"Ich bin platt", sagt Stefan Jenuwein, der sich selbst als "Wasserer" bezeichnet. Jenuwein ist seit Jahrzehnten der Wassermeister der Gemeinde Stephanskirchen im Landkreis Rosenheim. Der neue Trinkwasserbrunnen sei eigentlich mal seine Idee gewesen, erzählt er. Die Entwicklung des neuen Brunnens und des neuen Schutzgebietes habe er jahrelang betreut. Die jüngsten Planungen der Deutschen Bahn (DB) bezüglich des Brenner-Nordzulaufes sieht er deswegen äußerst kritisch.
Großer Unmut in der Gemeinde Stephanskirchen
Auch Stephanskirchens Bürgermeister Karl Mair (Parteifreie Bürger) befürchtet, dass ein Tunnelbau an dieser Stelle alle Planungen zunichte macht. Die neue Variante berühre mit ihren zwei Tunnelröhren in 40 Metern Tiefe das Schutzgebiet und den Bereich des Brunnens.
Zudem sei die neue Variante ganz plötzlich präsentiert worden, ohne eine Absprache. Einen transparenten Dialog, der Gemeinden und Bürger mitnehmen soll, den würde er hier nicht erkennen, so Mair.
Die Gemeinde Stephanskirchen hat knapp eine Million Euro in die neue Trinkwasserversorgung investiert, 11.000 Menschen sollen mit dem Wasser aus dem Ödenwald versorgt werden.
Wasserwirtschaftsamt sieht allerhöchste Priorität
Der Brunnen Ödenwald sei ein wichtiges und essentielles Standbein einer zukünftigen Wasserversorgung, so das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim auf Anfrage. Der Brunnen sei auch für die "Boomregion" Rosenheim und damit überregional von Bedeutung.
Aufgrund der Mächtigkeit und Qualität des tangierten Grundwasserleiters habe dieser für diese Region allerhöchste Priorität, so Tobias Hafner, der Leiter der Behörde. Die neue Variante führe direkt durch die Schutzzone I.
Eine zukünftige Entnahme von Trinkwasser aus dem Brunnen sei bei der unmittelbaren räumlichen Berührung praktisch auszuschließen, heißt es weiter. Das Wasserwirtschaftsamt sei über die aktuelle Neutrassierung bisher nicht direkt informiert worden. Genaue und prüffähige Planunterlagen würden nicht vorliegen.
Deutsche Bahn: Niemand muss sich Sorgen machen
Die Projektbeauftragten der Deutschen Bahn betonen, das man sich in der Vorplanung befinde. In dieser Phase würden verschiedene Varianten untersucht, entwickelt und bewertet. Man habe viele Varianten, nur eine verlaufe im Wasserschutzgebiet, so Manuel Gotthalmseder vom Projektteam Brenner-Nordzulauf.
Die neue Variante ergebe sich aus einer Optimierung weiter südlich, im Bereich Scheiberloh. Dort würde die Wohnbebauung von einer östlichen Umfahrung profitieren, erklärt die DB die neue Variante. Niemand müsse sich Sorgen machen, betont Gotthalmseder. Sowohl Wohnbebauung als auch Trinkwasservorkommen hätten einen hohen Stellenwert in der Planung.
Bahnvertreter zu Gesprächen in der Region
Die Deutsche Bahn kündigt weitere Erkundungsbohrungen in dem Bereich an. "So wird auch in Zukunft die angedachte gemeindliche Trinkwasserversorgung jederzeit sichergestellt", heißt es von der DB. Der Schutz des Trinkwassers werde zudem in späteren Genehmigungsverfahren geprüft.
Dass die Sorgen um die Trinkwasserversorgung in Stephanskirchen für Unmut gesorgt haben, ist der Deutschen Bahn nicht entgangen. Am kommenden Montag sind die Planer im Rathaus zu Gast und im Dezember besuchen DB-Vertreter auch das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim.
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