Manuel steht in T-Shirt und Wathose im Roten Main. Bis zur Hüfte reicht ihm das Wasser. Und das ist unangenehm kalt, hat keine 10 Grad. Zusammen mit dem Umweltingenieur Martin Löder legt der Student ein Fangnetz im Fluss aus. Zuvor haben sie einen Metallstab als Anker in den Grund des Mains gerammt.
Mikroplastik im Roten Main: Teilchen zehnmal dünner als ein Haar
Die Strömung ist kräftig. So ein Fangnetz mit einer Maschenweite von einem halben Millimeter und einem Auffangbecher am Ende wird schnell mitgerissen. Es wieder einzufangen klappt nicht immer, meint Martin Löder. Es sei auch gefährlich, weil es immer wieder unsichtbare Untiefen im Grund gebe. In solch eine sei er auch schon mal hineingestolpert. Dann laufe die Wathose schnell voll Wasser und das sei nicht so angenehm, findet Löder.
20 Minuten dauert so ein Abfischvorgang. Parallel dazu pumpt das Team vor Ort Wasser aus dem Roten Main durch ein Edelstahlsiebgewebe, das noch feiner ist als das Netz. 0,01 Millimeter Maschenweite – zehnmal kleiner als ein Kopfhaar. Das Mikroplastik, das sie suchen, ist oftmals wirklich mikroskopisch klein. Erst im Labor wissen sie dann, was und wie viel sie herausgefischt haben.
Plastik sei nicht gleich Plastik, erklärt Martin Löder. Es gebe unterschiedliche Sorten aus verschiedenen Materialien. Auch welche Wirkung sie auf die Umwelt, die Tiere oder Menschen haben, sei noch nicht erforscht. Am Vortag haben die Forschenden beispielsweise in Bamberg in Flussmuscheln nach Mikroplastik gesucht, erzählt Studentin Friederike Durst.
Plastikmüll überall im Roten Main
Die acht Studierenden haben ihre Ausrüstung am Flussufer zwischen Bayreuth und Heinersreuth aufgebaut. Um sie herum ist der Müll überall zu sehen. Das letzte Hochwasser hat viel angespült. Mit sinkendem Pegel blieb immer mehr in den Bäumen und Büschen am Ufer hängen: Plastiktüten, Plastikflaschen, Plastikverpackungen, Folien und Essensboxen.
Manche Fetzen hängen verloren an einem Zweig, wieder anderes ballt sich beispielsweise an Wurzeln zu Plastikklumpen. Die UV-Strahlung macht das Plastik porös, es zersetzt sich langsam in immer kleinere Teile. Am Ende mikroskopisch klein. Selbst in der Luft sind die Teilchen. Sie haben im Stadtgebiet Bayreuth Filter aufgestellt, um zu sehen, wie viel da herumschwirrt, erläutert Martin Löder.
Mengenbestimmung von Mikroplastik schwierig
"Woher kommt das Mikroplastik und welchen Weg nimmt es?" Das seien Fragen, denen die Studierenden und Wissenschaftler nachgehen, erklärt Manuel Markholz. Er studiert molekulare Ökologie in Bayreuth. Dass er jetzt im Roten Main steht und nach Plastik fischt, findet er spannend. "Das wollte ich auch, obwohl es gerade ziemlich kalt ist". Dabei grinst er.
Der Weg des Mikroplastiks ist nicht vorgezeichnet. Im Sediment des Flusses kann sich das Mikroplastik ablagern, bis es vom nächsten Hochwasser wieder aufgewirbelt wird und sich ausbreitet. Daher sind Mengenbestimmungen auch schwierig. "Hier finden wir immer wieder Mikroplastik, aber der Main ist hier auch nur wenige Kilometer lang. Dafür ist es dann schon ein bisschen besorgniserregend", analysiert Martin Löder. Deswegen fischen sie immer an mehreren Stellen im Fluss nach dem Kunststoff.
Der beste Schutz: Keinen Müll in die Landschaft werfen
Friederike Durst kommt mit einem großen Einmachglas. Darin schwappt Wasser aus dem Fangkorb. Mit bloßem Auge sind die kleinen Teile, die im Wasser schweben, zu sehen. Kleinlebewesen, Algen, organische Teile und kleine Plastikstücke. Sie stechen sofort hervor, weil sie oft bunt sind. Hier blau und pink.
Das Mikroplastik ist in der Welt und man bekomme es wohl nur wieder heraus, wenn man mechanisch vorgehe, erklärt Martin Löder. Wenn die Meere allerdings nach Plastik abgefischt würden, dann bekäme man auch den Beifang dazu: Lebewesen, Tiere wie Pflanzen. Das wolle man nicht, weil diese das nicht überleben würden. Der beste Weg, die Umwelt sauber zu halten, sei, kein Plastik in die Landschaft zu werfen. Löders Appell: "Leute, nehmt Euren Müll mit nach Hause."
Im Video: Mikroskop macht Mikroplastik sichtbar
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