Heftige Unwetter sind in der Nacht zum Freitag über Teile Bayerns gezogen. Am meisten betroffen waren im Freistaat Gemeinden in Unter- und Oberfranken. Von Donnerstagabend an waren dort Starkregen und Sturmböen durchgezogen. Wie am Freitagmorgen bekannt wurde, kam ein Mann im Landkreis Würzburg am Donnerstagabend ums Leben.
Mann stirbt in vollgelaufenem Keller
Zu dem Todesfall kam es während der Unwetter im unterfränkischen Hausen. Der Mann starb nach Angaben der Integrierten Leitstelle Würzburg in seinem mit Wasser vollgelaufenen Keller. Die Todesursache ist laut Polizei weiter unklar, eine Obduktion soll die Umstände klären.
In Arnstein im Landkreis Main-Spessart überflutete der Regen zudem zahlreiche Straßen - teils meterhoch. Ganze Dörfer waren vorübergehend nicht zugänglich, wie die Kreisbrandinspektion mitteilte. Auch Gullydeckel wurden ebenfalls meterhoch angehoben.
Bamberg: Unterführungen standen unter Wasser
Im Raum Bamberg gab es in der Nacht rund 90 witterungsbedingte Einsätze. Gegen 3 Uhr verzeichnete die Integrierte Leitstelle (ILS) Bamberg-Forchheim den letzten Einsatz in der Nacht. Inzwischen seien wieder alle Straßen trocken und befahrbar, heißt es.
Wie eine Sprecherin der ILS auf BR-Anfrage mitteilt, waren das Stadtgebiet Bamberg und nur geringfügig angrenzende Gemeinden betroffen. Zwischenzeitlich standen alle vier Unterführungen in Bamberg unter Wasser. Dabei blieb ein Auto in den Wassermassen stecken. Verletzte gab es demnach keine. Viele Notrufe gingen wegen vollgelaufener Keller ein. Im Bereich des Hauptsmoorwalds östlich von Bamberg habe es einen "massiven Wasseraustritt" gegeben. In dem Bereich war deshalb eine Tempo-30-Zone gesperrt.
Auf der Autobahn 70 kam außerdem ein 37-Jähriger mit seinem Auto wegen Aquaplaning ins Schleudern. Ein 47 Jahre alter Fahrer verlor ebenso auf der A 73 die Kontrolle über sein Auto. Beide kollidierten mit den Leitplanken, blieben aber unverletzt.
Viele Unwettereinsätze am Donnerstagabend in Unterfranken
Am Untermain waren vor allem die Gemeinden Großostheim, Stockstadt, Karlstein, Kahl, Alzenau-Michelbach, Markt Mömbris und der obere Kahlgrund betroffen, meldet die Kreisbrandinspektion Aschaffenburg. Auf BR-Nachfrage am Freitagfrüh hieß es, die Einsatzkräfte seien immer noch mit Räumungsarbeiten beschäftigt.
Zwischen 18 und 19 Uhr waren bei der Integrierten Leitstelle (ILS) am Untermain und einzelnen Feuerwehren insgesamt über 200 Notrufe eingegangen, zu denen die Einsatzkräfte ausrückten. Die Feuerwehren waren hauptsächlich mit vollgelaufenen Kellern beschäftigt oder mussten überflutete Straße von Schlamm und Unrat befreien. Über 500 Einsatzkräfte aus dem gesamten Landkreis Aschaffenburg waren im Einsatz. Gegen 21 Uhr beruhigte sich die Lage laut ILS.
"Massive" Einsätze in der Region Würzburg
Die ILS Würzburg meldet für die Nacht auf Freitag "massive" Einsätze, vor allem im Bereich Arnstein (Lkr. Main-Spessart). Dort ließ der Starkregen die örtlichen Bäche über die Ufer treten, woraufhin mehrere Straßen und Keller des Ortes überfluteten.
Auch bei der ILS Schweinfurt war "einiges los", erklärte ein Mitarbeiter auf BR-Nachfrage. Noch immer seien die Rettungskräfte am Abarbeiten einiger Einsätze. Ein ausführlicher Überblick über die Lage soll laut ILS am frühen Vormittag erfolgen.
In Mittelfranken ist es ruhig geblieben. Lediglich im Zuständigkeitsbereich der Integrierten Leitstelle Ansbach seien drei Keller vollgelaufen und ein Baum umgefallen, hieß es am Freitagmorgen auf BR-Anfrage.
DWD-Warnung in der Nacht aufgehoben
Für weite Teile Nordbayerns hatte der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Donnerstagabend vor starken Gewittern und Starkregen gewarnt. In der Nacht zum Freitag gab der DWD dann Entwarnung: Alle Unwetterwarnungen in Deutschland konnten aufgehoben werden – auch wenn im Westen zum Tagesstart noch kräftiger Regen zu erwarten war.
Mit Informationen von dpa
Wetterkarte des Deutschen Wetterdienstes
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) informiert über Wetterlagen und gibt auch im Ernstfall amtliche Unwetterwarnungen heraus. Abgestuft werden diese in vier Kategorien:
Stufe 1 (gelb): Gewitter: elektrische Entladung, auch in Verbindung mit Windböen ab 50 km/h.
Stufe 2 (orange): Starkes Gewitter: in Verbindung mit Sturmböen, schweren Sturmböen bis 104 km/h, Starkregen oder Hagel
Stufe 3 (rot): Schwere Gewitter: mit Hagelschlag, heftigem Starkregen oder orkan(artigen) Böen bis 119 km/h, ggf. Tornadogefahr (rot)
Stufe 4 (dunkelrot): Extremes Gewitter: mit Hagelschlag, extrem heftigem Starkregen oder extremen orkan(artigen) Böen ab 120 km/h, ggf. Tornadogefahr.
Lila: Hitzewarnung / Rosa: UV-Warnung / Grün: Keine Warnung / Schraffiert: Vorab-Warnung
Schäden und Überschwemmungen auch in anderen Bundesländern
Auch in anderen Bundesländern hat der Wetterumschwung für Überschwemmungen gesorgt. In Teilen Baden-Württembergs wurden Straßen überflutet und Bäche schwollen an. Besonders hart traf es Bisingen südwestlich von Tübingen, wo laut Polizei am frühen Donnerstagabend Keller und Straßen unter Wasser standen.
In Hessen gingen kräftige Gewitterschauer nieder. In Frankfurt sorgte der Starkregen nach Angaben der Feuerwehr dafür, dass im Bethanien-Krankenhaus Wasser aus der Kanalisation eindrang und auch den Intensivbereich der Klinik erreichte. Am Flughafen Frankfurt wurden während des Gewitters keine Maschinen be- oder entladen, um das Personal zu schützen, wie ein Sprecher des Flughafenbetreibers Fraport erklärte. Viele Abflüge und Ankünfte am Abend verspäteten sich.
Im südhessischen Bad Schwalbach musste das Erdgeschoss eines Altenheims evakuiert worden. Die Bewohner wurden am Donnerstagabend zu ihrer Sicherheit in die oberen Etagen gebracht, wie die Feuerwehr am Freitag mitteilte.
Freitag weiter Starkregen möglich, Wochenende regnerisch
Örtlich sind in Bayern auch am Freitag weiterhin Starkregen, Hagel und Sturmböen um 80 km/h möglich. Für die kommenden Tage erwarten die Meteorologen dann viele Wolken und gebietsweise Regen, in ganz Bayern sind immer wieder Schauer möglich. Am Freitag sinken die Temperaturen auf maximal 13 bis 17 Grad, am Wochenende soll es bei 15 bis 20 Grad wieder etwas wärmer werden. Laut den Meteorologen sind am Samstag im Osten Bayerns erneut auch einzelne Gewitter möglich.
Entsprechend durchwachsen wird auch das Bergwetter. Die Kammlagen der Mittelgebirge und Alpen sollen nur zeitweise frei sein, ansonsten sind die Gipfel in Wolken gehüllt. In den Alpen liegen die Temperaturen in 2.000 m Höhe um 9 Grad, der Wind ist meist mäßig, kann in Böen aber auch stark werden.
Mit Informationen von dpa
Hinweis der Redaktion: Bei dem Verstorbenen handelt es sich um einen Mann aus Hausen im Lkr. Würzburg, nicht wie zuvor angegeben aus Arnstein im Lkr. Main-Spessart. Wir haben die entsprechende Stelle korrigiert.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!