Überflutete Straßen und Tunnel nach dem Unwetter in Nürnberg am 17. August 23
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Überflutete Straßen nach dem Unwetter in Nürnberg am 17. August 2023. Der BN fordert deswegen einen schnelleren Umbau der Stadt zur Schwammstadt.

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Bund Naturschutz: Nürnberg soll schneller "Schwammstadt" werden

Nach den Überschwemmungen in Nürnberg wegen des Unwetters vergangene Woche fordert der Bund Naturschutz (BN) einen schnelleren Umbau der Stadt zur "Schwammstadt". Gefordert werden weniger Versiegelungen, mehr Grün und ein besseres Wassermanagement.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Auf Starkregen-Ereignisse wie am vergangenen Donnerstag ist Nürnberg laut Bund Naturschutz Nürnberg (BN) ungenügend vorbereitet. In Zukunft gelte es zu verhindern, dass es zur Überflutung von städtischen Straßen und Unterführungen kommt, Keller volllaufen sowie Strom- und Wärmeversorgung ausfallen, hieß es in einer Mitteilung. Der Umweltschutzverband fordert, dass Nürnberg zügiger in eine "Schwammstadt" umgebaut werde. Dazu müssten alle beteiligten Ämter an einem Strang ziehen.

Die Stadt Nürnberg hatte bereits im Juli angekündigt, die Entwässerungssatzung der Stadt zum Ende des Monats zu ändern. Sie teilte mit, dass damit erste Voraussetzungen für den Umbau in eine "Schwammstadt" erfolgt seien. Dem Bund Naturschutz geht dieser Umbau allerdings, so die Mitteilung, nicht schnell genug.

"Schwammstadt": Entsiegeln, Regenwasser umleiten, begrünen

Um Nürnberg zur "Schwammstadt" zu machen, seien großflächige Entsiegelungen sowie konsequente Begrünung nötig, so der BN. Regenwasser müsse zukünftig von den versiegelten Flächen zu Bäumen und Grünflächen geleitet werden. Ein Versiegelungsmanagement könnte dafür sorgen, dass die versiegelte Fläche in der Stadt nicht weiter zunimmt, erklärt der Vorsitzende des Bund Naturschutz Nürnberg Klaus-Peter Murawski. Großes Potenzial sieht der Umweltexperte auch bei der Begrünung von Dächern und Fassaden bei Bestandsgebäuden.

Weniger unterirdische Bauwerke

Zudem fordert der BN, dass auch unterirdische Bauwerke minimiert werden sollten, "denn jeder Kubikmeter Erdreich weniger bedeutet geringeres Speichervolumen und folglich verminderte Regen-Rückhaltefähigkeit." Das, so der BN, räche sich durch mehr Regenabfluss ins Kanalnetz bei Starkregenereignissen, wodurch sehr schnell die Kapazitätsgrenze erreicht werde.

Als Beispiel nennen die Naturschützer die schweren Überflutungen der Steinbühler Bahnunterführung, am Frankenschnellweg sowie in den angrenzenden Stadtteilen durch den Starkregen am Donnerstag. "Angesichts der dortigen Planungen weitgehender Versiegelung und ausgedehnter unterirdischer Bauwerke ist das beängstigend", so die Mitteilung

Außerdem sollten alle zur Bebauung vorgesehenen Flächen genau ermittelt werden, die Folgen für den Wasserhaushalt und das städtische Klima haben. Die Ergebnisse müssten in Bebauungspläne oder Einzel-Baugenehmigungen einfließen, um die Stadt und ihre Bewohner bestmöglich vor Schäden zu bewahren, so der BN-Vorsitzende. Auch Überschwemmungsbereiche, wie beispielsweise der Wetzendorfer Landgraben, dürften nicht bebaut werden, um deren Rückhaltevermögen vollständig zu erhalten.

Bisher würden Regenmassen wegen übermäßiger Versiegelung ungebremst in die Kanalisation fließen und diese überlasten. Dadurch werden Abläufe und Gullys, die eigentlich der Entwässerung dienen sollen, vielerorts zu sprudelnden Wasserquellen, so der BN. Niederschläge aufzufangen, unschädlich abzuleiten und durch Versickerung dem Grundwasser zuzuführen, sei dabei eine vordringliche Aufgabe, so der Bund Naturschutz.

Idee der "Sponge City" aus China

Sponge City – die Idee zur Schwammstadt kommt ursprünglich aus China. Die Schwammstadt ist ein Stadtplanungskonzept, bei dem Regenwasser oberflächennah gespeichert und auch wieder abgegeben werden soll. Ähnlich wie bei einem Schwamm soll dabei das Regenwasser dort aufgenommen und speichert werden, wo es fällt. Wegen des Monsuns haben in Asien viele Städte mit Überschwemmungen zu kämpfen.

Mehr Extremwetterereignisse in Bayern erwartet

In Folge des Klimawandels erwarten Experten auch für Deutschland immer mehr extreme Wetterereignisse wie Starkregen. Auch beim Unwetter am Donnerstag war extrem viel Regen in Nürnberg gefallen. Allein zwischen 18 Uhr und 19 Uhr waren es laut Deutschem Wetterdienst (DWD) 47 Liter pro Quadratmeter. Der Einsatzleiter der Feuerwehr Nürnberg, Hans-Peter-Reißmann, fasste am Samstag das Unwettergeschehen ebenfalls als außergewöhnlich heftig ein. "Es war extrem", sagte er. Mehr als 1.100 Einsätze seien bis Samstag zusammengekommen. "Das ist schon eine immense Zahl." Seit 1990 sei er dabei und habe so etwas noch nie erlebt. "Ich hoffe, dass es ein 100-jähriges Ereignis bleibt."

Mit Informationen von dpa

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