Die Globalisierung spürt man auch auf Bayerns Straßen, der Schwerlastverkehr hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Dass es im Zuge der Klimakrise eine Verkehrswende in Deutschland braucht, ist unumstritten, und auch bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin spielt die Mobilitätswende eine große Rolle.
Mehr Güter mit der Bahn transportieren
Rund 2,5 Millionen Lkw rollen jährlich über den Brenner. Der Brennerbasistunnel, der sich aktuell in Österreich und Italien im Bau befindet, soll einen Beitrag zum Klimaschutz leisten und eine Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene ermöglichen.
Auch die Bahnanbindung auf bayerischer Seite, der Brenner-Nordzulauf, erfahre im Zuge der Klimadebatte neuen Zuspruch, so Vertreter der Deutschen Bahn jüngst bei einem Pressegespräch in Rosenheim. Geplant ist eine neue zweigleisige Zugstrecke für 230 Stundenkilometer von der Landesgrenze bis nach München. Zwei Drittel der geplanten Strecke im Landkreis Rosenheim würden im Tunnel verlaufen, so die bisherige Planung.
Verein Brennerdialog: "Es geht nur um Subventionen"
Es sei eine Pauschalaussage von Politikern, dass es beim Brenner-Nordzulauf um die Verlagerung von Verkehr auf die Schiene gehe, sagt Thomas Riedrich, der Sprecher des Vereins Brennerdialog. Es gehe vielmehr darum, Subventionsgelder von Europa und vom Bund nach Bayern zu holen. Deswegen fordere Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer auch einen Neubau, weil es nur für diesen Fördergelder gebe. Den Ausbau der Bestandsstrecke verweigere Scheuer dagegen vehement. Dabei könne die bestehende Strecke sofort mit mehr Güterzügen befahren werden, da die Strecke im Inntal bei weitem nicht ausgelastet sei, so Thomas Riedrich.
Der Brenner-Nordzulauf – Ein Spagat für die Grünen?
Die Themen Naturschutz und Landschaftsschutz auf der einen Seite, und das Gelingen der Verkehrswende auf der anderen Seite, das treibe vor allem die Grünen im Landkreis Rosenheim um, bestätigt Martina Thalmayr, die Sprecherin vom Grünen-Kreisverband. Es gebe bei den Grünen von oben nach unten gesehen die ganz klare Befürwortung des Brenner-Nordzulaufs in seiner Planung.
Aber unter Bedingungen: der Bedarf müsse geprüft und so viele Streckenanteile wie nur möglich müssten unterirdisch gebaut werden. Je weiter man in den parteipolitischen Strukturen nach unten komme, umso differenter würden die Ansichten, so Thalmayr. Schließlich kenne man hier das Inntal, wisse um die Schönheit, und was es zu verlieren gibt. Hier trete dann die Spaltung ein, so die Kreisrätin.
Grüne drängen auf Verkehrswende
Martina Thalmayr tritt klar für eine gelingende Verkehrswende ein. Und damit diese gelinge, könne man das Thema nicht nur im Raum Rosenheim betrachten, sondern müsse es deutschlandweit, europaweit und eigentlich auch global betrachten, so die studierte Betriebswirtschaftlerin. Eine gelingende Verkehrswende sei nur zu erreichen, wenn der Lkw-Langstreckentransport auf die Schiene komme. Für den sternförmig verlaufenden Zulieferverkehr bräuchte es zudem alternative Antriebe wie Wasserstoff, um insgesamt den Gütertransport CO2-neutral gestalten zu können.
Am Ende des Tages gehe es darum, unser Klima zu retten und die Lebensgrundlage der Menschen zu schützen. Wenn man das nicht hinbekomme, die klimatischen Kipppunkte erreicht werden, dann brauche man sich über Natur- und Landschaftsschutz keine Gedanken mehr zu machen, bilanziert Martina Thalmayr knallhart. Für diese Haltung habe sie hinsichtlich Brenner-Nordzulauf bereits Kritik einstecken müssen, aber sie stehe zu ihrer Haltung und zu ihren politischen Zielen.
Gemeinsame Forderungen aus dem Rosenheimer Land
In vielem sind Thomas Riedrich, Sprecher der Bürgerinitiativen und Martina Thalmayr von den Grünen aber einer Meinung: Die Kosten des Güterverkehrs über die Alpen müssen überall gleich sein, der Brenner dürfe nicht mehr der billigste Alpenübergang sein. Und: es brauche eine neutrale Prüfung, ob der Bedarf für eine Neubaustrecke im Landkreis Rosenheim wirklich gegeben ist. Ob der Brenner-Nordzulauf gebaut wird oder nicht, entscheidet der Deutsche Bundestag wohl 2025.
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