Der Hauptbahnhof Aschaffenburg.
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Brennpunkt-Bahnhof Aschaffenburg

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Brennpunkt Bahnhof Aschaffenburg: Was Polizei und Bürger tun

Brennpunkt Bahnhof Aschaffenburg: Was Polizei und Bürger tun

Körperverletzungen, Beleidigungen, immer mehr Verkehr und Raser – Anwohner berichten von unschönen Entwicklungen rund um den Aschaffenburger Hauptbahnhof. Die Bürger und die Polizei sind sich der Problemen bewusst und wollen gegensteuern.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

"Der Verkehr ist schlimmer geworden, es wird alles zugeparkt, nachts rasen sie hier. Abends wird geschrien, geklaut und getrunken auf der Straße", beschwert sich Roberto Panciera. Seine Familie betreibt seit fast 40 Jahren ein Eiscafé im Bahnhofsumfeld.

Auch Gabriele und Richard Bernhard erzählen von Veränderungen. Seit dreizehn Jahren leben sie direkt gegenüber dem Hauptbahnhof. "Abends gehe ich oft gar nicht mehr hier lang", sagt die Frau. Ihr Mann ergänzt: "Die Atmosphäre hat sich verändert, die Leute sind rücksichtsloser geworden. Mein afghanischer Nachbar hat mir am Wochenende gesagt, Deutschland ist nicht mehr das, was es vor drei vier Jahren mal war."

Anstieg der Straftaten rund um den Bahnhof

Die Polizei ist sich der Situation im Stadtviertel um den Aschaffenburger Hauptbahnhof bewusst. Aschaffenburgs Polizeichef Frank Eckhardt betont: "Wir hatten festgestellt, dass sich im vergangenen Jahr Jugendgruppierungen gebildet hatten." Körperverletzungen, Beleidigungen und Ähnliches seien an der Tagesordnung gewesen. "Wir haben die Szene beobachtet. Darüber hinaus haben wir ein intensives Präsenz- und Kontaktkonzept im Bahnhofsquartier umgesetzt: Wir waren sehr häufig mehrfach die Woche mit starken Kräften vor Ort."

Die vermehrten Kontrollen hatten zur Folge, dass dreizehn Prozent mehr Straftaten zur Anzeige gebracht wurden. Zusätzlich ist auch die Bundespolizei rund um die Uhr am und im Bahnhof präsent. Sprecher Stephan Hellwig kündigt auf BR24-Anfrage zusätzliche Überwachungskameras an, die das "subjektive Sicherheitsempfinden der Bürger" stärken sollen.

Kunst und Graffiti "to go"

Während sich die Polizei für die Sicherheit einsetzt, engagieren sich Bürger für Wohlfühl-Projekte. Familie Bernhard etwa öffnet ihre Wohnungstür regelmäßig für die breite Öffentlichkeit – stellt die Wände ihrer Wohnung ortsansässigen Künstlern als Galerie zur Verfügung. Richard Bernhard ist Vorsitzender des Vereins "Lebendiges attraktives Bahnhofsquartier". Dieser hat etwa die Aktion "Kunst im Quartier" umgesetzt: 40 Künstler haben ihre Werke im Frühjahr hinter den Schaufenstern unterschiedlicher Geschäfte im Viertel ausgestellt.

Auch Kunst unterhalb von Straßenschildern gibt es – niederschwellig, im Vorbeigehen, an so genannten "Pfostengalerien". In der Kleberstraße sind aktuell die farbenfrohen Monster des Künstlers Dino zu sehen. "Das ist Aschaffenburger Subkultur. Hier gehen ja Tausende von Menschen durch, auch viele Pendler. Und die können sich jeden Tag an der Kunst unterhalb vom Straßenschild erfreuen. Ich wechsle die Bilder in den Rahmen mehrfach im Jahr aus", freut sich Richard Bernhard. Farbenfrohe Graffitis prägen die Kleberstraße, die direkt auf den Hauptbahnhof zuführt.

Quartiersfest - friedliches Miteinander feiern

Das Leben im Viertel mit all seinen Facetten setzt der Verein auch mit einer kostenlosen Quartierszeitung in Szene. Bald soll sie mehrsprachig erscheinen. Tobias Craan, der eine Apotheke direkt am Bahnhof hat, betont, wie wichtig das Verständnis für und der Respekt voreinander im Quartier ist: "Ich habe das Gefühl, dass man den Jugendlichen einfach nicht genügend Raum gibt. Dann die Preissteigerungen: Cola oder Bier im Supermarkt ist billiger als in der Kneipe. Dann kann ich draußen auch noch meine Musik hören. Dann treffen sich eben die Jugendlichen am Hauptbahnhof. Und da ist dann was los!"

Um das friedliche Miteinander und den Dialog zu stärken, feiert der Verein am 20. Juli ein großes Quartiersfest – natürlich auf dem Bahnhofsvorplatz.

Der Hauptbahnhof in Aschaffenburg
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Der Hauptbahnhof in Aschaffenburg

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