"Sehen und gesehen werden", darum geht’s seit nunmehr 25 Jahren beim traditionellen "Almauftrieb" im Käfer-Zelt, dem wohl wichtigsten Promi- und Influencer-Event am ersten Oktoberfest-Sonntag.
Auch für die Unternehmerin Natascha Grün ist der Almauftrieb ein wichtiger Abend, denn sie hat einen Dirndl- und Kleiderverleih. Die Reporter von "Kontrovers - Die Story" haben sie begleitet - und Einblicke in Grüns Wiesn-Welt erhalten.
"Almauftrieb ist Event des Jahres"
"Heute wollen alle schön sein, alle wollen glitzern, alle wollen auffallen" -gemeinsam mit ihren Kundinnen und Freundinnen macht sie sich am Nachmittag für den Almauftrieb fertig. Eine von ihnen ist die Influencerin Julia Haupt, diesen Tag will sie sich nicht entgehen lassen: "Der Almauftrieb ist einfach das Event des Jahres!"
Outfit, Frisur und Styling, alles muss sitzen, weiß Unternehmerin Grün aus Erfahrung: "Jetzt muss ich das Ganze hier auf Instagram stellen, weil man muss natürlich die Leute, die jetzt Dirndl leihen, informiert halten."
Video: Bier, Brezn & Bussi Bussi - Die Oktoberfest-Doku 2023
Brasilianischer Schwuhplattler: "Tanz und Musik im Blut"
Parallel macht sich auch der aus Brasilien kommende Kielvison Meireles fertig für die Wiesn. Seit einigen Jahren ist er in München, macht hier eine Ausbildung zum Erzieher und ist Tänzer im Verein der "Schwuhplattler", dem nach eigenen Angaben weltweit ersten Verein, der Homosexualität und Schuhplattln miteinander verbindet. Das Schuhplattln habe er schon lernen wollen, sagt Meireles, als er noch in Brasilien lebte: "Der Tanz und die Musik liegt mir im Blut." Gemeinsam mit seinen Vereinskollegen hat er an diesem Tag einen Auftritt auf der "Oidn Wiesn".
Bei den Schwuhplattlern hat er Freunde gefunden, die ebenso sehr für Tanz und besonders den bayerischen Traditionstanz brennen wie er. "Im Herzen bin ich mehr oder weniger schon ein Bayer", sagt Meireles.
Großer Applaus für Tänzer auf der "Oidn Wiesn"
Meireles befindet sich gerade in der letzten Choreographie-Besprechung vor dem Auftritt, als noch eine Änderung reinkommt: Mühlradl statt Tiroler. "In ein paar Minuten geht es los. Der Musiker ist schon auf der Bühne. Und ja, ich freue mich", sagt Meireles. Und dann: Der Auftritt! Unter Applaus und Gejohle werden die Tänzer vom Publikum gefeiert.
Teure Wiesn – besonders für Azubis, Familien und Studis
Die Tradition der Wiesn begeistert Meireles, doch wenn er dort privat unterwegs ist, muss er ständig rechnen. "Ein Hendl und ein Bier kann ich mir schon noch leisten", sagt der Brasilianer. Doch auch da kommt schon ein stolzer Preis zusammen, denn der Bierpreis ist auch in diesem Jahr wieder gestiegen: Zwischen 12,60 und 14,90 Euro kostete die Maß beim Oktoberfest 2023.
Für Geschenke oder Fahrgeschäfte reicht sein Gehalt nicht aus. Mit seiner Ausbildung zum Erzieher verdient er zwischen 800 und 900 Euro: "Wenn ich mehr Spaß auf dem Oktoberfest haben will, dann muss ich mir immer Gedanken machen, über alles, was ich mir nicht leisten kann."
Eigentlich würde er seiner Mutter gerne ein personalisiertes Lebkuchenherz nach Brasilien schicken, damit auch sie ein bisschen Wiesn und eine Erinnerung an ihren Sohn hat. Doch die verlangten 25 bis 85 Euro kann er dafür nicht ausgeben. Überhaupt geht er in der Zeit der Wiesn nur etwa ein Mal privat aufs Oktoberfest, sonst würde es finanziell zu eng.
Seit 58 Jahren Brezn-Verkäuferin auf der Wiesn
Die starken Preisanstiege beäugt auch Brezn-Verkäuferin Elfriede Grimming: "Die Breze hat angefangen mit 1,25 Mark, dann 1,50 Mark, dann 1,75 Mark. Dann kam der Euro, und jetzt haben wir halt diese Steigerung." Die kleinen Brezn verkauft sie an ihrem Stand dieses Jahr zu 2,50 Euro - die großen Wiesn-Brezn zu 6,50 Euro. Kann sie denn als Brezn-Verkäuferin dank der gestiegenen Preise wenigstens davon leben? "Nee, aber Spaß macht’s", sagt Grimming.
Die 77-Jährige hat das Geschäft von ihrer Mutter übernommen, die nach dem Zweiten Weltkrieg als eine der ersten Brezn-Frauen einen Stand betrieb. Die Wiesn gehört für Grimming schon immer zu ihrem Leben: "Ich kenn' des alles noch von den Kindertagen her. Ich hab des Geschäft 1965 übernommen und seitdem mache ich das jedes Jahr." Da ist natürlich klar: In den 58 Jahren auf der Wiesn gibt es nichts, was Grimming nicht schon gesehen hat.
Nach 18 Tagen auf der XXL-Wiesn verkauft Grimming ihre allerletzte Breze. "Du brauchst gar nicht so grinsen, nächstes Mal machst das du, gell!", lacht sie und meint die Reporter von "Kontrovers - Die Story". An ihrem Stand ist für dieses Jahr Feierabend, im nächsten Jahr wird sie aber wieder hier stehen und ihre Brezn auf dem Oktoberfest 2024 verkaufen.
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