Zuletzt ordentlich gescheppert hat es am 6. März: Ein Lkw, beladen mit mehr als 1.000 Kästen Bier, verlor einen Teil seiner Ladung. Runtergerutscht in der Auffahrt von der Bundesstraße 85 auf die Autobahn in Richtung Bamberg. Übrig blieb ein Chaos aus Bierkästen, zerbrochenen Flaschen, Schaum auf dem Asphalt. Mehrere Stunden lang kam es zu Verkehrsbehinderungen.
Noch umfangreicher stellen sich die Ladungsverluste an dieser Kreuzung im Februar dar: Die Autobahnauffahrt glich einem Meer aus zerbrochenem Glas – 35.000 Euro Schaden. Fast identisch das Bild im Juli vergangenen Jahres: Damals fanden sich mehr Bierkästen auf der Straße als auf der Ladefläche des transportierenden Bierlasters.
Ladungsfehler sind schuld
Immer wieder rutschen an diesen Autobahnauffahrten auf der B85 bei Neudrossenfeld Bierkästen von den Lastern. In jüngster Vergangenheit gab es hier bereits sechsmal scheppernden Bierverlust. Eine offizielle Statistik gibt es nicht, aber der Unfallort ist bereits seit Jahren Schauplatz massenhafter Biervernichtung. Längst hat sich die unrühmliche Betitelung "Bierkurve" etabliert.
Die Polizei vor Ort kennt das Phänomen in- und auswendig und scheint auch die Ursache des Problems zu kennen: Sie spricht von menschlichen Fehlern. "Schon kleine Ladungsfehler reichen für solche Bier-Unfälle", sagt Moritz Dippel von der Polizei Kulmbach. Letztlich sei das statistisch nicht allzu verwunderlich. Mehrere Hundert Lkw fahren hier jede Woche mit ihrer Bierladung auf, so der Polizeihauptkommissar weiter. Die Straßenführung sei eigentlich unauffällig, eine gewöhnliche Kreuzung mit Ampel und linksabbiegendem Verkehr. Die Fehler würden eben schon vor Abfahrt begangen. Schlecht geladen sei also oft schon halb verloren.
Brauerei sensibilisiert Fahrer
Die Bierlaster transportieren vor allem die Kästen der Brauerei Kulmbacher. Die kennt das Problem mit der lästigen "Bierkurve" und betont: Diese Unfälle seien seltene Einzelfälle bei insgesamt Tausenden Transporten pro Jahr. Hauseigene Bierfahrer hätten damit kein Problem. Streckenunerfahrene Fremdspeditionen würden aber sogar per Handzettel in verschiedenen Sprachen darauf hingewiesen, die Auffahrten in der Bierkurve besonders vorsichtig anzugehen.
Auch auf Nachfrage von BR24 im Landratsamt Kulmbach heißt es: An der Straßenführung dort gebe es nichts zu beanstanden oder zu ändern. "Verkehrstechnisch ist dort alles regelkonform ausgebaut. Das ist mehrfach begutachtet", so Manfred Amschler vom Landratsamt Kulmbach. Die Auffahrt sei weder besonders eng, noch steil oder abschüssig. Gefüllte Flaschen in diesen Mengen müssten eben dementsprechend geladen und gesichert sein, dann falle auch nichts vom Lkw.
Ladungssicherung: Wer ist verantwortlich?
💬 In den Kommentaren haben BR24-User darüber diskutiert, wer für die Ladungssicherung verantwortlich ist. Das Team von "Dein Argument" hat ergänzt:
Das Thema "Verantwortung" sei fallabhängig und könne unterschiedlich geregelt werden, teilt ein Sprecher des Landesverbands Bayerischer Spediteure (LBS) mit.
Zum einen spiele die "betriebssichere Verladung" eine Rolle. Das bedeutet, dass das Fahrpersonal "sein Fahrzeug" kennen müsse. Während der Bestückung durch den Verlader müsse der Fahrer auf eine stabile Verstauung achten und prüfen, ob etwa das Maximalgewicht oder die Verteilung der Waren eingehalten werden. Die Verantwortung hierfür liege beim Transportunternehmen als Halter des Fahrzeugs. "Beförderungssichere Verladung" wiederum bedeutet, dass die Ladung zu jeder Zeit so gesichert sein müsse, dass dem Ladegut nichts passieren könne, so der LBS-Sprecher. Hierfür sehe das Handelsgesetzbuch die Verantwortung beim Absender, also dem Händler oder Hersteller. Vor der Abfahrt sei das Ladepersonal für eine entsprechende Sicherung verantwortlich, die Fahrer sollten diese, wenn möglich, prüfen. Nach Teil-Abladungen müsse sich das Fahrpersonal versichern, dass der Zustand wieder betriebssicher sei. 💬
Trauer um verlorenes Bier
So bleibt die Bierkurve von Neudrossenfeld wohl noch länger ein süffisantes Phänomen, das inzwischen eine Art unfreiwilligen Kultstatus erlangt hat. Bierfreunde wie der selbsternannte "Bierschoff" – Tobias G. aus Kulmbach – haben sogar zeitweise einen Gedenkkasten an der Unfallstelle niedergelegt. Er soll zeigen: Jedes verlorene Bier ist eines zu viel.
Dieser Artikel ist erstmals am 21. März 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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