"Hier riecht es ja noch ganz frisch" und "so viel Platz, das ist toll", stellten die Schülerinnen und Schüler bei der ersten Begutachtung des neuen zweigeschossigen Gebäudes erfreut fest. Die alte Schule des Blindeninstituts in Elsenfeld im Landkreis Miltenberg platzte räumlich aus allen Nähten. Ein neues Schulgebäude musste her. Nach etwas mehr als zwei Jahren Bauzeit ist in Aschaffenburg ein modernes, 16 Millionen Euro teures Gebäude entstanden.
Ganztagsangebote für 120 Kinder und Jugendliche
Dort werden etwa 120 Kinder und Jugendliche im Alter von wenigen Monaten bis 21 Jahren durch schulische Ganztagsangebote, die "Frühförderung Sehen" und den "Mobilen Sonderpädagogischen Dienst Sehen" begleitet. Bereits im März sind die Schülerinnen und Schüler mit Seh- und Mehrfachbeeinträchtigung in ihr barrierefreies 3.000 Quadratmeter große Schule eingezogen. Da nun jeder seinen Platz gefunden habe und das Haus bunter geworden sei, werde nun endlich Einweihung gefeiert, heißt es von Seiten der Blindeninstitutsstiftung.
Vorteil des Umzugs: Alles an einem Ort
Mit dem Umzug von Elsenfeld nach Aschaffenburg hat sich auch der Name geändert – aus dem Blindeninstitut Untermain wurde das Blindeninstitut Aschaffenburg. Es beherbergt neben geräumigen Klassenzimmern und Fluren einen Sehförderraum, ein Therapiebad und einen Multi-Sensorik-Raum. Je nach Bedarf werden hier alle Sinne angesprochen: Neben einem Wasserbett, das mit einer Musikanlage verbunden ist, so dass die Bässe spürbar werden, können die Mädchen und Jungen auch in ein Bällebad eintauchen, das die Farben wechselt. Ein Magic-Carpet bietet interaktive Spielmöglichkeiten, indem Bildelemente auf den Boden projiziert werden.
Schulleiterin Heike Sandrock sagte im Gespräch mit BR24: "Das Förderzentrum hat vor allem auch den Vorteil, dass alle Dienste, die wir anbieten, an einem Ort sein werden. Die Schule, die heilpädagogische Tagesstätte, die Therapieabteilung, die Frühförderung und der "Mobile sonderpädagogische Dienst Sehen" – alle in einem Gebäude, was natürlich Synergien ermöglicht".
Frühförderung für Babys und Kleinkinder möglich
Im oberen Stockwerk des neuen Gebäudes ist die "Frühförderung Sehen" eingezogen, ein Förderangebot für Babys und Kleinkinder mit Blindheit oder Sehbeeinträchtigung in Stadt und Landkreis Aschaffenburg und Miltenberg, das seinen Sitz bislang in Niedernberg hatte. Frühförderleiterin Maria Wiesner freut sich über die Erweiterung des Angebotes, das durch die Räumlichkeiten nun gegeben ist: "So können zukünftig auch Familien aus der Frühförderung das Therapiebad und den Multi-Sensorik-Raum in Form von Kleingruppenangeboten nutzen."
Neubau mit Schwimmbad, Fußballfeld und Spielplatz
Insgesamt kostet der Neubau der Würzburger Blindeninstitutsstiftung am Untermain 16 Millionen Euro. Er umfasst auch ein Therapieschwimmbad, ein Fußballfeld und Spielplatz im Außenbereich. Das Bayerische Kultusministerium übernimmt 13,4 Millionen Euro der Kosten, das Sozialministerium 287.000 Euro und der Bezirk Unterfranken 95.500 Euro. Unterstützung erhält die Blindeninstitutsstiftung auch durch die Aktion Sternstunden des Bayerischen Rundfunks mit einer Förderung von rund 884.000 Euro, und die Stiftung Landesblindenanstalt mit 160.000 Euro. Für die Tagesstätte hat die Bayerische Landesstiftung weitere 145.000 Euro zugesagt. Genau 169 Jahre nach der Gründung der Blindeninstitutsstiftung durch Moritz Graf zu Bentheim-Tecklenburg geht es mit der Eröffnung des Blindeninstituts Aschaffenburg jetzt zurück zu den Wurzeln in die Heimat des Grafen.
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