Omobi-Rufbus in Murnau, davor ein Handy, auf dessen Bildschirm eine Rufbus-Bestellung angezeigt wird.
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Ein öffentlicher Rufbus, der auf Bestellung kommt: In Murnau in Oberbayern soll es ihn auch weiterhin geben.

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Bürgerentscheide in Murnau: Deutliche Mehrheit für Rufbus-System

Ein öffentlicher Rufbus, der auf Bestellung kommt: In Murnau in Oberbayern soll es ihn auch weiterhin geben. Eine große Mehrheit hat sich in zwei Bürgerentscheiden dafür ausgesprochen. Auch andere bayerische Orte wollen oder haben den Rufbus bereits.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

In zwei Bürgerentscheiden haben sich die Bürger von Murnau am Sonntag mit einer deutlichen Mehrheit für ein Rufbussystem ausgesprochen. 84 Prozent stimmten für die Fortführung des Rufbusmodells. In einem zweiten Bürgerentscheid sprachen sich 80 Prozent der Wahlberechtigten für den "Blaues-Land-Bus" aus. Die Wahlbeteiligung lag bei 39 Prozent und damit wurde bei beiden Bürgerentscheiden das Abstimmungsquorum erreicht.

Rückschlag für den Murnauer Gemeinderat

Die beiden Bürgerentscheide sind ein ordentlicher Dämpfer für den Murnauer Gemeinderat. Denn ein parteiübergreifendes Bündnis von CSU, Freien Wählern, Mehr Bewegen, SPD und den Grünen hatte mit ihrer Ratsmehrheit den Vertrag mit dem ortsansässigen Rufbusanbieter "Omobi" nicht verlängert.

Zu teuer und zu ineffizient hatten sie das Rufbus-System gefunden, Verschwendung von Subventionen und damit Steuergeld. Lediglich die ÖDP stand hinter dem mehrfach ausgezeichneten Vorzeigeprojekt, das bereits vor drei Jahren zu einem der ersten App-gesteuerten Rufbussysteme in Deutschland zählte.

Blaues-Land-Bus für Gemeinden im nördlichen Landkreis

Unterstützung bekam der Ortsbus aus allen Ecken im Ort: Vom Seniorenbeirat bis zur Jugendvertretung, vom Verein für Wirtschaftsförderung bis zum Bund Naturschutz. Sie schlossen sich zur Initiative "Rettet den Ortsbus" und sammelten Unterschriften und Argumente gegen die Entscheidung der Lokalpolitiker.

Wolfgang Küpper von der ÖDP und dem Aktionsbündnis sieht in dem gewonnen Bürgerentscheid einen eindrücklichen Beweis, dass die Bevölkerung das innovative, bürgerfreundliche und flexible Rufbus-System behalten will.

Der Gemeinderat hat jetzt nicht nur den Auftrag bekommen, den Ortsbus auf Abruf wieder einzuführen, sondern auch noch weitere Gemeinden anzubinden. Denn im zweiten Bürgerentscheid sprachen sich 80 Prozent für den "Blaues-Land-Bus" aus. Der soll ab dem nächsten Jahr auf Rufbusbasis neun Gemeinden im nördlichen Landkreis ansteuern.

Rufbus-System startet in Traunreut

Auch andernorts in Oberbayern wünschen sich die Fahrgäste ein flexibles Rufbussystem. Am 1. August soll in Traunreut der sogenannte Direktbus starten. Das E-Mobil wird werktags zwischen 8 und 20 Uhr auf Wunsch 47 verschiedene Haltestellen im gesamten Stadtgebiet ansteuern. Passagiere sollten sich mindestens eine halbe Stunde vor gewünschtem Fahrtantritt telefonisch melden. Die Fahrt kostet regulär zwei Euro, ermäßigt einen Euro. Das System wird am Montagabend in Traunreut vorgestellt.

Der Erste Bürgermeister von Traunreut, Hans-Peter Dangschat (CSU), sieht in dem neuen ÖPNV-Angebot einen Schritt in Richtung umweltfreundliche, flexible und moderne Mobilität. Ähnliche Rufbussysteme gibt es auch bereits in anderen Teilen des Landkreises Traunstein, unter anderem in den Gemeinden Fridolfing, Kirchanschöring und Taching sowie den Städten Tittmoning und Traunstein.

Traunsteiner Rufbus immer beliebter

Der Rufbus in Traunstein startete im Dezember 2014 seinen Betrieb. Seither ist er von Jahr zu Jahr immer beliebter geworden. 2015 beförderte er 8.250 Fahrgäste, ein Jahr später 9.596, dann 10.717, 11.194 und 2019 schließlich 11.600.

In den Jahren der Corona-Pandemie fiel die Zahl der Fahrgäste wieder unter 10.000. Seit 2023 schließlich werden in Traunstein zwei Rufbusse eingesetzt - auch für Fahrten zur Schule - und insgesamt wurden von den beiden Traunsteiner Rufbussen im Jahr 2022 über 24.000 Fahrgäste befördert. Die Stadt Traunstein erhöhte darum die Haushaltsmittel für die Rufbusse für 2023 um 90.000 Euro auf jetzt 320.000 Euro.

Rufbusse auch in Niederbayern und Schwaben

Rufbusse gibt es auch in anderen Teilen Bayerns. Im niederbayerischen Bad Birnbach kommt seit einem Jahr ein autonom fahrender und elektrisch betriebener Minibus auf Abruf zu 20 Haltestellen. Darunter fährt er neben dem Ortskern auch Hotels, die Kirche, die Schule, die Feuerwache und eine Anlage für Betreutes Wohnen an. Das ÖPNV-Projekt geht jetzt in den Regelbetrieb über. Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) kündigte dafür eine 45-prozentige Förderung aus staatlichen Mitteln an.

Die Projekt-Bilanz fällt aus Sicht der Betreiber positiv aus: Rund 7.800 Einheimische und Gäste nutzten innerhalb des Jahres die beiden Rufbusse bei gut 5.000 Fahrten, wie Bürgermeisterin Dagmar Feicht (CSU) sagte: "Es geht um Mobilität für alle, gerade im ländlichen Raum!", betonte sie. Bad Birnbach mit seinen 5.800 Einwohnern besteht aus 85 Ortsteilen, die dadurch für alle flexibel erreichbar werden. Der Bus kann per Telefon oder Handy-App gerufen werden.

In Schwaben ging zuletzt in der Region Holzwinkel und Altenmünster, Roth- und Zusamtal im Juni ein Rufbussystem in Betrieb. Das Gebiet dort erstreckt sich über vier AVV-Tarifzonen. Die Planungen dauerten drei Jahre.

  • Zum Artikel: Emmi – Der Hindelanger Elektro-Rufbus im Praxistest

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