Die Umstellung wird groß, Strom spielt im Alltag der Dachauer Großfamilie eine wichtige Rolle. Schließlich gilt es hier täglich, fünf Kinder im Alter zwischen sieben und 14 Jahren zu versorgen. Familienvater Christoph Mütze hat nachgezählt – allein in der Küche befinden sich 15 Elektrogeräte.
Dazu kommen Fernseher in fast jedem Zimmer, zwei vollausgestattete Homeoffice-Plätze, Spielekonsolen und Handys. Gerade letztere werden ihnen fehlen, befürchten die drei Teenager im Haus. Mutter Nadja Schebesta dagegen ist optimistisch: "Wir brauchen zwar viel Strom, aber das schaffen wir!"
- Zum Artikel: Wie wahrscheinlich ist ein Blackout bei uns?
Keine Toilettenspülung und zu wenig Trinkwasservorräte
Um 16 Uhr ist es soweit: Strom und Wasser werden abgeschaltet, und wenig später zeigt sich die erste Herausforderung: Die Toilettenspülung funktioniert nicht mehr. Wie also die Hinterlassenschaften wegspülen? Den Trinkwasser-Vorrat will Christoph Mütze dafür nicht verwenden, denn das Blackout-Experiment führt ihm schnell vor Augen: Ihre Wasservorräte sind für eine Großfamilie zu gering. Sie würden damit etwa zwei Tage auskommen.
Für das Kontrovers-Experiment reicht es, doch bei einem längeren Blackout hätten sie Schwierigkeiten. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfiehlt, Lebensmittel und Wasservorräte für zehn Tage zu lagern. Das wären pro Person 20 Liter; dazu Lebensmittel, die auch kalt gegessen werden können. "Wir müssten als Großfamilie Unmengen an Wasser lagern. Das ist unrealistisch, würde ich sagen", meint der Familienvater am Anfang des Experiments.
Das wertvolle Trinkwasser können sie also nicht für die Toilette verwenden. Die rettende Idee: Sie schöpfen Wasser aus dem Pool im Garten und stellen es eimerweise neben die Toilette. Um die Hände zu waschen, ist dieses Wasser allerdings zu dreckig. Dafür schöpft die Familie Wasser aus der Regentonne, dazu gibt es Desinfektionsspray. Klar ist aber auch: Nicht jeder hat einen Garten und könnte sich so leicht mit Regenwasser behelfen.
Video: Experiment Blackout: Eine Familie zieht den Stecker
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Kochen ohne Strom: Campingkocher und Gasgrill
Dazu kommen die Schwierigkeiten, die der fehlende Strom mit sich bringt. Kochen ohne Strom geht nur mit entsprechender Ausrüstung. Hier ist die Großfamilie gut aufgestellt. Zum Abendessen gibt es Tiefkühlpizzen vom Gasgrill aus dem Garten. Dabei merken sie: Die Lebensmittel in der Tiefkühltruhe sind nach einigen Stunden ohne Strom noch gefroren.
Bei einem mehrtägigen Blackout müssten sie diese Vorräte allerdings schnell verbrauchen, gleiches gilt für die Vorräte im Kühlschrank. Auch im Haus können Nadja und Christoph ohne Strom kochen, denn sie besitzen zwei Campingkocher. Statt im Backofen backen sie hier Tiefkühlsemmeln in einer Pfanne mit Deckel, in einer zweiten Pfanne braten sie Eier und Fleisch. Voraussetzung: Es müssen volle Gaskartuschen im Haus sein.
Zuverlässige stromunabhängige Lichtquellen sind wichtig
Ein vierstündiger Stromausfall im vergangenen Jahr hat der Familie gezeigt, dass sie bei stromunabhängigen Lichtquellen schlecht gerüstet waren. Daraufhin haben sie von Kerzen auf solar- und batteriebetriebene Laternen und Lichterketten umgestellt. Das kommt ihnen jetzt zugute. Außerdem haben sie auch hier eine kreative Idee: Als zusätzliche Lichtquellen holen sie einen Teil der Weihnachtsdeko hervor. So können sie die Räume, in denen sie sich aufhalten, einigermaßen gut beleuchten.
Keine einzige analoge Uhr im Haushalt
Je dunkler es wird, desto öfter blickt Nadja Schebesta auf die Uhr. Vergeblich, denn im ganzen Haus haben sie keine einzige analoge Uhr, die ohne Strom funktioniert. Ein komisches Gefühl für die ganze Familie, nicht zu wissen, wie spät es ist. Der älteste Sohn Nathan schätzt die Zeit am Abend auf halb neun oder neun. Tatsächlich ist es erst halb acht. Sein Zeitgefühl ist schon nach wenigen Stunden durcheinandergeraten. Das Blackout-Experiment für die Kontrovers-Story zeigt der Familie: Mindestens eine batteriebetriebene Uhr sollte es in ihrem Haushalt für den Ernstfall geben.
Stromausfall bedeutet für viele Haushalte auch: keine Heizung. Nur, wer zum Beispiel einen Holzofen hat, kann sich hier selbst helfen. Die Großfamilie aus Dachau hat keinen und merkt schnell, wie kalt es ohne Heizung im Haus wird. Und das, obwohl es draußen nachts noch Plusgrade hat. Tochter Nelly rüstet sich für die Nacht mit mehreren Decken und Kleidungsschichten: "Normalerweise habe ich eine kurze Hose und ein T- Shirt an. Heute habe ich eine Jogginghose und ein Hoodie an und schlafe mit drei Decken."
Fehlender Strom sorgt für Geselligkeit
Keine Handys und keine Spielekonsolen, das haben sich die Teenager sehr langweilig vorgestellt. Das Gegenteil ist der Fall. Die Familie rückt durch den Stromausfall enger zusammen. Die Zeit vertreiben sie sich zum Beispiel mit Gesellschaftsspielen.
So eine intensive Zeit wie in den vergangenen Stunden hatten sie schon lange nicht mehr. In einem Punkt vermissen sie ihre Handys aber trotzdem: "Was ich ganz schlimm finde", sagt Mutter Nadja, "ist, dass wir im Ernstfall die Oma und die Tante Sabi nicht erreichen könnten, um zu fragen, ob alles in Ordnung ist."
Fazit der Familie: Trotz kleiner Lücken gut aufgestellt
Nach 24 Stunden ist der Strom wieder da und mit ihm einige Erkenntnisse. Das Kontrovers-Experiment hat Christoph Mütze und Nadja Schebesta gezeigt, wie viel Trinkwasser alleine für einen Tag nötig ist. Schließlich wird es nicht nur getrunken, sondern beispielsweise auch zum Kochen und Kaffeemachen gebraucht.
Hier will die Familie nach den Erfahrungen aus dem Experiment doch nachbessern und künftig mehr Getränke in der Garage lagern. Und auch ihren Vorrat an Gaskartuschen werden die Eltern für den Ernstfall aufstocken. Insgesamt fühlen sie sich aber gut aufgestellt. Sollte es zu einem Blackout kommen, könnten sie sich spätestens jetzt für mehrere Tage selbst versorgen.
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