Acht Monate, nachdem ein 14-Jähriger im unterfränkischen Lohr am Main erschossen wurde, hat heute Vormittag der Prozess begonnen. Angeklagt ist ein 14-jähriger Mitschüler. Ihm wird vorgeworfen, aus Mordlust gehandelt zu haben.
Doch der erste Prozesstag am Landgericht Würzburg brachte kaum neue Erkenntnisse, denn er war nur von kurzer Dauer. Gerade einmal eine Stunde lang saßen die Prozess-Beteiligten am Vormittag im Gerichtssaal. Die Verteidiger beantragten, dass die Verhandlung vertagt wird. Sie hätten wichtige Unterlagen noch nicht ausreichend sichten können. Das Landgericht sah den Antrag als begründet an. Der Prozess soll am 13. Mai fortgesetzt werden.
Angeklagter will sich voraussichtlich zur Tat äußern
Gleichzeitig stellten die Verteidiger in Aussicht, dass sich der Angeklagte beziehungsweise sein Verteidiger-Team zur Tat äußern wollen. Bislang hatte der Jugendliche geschwiegen. Einzig das Versteck der Tatwaffe hatte er den ermittelnden Beamten verraten. "Es wird eine Einlassung geben", sagte heute sein Verteidiger Roj Khalaf. "Es ist so, dass die Verteidigung sehr wohl erkennt, welch unendliches Leid die Familie des Geschädigten hier wohl erfährt."
Belastende Situation für Eltern des Getöteten
Vor Prozessbeginn sprach Rechtsanwalt Norman Jacob über die nach wie vor schwierige Situation seiner Mandanten. Jacob vertritt die Eltern als Nebenkläger: "Für die Eltern ist es so belastend, dass es kaum möglich ist, mit ihnen ohne Tränen zu reden." Zu Prozessbeginn waren die Eltern nicht im Gerichtssaal anwesend. Den Antrag der Verteidigung bewertete Jacob im Anschluss als "sachgerecht". Wichtige Aktenteile seien Verteidigung und Nebenklage erst kurz vor Prozessbeginn zugegangen.
Vorwurf: Aus Mordlust gehandelt
Die Tat im September letzten Jahres sorgte in Lohr am Main und weit darüber hinaus für Trauer und Entsetzen. Der tödliche Schuss traf das Opfer von hinten in den Kopf. Es gab verschiedene Spekulationen, was das Motiv des mutmaßlichen Schützen gewesen sein könnte. Nach Abschluss der Ermittlungen vermutet die Staatsanwaltschaft, der Angeklagte habe aus Mordlust gehandelt. Demnach soll sich der zum Tatzeitpunkt ebenfalls 14-Jährige den US-amerikanischen Serienmörder Jeffrey Dahmer als Vorbild genommen haben. Zwischen 1978 und 1991 tötete dieser insgesamt 17 junge Männer, darunter einen 14-Jährigen.
Tat ohne Zeugen?
Ob es tatsächlich so war, will das Landgericht Würzburg nun klären. Für die Tat selbst gibt es offenbar keine Zeugen. Weil der Angeklagte erst 14 Jahre alt ist, findet der Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Bei jugendlichen Angeklagten ist das gesetzlich vorgeschrieben. Eine Gerichtssprecherin informiert Medienvertreter über die Geschehnisse im Saal. Für den Prozess sind bislang 17 Verhandlungstage bis in den August angesetzt.
Video: BR24live: Erschossener Junge in Lohr - Erster Prozesstag endet nach einer Stunde
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