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Biosphäre Spessart: Eine Chance für Tourismus und Freizeitsport?

Biosphäre Spessart: Eine Chance für Tourismus und Freizeitsport?

Könnte das Unesco-Siegel "Biosphärenreservat" dem Tourismus und Freizeitsport im Spessart einen Schub geben? Darüber diskutieren momentan viele, die dort Sport betreiben oder im regionalen Tourismus tätig sind. Noch sind einige Fragen offen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Anfang Mai haben in Gemünden im Landkreis Main-Spessart Vertreterinnen und Vertreter des regionalen Tourismus über eine mögliche Biosphärenregion Spessart diskutiert: Bietet das Unesco-Siegel die Chance, die Region und ihre Erzeugnisse besser zu vermarkten? Die mehrheitliche Antwort der Beteiligten darauf lautet "Ja".

Zum Hintergrund: Die Landkreise Main-Spessart, Miltenberg, Aschaffenburg und die Stadt Aschaffenburg überlegen aktuell in Abstimmung mit den Kommunen, ob der Spessart sich bei der Unesco um das Label "Biosphärenregion" bewerben soll. Einer Studie zufolge wäre es grundsätzlich möglich.

Biosphären-Siegel als Marketing-Booster?

Bei dem Treffen gab es aber auch skeptische Stimmen. Der Vorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) im Landkreis Aschaffenburg, Frank Spieler, fürchtet mehr Bürokratie und Regeln in einer Biosphäre, wie er im BR24-Gespräch anmerkt.

Anders sieht das Jürgen Schwab, Geschäftsführer des Hotels Heimathenhof in Heimbuchenthal. Er verspricht sich durch das Unesco-Siegel einen "Marketing-Booster". Der Spessart sei als touristisches Ziel bislang noch nicht ausreichend bekannt. "Das Label 'Biosphärenregion' könnte uns im Wettbewerb der Deutschen Naherholungsgebiete deutlich nach vorne spülen." Auch bei seinen Kolleginnen und Kollegen nehme er eine positive Grundstimmung für eine Bewerbung bei der Unesco wahr.

Freizeitsport-Verbände: Zustimmung nur unter Vorbehalt

8.000 Kilometer Wanderwege, gut gepflegte Mountainbike-Trails und Klettermöglichkeiten an Natursteinwänden: Der Spessart hat für Sportbegeisterte einiges zu bieten. Das sehen auch der Spessartbund, der Deutsche Alpenverein (DAV) Sektion Aschaffenburg und die Deutsche Initiative Mountainbike e.V. Interessensgemeinschaft Untermain so. Die Verbände sprechen sich grundsätzlich für die Idee einer Biosphäre aus. Sie vertreten zusammen 40.000 Menschen, die Natursport im Spessart betreiben.

Ihre Zustimmung zu einer Biosphärenregion haben die Verbände allerdings nur unter Vorbehalt signalisiert. Sie wollen vorab geklärt wissen, ob und wie sie ihren Sport in der Natur in einem Biosphärenreservat weiter ausüben könnten.

Es gebe einen Fragenkatalog, etwa ob bestehende Mountainbike-Trails weiter genutzt und neue Strecken gebaut werden dürften, sagt Johann Fickler, Sprecher der Deutschen Initiative Mountainbike IG Untermain. Ein für Mitte Juni geplantes Fachgespräch in Aschaffenburg solle Klarheit schaffen.

Verbände sehen neue Chancen für den Sport

Viele Menschen, die in der Region klettern, wandern oder Mountainbike fahren, sehen aber auch Chancen für ihren Sport in einer Biosphärenregion: So verspricht sich Johann Fickler einen koordinierenden Ansprechpartner, mit dem man zukunftsweisende Konzepte diskutieren könne, die dem Sport und der Natur gerecht werden. Zumal es gute Beispiele gebe wie die Rhön und die Pfalz, in denen auch in der Biosphäre neue und gute Angebote für Mountainbike-Fans geschaffen worden seien.

Auch Karl-Heinz Brosig vom Deutschen Alpenverein Sektion Aschaffenburg sieht ganz neue Möglichkeiten: "Gerade in Sachen öffentliche Verkehrsmittel könnte viel passieren: Biker-Busse, Anbindung an Wanderwege und Kletterfelsen." Dadurch gebe es weniger Benzinverbrauch und weniger CO2-Ausstoß. "Mit den entsprechenden Konzepten kann die Dachmarke Biosphärenregion dem Spessart nur guttun und damit auch dem Sport", sagt Brosig. Genau wie Mountainbike-Sprecher Johann Fickler ist er der Meinung, dass das Label "Biosphäre" mehr Touristinnen und Touristen in den Spessart locken und damit auch die Wirtschaft ankurbeln würde.

Kommunen müssen Flagge zeigen

Noch steht nicht fest, ob sich der Spessart um das Unesco-Siegel bewerben wird. Die Landkreise Aschaffenburg, Miltenberg und Main-Spessart sowie die Stadt Aschaffenburg hatten eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, um die Chancen auszuloten. Die Studie stellt dem Spessart ein gutes Zeugnis aus.

Nun braucht es noch ein Alleinstellungsmerkmal – und die Zustimmung der Bevölkerung. Mehr als 100 Kommunen in drei Landkreisen müssen Flagge zeigen und sich dazu bis Ende des Jahres positionieren. Dabei gibt nicht nur Zustimmung, sondern auch skeptische Stimmen: Vor allem die "Holzrechtler" sehen die Bewerbung als Biosphärenregion kritisch. Sie fürchten um ihr Recht auf kostenloses Holz.

Biosphärenreservate, auch Biosphärenregionen genannt, sind Gebiete, in denen es ganz besondere Kulturlandschaften gibt, geprägt durch den Menschen. Es sind von der Unesco initiierte Modellregionen, die sich der nachhaltigen Entwicklung verschrieben haben. 17 Biosphärenregionen gibt es in Deutschland, dazu zählen das Wattenmeer in Niedersachsen oder die Rhön in Bayern, Hessen und Thüringen.

Mountainbiker im Spessart.
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Könnte das Unesco-Siegel "Biosphärenreservat" dem Tourismus und Freizeitsport im Spessart einen Schub geben?

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