In Würzburg muss sich der 14-Jährige, der einen gleichaltrigen Schüler in Lohr am Main erschossen haben soll, demnächst vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft Würzburg hat Anklage erhoben wegen Mordes. Sie wirft dem Angeklagten vor, einen 14-jährigen Mitschüler am 8. September 2023 von hinten in den Kopf geschossen zu haben. Zuvor hatte die "Main-Post" berichtet (Externer Link, möglicherweise Bezahl-Inhalt). Hinweise auf andere Täter oder Helfer haben sich laut den Ermittlern bislang nicht ergeben.
Staatsanwaltschaft vermutet Mordlust als Motiv – Prozessbeginn frühestens im März
Zunächst waren Drogengeschäfte oder Schulden als Hintergrund der Tat vermutet worden - die Staatsanwaltschaft führt jetzt Mordlust in ihrer Anklageschrift an, wie Staatsanwalt Tobias Kostuch auf BR24-Nachfrage erklärt: Er vermutet, dass der Angeklagte nur "aus Spaß" gemordet habe – "um das mal erlebt zu haben."
Die Staatsanwaltschaft Würzburg wirft dem 14-Jährigen vor, sich einen US-amerikanischen Serienkiller als Vorbild genommen zu haben: Jeffrey Dahmer. Dahmer hatte zwischen 1978 und 1991 insgesamt 17 junge Männer getötet, darunter einen 14-Jährigen. Zuletzt wurde die Geschichte des Killers von Netflix als Serie verfilmt und im September 2022 auf dem Streaming-Portal veröffentlicht. Staatsanwalt Kostuch erklärt, dass sich der Angeklagte im Freundeskreis und online den Namen des Serienkillers hat geben lassen.
Das Landgericht Würzburg muss nun entscheiden, ob die Anklage zugelassen wird. Die Jugendkammer entscheidet dann über die Eröffnung des Verfahrens. Es sei aber nicht vor März damit zu rechnen. Dem angeklagten 14-Jährigen drohen bis zu zehn Jahre Haft. Er schweigt seit seiner Festnahme zu den Vorwürfen.
Waffenbesitzer zwischenzeitlich verstorben
Die Tatwaffe, eine 9-Millimeter-Pistole, gehörte legal einem Nachbarn des Angeklagten. Dieser verfügte laut Polizei über sämtliche Erlaubnisse. Zudem habe er seine Waffen ordnungsgemäß aufbewahrt. Wie der Schüler an die Pistole kam, ist der Öffentlichkeit weiterhin unbekannt. Der Waffenbesitzer konnte nach der Tat wegen eines Krankenhausaufenthaltes nicht befragt werden und starb wenige Wochen nach dem Verbrechen. Der 66-Jährige soll den jungen Mann aber gekannt haben.
Nach der Tat suchte die Ermittlungskommission mit Unterstützung der Bereitschaftspolizei und speziell ausgebildeten Datenträgerspürhunden tagelang nach dem Handy des Opfers. Es konnte schließlich gefunden werden – ob es die Ermittler weiterbrachte, ist unbekannt.
Ein 15-Jähriger hatte die Polizei am Tattag, einem Freitag in den Sommerferien, auf die Geschehnisse aufmerksam gemacht. Wenig später entdeckten Streifenbeamte den toten 14-Jährigen. Er war italienischer Staatsbürger und wohnte seit Jahren in Lohr. Der Junge lag in einem Gebüsch nahe dem Schulzentrum, wo er die Mittelschule besuchte. Kurz danach wurde der Verdächtige festgenommen.
Mit Material von dpa.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!