Die Rechnung in einer Gaststätte oder im Einzelhandel mit der Karte zu begleichen, wird auch in Bayern immer beliebter. Doch nicht überall ist bargeldloses Zahlen jederzeit möglich. Im niederbayerischen Mamming hat ein 21-Jähriger darauf gepocht, sein Bier jedes Mal mit Karte zahlen zu können. Beim letzten Bier wollte der Wirt aber nur noch Barzahlung akzeptieren, da die Kartenabrechnung für den Tag schon abgeschlossen war. Das führte zum Streit mit dem Gastwirt, die Polizei musste schlichten. Was gibt es beim Thema Kartenzahlung zu beachten?
Müssen Wirte / Händler Kartenzahlung anbieten?
Zunächst mal gibt es keine Pflicht in Deutschland, dass Wirte Kartenzahlung anbieten müssen. Jeder Wirt kann als Unternehmer selbst entscheiden, welche Zahlungsmittel er akzeptiert, sagt Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga Bayern. Grundsätzlich würden aber immer mehr Betriebe in Bayern Kartenzahlung akzeptieren, so Geppert:
Man sollte es grundsätzlich den Gästen möglichst einfach machen zu bezahlen. Es muss auch aufs Konzept, auf die Wirtschaft, auf dem Betrieb passen. Aber ich glaube, der Trend hin zu mehr bargeldlosem Bezahlen, der wird nicht mehr aufzuhalten sein. Und das ist durchaus gut. Das haben wir auch nach der Pandemie gesehen, dass das stark zugenommen hat. Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer Dehoga Bayern
Das bestätigt auch Bernd Ohlmann vom Handelsverband Bayern. Bargeldloses Bezahlen werde auch im bayerischen Einzelhandel immer beliebter. Viele Kunden würden daran schätzen, dass es schneller geht und dass es hygienischer ist, so Ohlmann.
Bei anderen Kunden ließen sich noch Vorbehalte bei der Kartenzahlung beobachten: "Die Kunden wollen Sicherheit und fragen sich zum Beispiel beim Bezahlen mit einer Kreditkarte: was geschieht mit meinen Daten, kann eventuell nachverfolgt werden, wo ich einkaufe?" Viele würden dann doch lieber zum Bargeld greifen.
Ist Kartenzahlung mit Kosten für den Wirt / Händler verbunden?
Durchaus. Unternehmer müssen zum einen für das Kartenlesegerät zahlen, mit dem abkassiert wird. Solche Geräte kann man entweder kaufen oder mieten. Und dann kostet natürlich auch jede Transaktion mit der Karte was. Das heißt: Pro Zahlung fällt eine Gebühr an, je nach Bank oder Kreditkartenanbieter unterschiedlich.
Im Schnitt fallen laut einer Aufstellung der Dehoga aus dem Jahr 2021 in Gaststätten bei Zahlungen mit Girokarte rund 0,26 Prozent Gebühren und Netzentgelte an. Bei Kreditkartenzahlung schwanken die Gebühren je nach Anbieter zwischen 0,53 Prozent und 1,68 Prozent des Rechnungsbetrages. In der Regel bewegen sich diese Beträge im Cent-Bereich, sagt Dehoga-Landesgeschäftsführer Thomas Geppert.
Doch auch Bargeld-Zahlung können für Wirte und Händler Kosten verursachen, sagt Bernd Ohlmann vom Handelsverband Bayern. Zudem gebe es die Gefahr, dass Falschgeld in Umlauf komme - das könne auf sie zurückfallen. Und auch Fehlbeträge kosten Geld, also wenn beim Bezahlen oder beim Wechselgeld Fehler passierten. Dieses Risiko gebe es nur beim Bargeld, beim bargeldlosen Bezahlen nicht, so Ohlmann.
Wie viele Menschen nutzen Kartenzahlung?
Laut einer Untersuchung der Deutschen Bundesbank zum Zahlungsverhalten in Deutschland aus dem vergangenen Jahr nutzt eine Mehrheit noch immer am häufigsten Bargeld: Gut die Hälfte der Deutschen. Doch die Zahl nimmt ab. Seit 2021 ist der Anteil der Barzahlungen von 58 Prozent auf 51 Prozent gesunken. Die Girokarte (früher EC-Karte genannt, neuerdings allgemein Debitkarte) wurde laut aktueller Studie bei 27 Prozent der Bezahlvorgänge genutzt. Sie war also das am zweithäufigsten genutzte Zahlungsmittel. Ihre Nutzung verzeichnet eine deutliche Steigerung von fünf Prozentpunkten gegenüber 2021.
Auffällig laut Bundesbank: Verbraucherinnen und Verbraucher begleichen vor allem größere Beträge am liebsten mit der Debitkarte. Sie rangiert hier schon vor dem Bargeld, erst dann folgen Überweisungen und Internetbezahlverfahren wie Paypal, Klarna oder giropay.
Bernd Ohlmann vom Handelsverband rät Unternehmern in Sachen Kartenzahlung zu größtmöglicher Flexibilität: "Wir empfehlen, auf keinen Fall eine Bezahl-Methode zu bevorzugen. Der Handel muss dort sein, wo die Kunden sind, und der Handel muss dort sein, mit den Möglichkeiten zu Bezahlen, die die Kunden wünschen."
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