Die Bund Naturschutz-Jugend wirbt für vegane Ernährung, der Ehrenvorsitzende für den Konsum von nachhaltig erzeugten tierischen Lebensmitteln wie Milch, Fleisch und Honig. Dieser Konflikt innerhalb des Naturschutzverbandes ist öffentlich nachzulesen. Als die Jugend des Bund Naturschutz vor einigen Monaten einen Ratgeber mit dem Titel "Vegan - warum nicht?" veröffentlichte, hat der Ehrenvorsitzende Hubert Weiger unmissverständlich geantwortet: mit einem schriftlichen Plädoyer für nachhaltige Nutztierhaltung.
Prof. Dr. Hubert Weiger war jahrzehntelang Vorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern und in Deutschland, jetzt ist er Ehrenvorsitzender.
- Zum Artikel: Hubert Weiger: Vegane Ernährung schadet Klima- und Artenschutz
Weiger: "Kühe sind keine Klimakiller"
Weil Kühe Methan rülpsen, werden sie oft als Klimakiller bezeichnet. In dem Interview mit Unser Land widersprach Hubert Weiger vehement: "Wenn Wiederkäuer, also nicht nur Rinder, sondern auch Schafe und Ziegen, auf der Weide stehen und Gras fressen, sind sie keine Klimakiller, im Gegenteil, sie schützen das Klima." Denn Rinder seien wichtig für die Erhaltung von Graslandschaften und nur Wiederkäuer seien in der Lage, für den Menschen unverdauliches Gras in Milch und Fleisch umzuwandeln.
Die Reaktionen vor allem im Internet waren heftig. Ob Herr Weiger denn nicht wüsste, dass viele Wiederkäuer eben nicht auf Grasweiden, sondern im Stall stehen – und das sei klimaschädlich.
Entscheidend ist, wie Rinder gehalten und gefüttert werden
Scheinbar hatten nur die wenigsten diesen Satz gelesen: "Kritisch sieht der Naturschützer allerdings, wenn Kühe in großen Ställen stehen und statt mit Gras mit Mais, Getreide und Soja gefüttert werden." Der Bund Naturschutz hat nun auf den Shitstorm reagiert und teilt mit, im Einvernehmen mit Hubert Weiger und der BUND Jugend: "Wir setzen uns für eine Ernährungsweise ein, bei der Fleisch und andere tierische Produkte ausschließlich aus artgerechten und ökologisch angepassten Haltungsformen stammen." Die Begründung: "Industrielle Massentierhaltung bedeutet Tierleid."
Weiger: "Auch Bienen sind wichtig"
Hubert Weiger isst Fleisch und trinkt Milch. "Ich bin so groß geworden", sagt er. Aber er habe den Konsum aus Gesundheitsgründen reduziert und auch aus dem Grund, dass es insgesamt sinnvoll sei, weniger tierisches Eiweiß zu essen.
In seinem Positionspapier erklärt Weiger aber nicht nur die Bedeutung von artgerecht gehaltenen Rindern, sondern auch von Bienen. Wenn Honig abgelehnt werde und damit die Bienenhaltung, welche von zentraler Bedeutung für die Bestäubung unserer Obst- und Gemüsepflanzen und vieler Nutzpflanzen ist, wer solle dann diese Nutzpflanzen bestäuben, kritisiert Weiger.
Sein Fazit: Als Entscheidung jedes einzelnen Menschen sei vegane Ernährung selbstverständlich zu akzeptieren, aber nicht als Leitbild für alle.
Video: Interview mit Hubert Weiger
Dieser Artikel ist erstmals am 10. Juni auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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