich Merz daraufhin ein, eine Tour mit einem Stromspar-Berater zu begleiten.
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