"Ihr Herrn und Frau’n, die Ihr einst Kinder wart, seid es heut’ wieder, freut Euch in ihrer Art. Das Christkind lädt zu seinem Markte ein, und wer da kommt, der soll willkommen sein." Mit diesem Prolog eröffnete das Nürnberger Christkind am Freitagabend traditionell seinen Markt. Alle zwei Jahre wird es gewählt.
Die 18-jährige Nelli Lunkenheimer stand deshalb schon zum zweiten Mal auf der Empore der Frauenkirche – in goldener Robe, blonder Lockenperücke und Krone. Im kommenden Jahr wird dann ein neues Christkind gewählt.
In der Stadt weihnachtet es seit Wochen
Pünktlich um 17.30 Uhr wurde der Hauptmarkt komplett dunkel. Die Scheinwerfer waren allein auf das Christkind gerichtet. Erst nach dem Prolog gingen die Lichter in den Buden wieder an. Für viele Nürnberger ist das das Zeichen, dass die Weihnachtszeit wirklich begonnen hat. Auch wenn es in der Stadt schon seit Wochen weihnachtet, überall Glühwein- und Bratwurstbuden stehen und sich auch das Riesenrad im Winterdorf auf dem Jakobsplatz schon seit zwei Wochen dreht.
Traditionelles Warenangebot
Insgesamt 168 Verkaufsstände stehen in diesem Jahr auf dem Hauptmarkt und dem Rathausplatz, wo der Markt der Partnerstädte stattfindet. Präsentiert wird ein traditionelles Warenangebot: Nürnberger Lebkuchen und Bratwürste, veganes Essen, Kunsthandwerk, Christbaumschmuck, Kerzen und Spielzeug. Beliebt sind die Zwetschgenmännle aus Trockenfrüchten mit einer Walnuss als Kopf. Der Glühwein kostet in diesem Jahr pro Tasse zwischen 4,50 und 5 Euro, der Kinderpunsch 3,50 Euro.
Donald Duck auf Stippvisite
Die Buden auf dem Hauptmarkt – "das Städtlein aus Holz und Tuch gemacht" aus dem Prolog – haben einheitliche, rot und weiß gestreifte Stoffdächer. Blinkende Nikoläuse und singende Schneemänner beispielsweise, die andernorts für Stimmung sorgen sollen, gibt es auf dem Hauptmarkt nicht. Seit 1981 zeichnet die Stadt alljährlich die schönsten Buden mit dem goldenen, silbernen und bronzenen "Zwetschgermoo". Diese Preisverleihung spielt im neuesten Micky Maus-Heft eine entscheidende Rolle.
Christkind ohne Kommerz
Das Christkind ist nicht nur bei der Eröffnung auf dem Hauptmarkt. Jeweils am Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag besucht Nelli Lunkenheimer von 14.30 bis 15 Uhr die Kinderweihnacht am Hans-Sachs-Platz. Anschließend läuft sie jeweils ab 15 Uhr durch die Budengassen am Hauptmarkt. Die Stadt Nürnberg legt Wert darauf, dass die Figur des Christkinds kommerziell nicht vermarktet wird. Deshalb besucht die junge Frau im goldenen Ornat in der Weihnachtszeit viele Altenheime, Kindergärten und Krankenstationen.
Die gesamte Wirtschaft profitiert
Der Christkindlesmarkt ist auch ein Wirtschaftsfaktor. Im vergangenen Jahr wurden nach Informationen aus dem städtischen Wirtschaftsreferat mehr als zwei Millionen Gäste gezählt. Die geschätzten Einnahmen für Handel, Gastronomie, Hotellerie und Dienstleistungsgewerbe lagen bei rund 180 Millionen Euro. Ein Tagesgast gibt durchschnittlich 33 Euro aus. Bei Touristen, die übernachten, bleiben geschätzt rund 200 Euro in der Stadt.
Messerverbot auf dem Markt
Der Christkindlesmarkt dauert bis zum 24. Dezember. Er hat täglich von 10 bis 22 Uhr geöffnet. Auf dem gesamten Markt gilt, wie auf allen Weihnachtsmärkten, ein Messerverbot. Eingangskontrollen wird es nicht geben, die Polizei hat jedoch angekündigt, dass es vereinzelt Taschenkontrollen geben kann. Das Sicherheitskonzept entspricht dem der Vorjahre.
Im Video: BR-Korrespondent Daniel Peter berichtet vom Nürnberger Christkindlesmarkt
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