Der Umstieg auf Windkraft und Photovoltaik als Energiequellen führt zu Leistungsschwankungen im Stromnetz, denn nicht immer weht gleich viel Wind und nicht immer scheint die Sonne. Um das wechselnde Mehr und Weniger an Strom auszugleichen, wächst damit auch der Bedarf an Energiespeichern.
Im regionalen Verteilnetz der Lechwerke AG (LEW) in Schwaben und Teilen Oberbayerns sollen jetzt mehrere große Batteriespeicher installiert werden. Bei Netzengpässen soll die Anlage mit 250 MW Gesamtleistung laut Übertragungsnetzbetreiber Amprion etwa 250.000 Durchschnittshaushalte für eine Stunde mit Strom versorgen können. Laut Experten ist das aber auch eine Antwort auf den versäumten Bau großer Stromtrassen von Nord nach Süd.
Batteriespeicher groß wie Einfamilienhäuser
Den "dezentralen Netzbooster" sollen rund zehn einzelne Speichereinheiten etwa von der Größe eines Einfamilienhauses bilden. Je nach Bedarf soll der Batteriespeicher immer genau dort im Verteilnetz einspringen können, wo gerade zu wenig Strom vorhanden ist. Geografisch verteilt werden die einzelnen Batteriespeicher auf das LEW-Netz, das den größten Teil des Bezirks Schwaben sowie Teile Oberbayerns in den Landkreisen Landsberg und Weilheim-Schongau abdeckt.
Redispatch überflüssig
Ein sogenannter "Redispatch" soll damit seltener nötig werden: So nennt man den Vorgang, wenn zum Beispiel in Zeiten sehr hoher Stromerzeugung in den Offshore-Windparks im Norden deren Stromerzeugung und damit die Stromübertragung auf den Nord-Süd-Stromtrassen vorübergehend stark heruntergefahren wird, um Schäden durch Überlastung an den Leitungen zu vermeiden.
Gleichzeitig werden dann im Süden Deutschlands etwa Gaskraftwerke hochgefahren, um den abgeregelten Strom zu ersetzen und die Regionen südlich des Netzengpasses mit Strom zu versorgen.
Batteriespeicher statt Gaskraftwerk
Hier soll künftig der Batteriespeicher einspringen. Die Nord-Süd-Stromtrassen könnten laut Amprion dann auch höher ausgelastet werden als bisher. Der Batteriespeicher könne nämlich schneller und flexibler eingesetzt werden als die Kraftwerke.
Netzausbau versäumt
Bayern habe es versäumt, sagt Stephan Bosch, Experte für erneuerbare Energien der Uni Augsburg, die Stromtrassen schnell auszubauen. Diese würden es ermöglichen, den überschüssigen Windstrom aus dem Norden in den Süden zu transportieren. Deswegen habe man jetzt Probleme bei der Stabilisierung der Stromnetze. Diese Probleme sollen nun erst einmal Batterien lösen.
2026 sollen Batteriespeicher einsatzbereit sein
Insgesamt seien laut Amprion Investitionen in Höhe von 200 Millionen Euro für den "Netzbooster" eingeplant. Aktuell würden die Ausschreibungen an die Hersteller der einzelnen Komponenten vorbereitet. Bis zum Jahr 2026 sollen nach jetziger Planung alle Batteriespeicher im LEW-Netz installiert sein.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, die Batteriespeicher könnten auch Strom abgeben, wenn an sehr windarmen Tagen zu wenig Windstrom aus den Offshore-Windparks kommt oder die regionalen PV- und Windkraftanlagen im Süden Deutschlands zu wenig Strom produzieren. Das war nicht korrekt, wir haben den entsprechenden Satz daher aus dem Text entfernt.
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