Eine Hand hält eine Bodycam, die am Oberkörper hängt.
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In Bamberg läuft ein Pilotprojekt der Bahn mit Bodycams zur Abschreckung von aggressiven Fahrgästen.

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Mehr Übergriffe in der Bahn: Zugbegleiter tragen Bodycams

Für die Sicherheit von Kunden und Personal gibt die Bahn jährlich rund 180 Millionen Euro aus. Der Einsatz von Videotechnik spielt dabei eine große Rolle. In Bamberg läuft gerade ein Pilotprojekt zur Abschreckung von aggressiven Fahrgästen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Fahrscheinkontrolle auf der Bahnstrecke von Bamberg nach Würzburg. Eigentlich ist fast alles wie immer. Nur: Zugbegleiterin Martina Wilk trägt eine Kamera am Oberkörper, eine sogenannte Bodycam. Der Einsatz der Kamera ist Teil eines Pilotprojekts der Bahn in Bamberg. Das Ziel: mehr Sicherheit für das Bahnpersonal.

  • Zum Artikel: Bahn setzt wegen Gewalt gegen ihre Beschäftigten auf Bodycams

Bahnpersonal mit Kamera: "Fast keine Beleidigungen mehr"

Wenn Gespräche zwischen Fahrgästen und dem Bahnpersonal eskalieren, kann die Zugbegleitung ihrem Gegenüber auf die Kamera aufmerksam machen, erklärt Wilk. "Dann sage ich zu dem Fahrgast: 'Passen Sie auf: Zu meiner eigenen Sicherheit schalte ich den Bildschirm an.'" Damit startet Wilk zwar noch keine Aufnahme, der Fahrgast kann sich aber bereits in der Kamera sehen. "Das alleine führt in 99 Prozent der Fälle schon dazu, dass der Fahrgast sagt: 'Wir finden eine Lösung.'" Ihre Bodycam würde Wilk nicht mehr hergeben wollen. "Es ist ein himmelweiter Unterschied. Ich habe seitdem fast keine Beleidigungen mehr erlebt", sagt sie.

Mehr als 3.000 Übergriffe auf Bahn-Mitarbeitende in einem Jahr

Unter anderem bei Sicherheitskräften am Nürnberger Hauptbahnhof ist diese Art der Abschreckung bereits im Einsatz. Dass solche Maßnahmen aber auch beim Personal nötig ist, das für die Fahrscheinkontrolle zuständig ist, erklärt Christian Postler. Er leitet das DB-Team von Regio Bayern in Bamberg und hat dafür gesorgt, dass das Projekt bei seinem Team ausprobiert wird. Sechs der insgesamt 23 Beschäftigten tragen derzeit eine Bodycam.

"Man merkt in der Bevölkerung einen kleinen Wandel", erklärt Postler. Die Aggressivität und die Übergriffe in den Zügen würden zunehmen. Das bestätigen auch die aktuellsten Zahlen der Bahn: Im Jahr 2022 habe es demnach 3.138 Übergriffe auf DB-Mitarbeitende gegeben. Ein Anstieg um rund 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese Übergriffe können ganz unterschiedlich aussehen, weiß Postler: "Das kann eine einfache Beleidigung sein, ein körperlicher Angriff, bis zum Faustschlag ins Gesicht."

Auch Zugbegleiterin Wilk sah sich schon solchen Überfällen ausgesetzt. Als Frau musste sie sich mehrmals verbale Beleidigungen anhören, die unter die Gürtellinie gingen, sagt Wilk. "Das macht einem seelisch und psychisch zu schaffen." Auch körperliche Angriffe habe die Zugbegleiterin "schon mehrere" erlebt, sagt sie.

Nur die Bundespolizei hat Zugriff auf Filmmaterial

Seit einem halben Jahr läuft das Pilotprojekt in Bamberg bereits. Bis Ende des Jahres läuft die Aktion noch. Ein erstes Zwischenfazit fällt positiv aus. "Seit dem Einsatz der Bodycams gab es keinen einzigen körperlichen Angriff auf einen Kundenbetreuer", so Postler. Dies gelte sowohl für das Pilotprojekt in Bamberg als auch für zwei weitere bundesweit ähnliche Projekte.

Zugriff auf die Filmaufnahmen der Bodycam hat laut Bahn übrigens nur die Bundespolizei. Und auch nur dann, wenn eine Strafanzeige vorliegt. Ist dies nicht der Fall, wird das Bildmaterial nach 72 Stunden gelöscht, heißt es von der Bahn weiter.

Auf der Fahrt von Bamberg nach Würzburg musste die Bodycam keine Aufnahmen machen. Die Abschreckung durch eine Kamera an Zugbegleitern scheint zu funktionieren.

Eine Zugbegleiterin der Bahn in blauer Uniform trägt eine Bodycam am Oberkörper.
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In Bamberg läuft ein Pilotprojekt der Bahn mit Bodycams zur Abschreckung von aggressiven Fahrgästen.

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