Seit mehr als 30 Jahren beschäftigt der vierspurige Ausbau der Bundesstraße 4 (B4) in Coburg die Vertreter von Stadtpolitik, Gesellschaft und gewerblicher Wirtschaft – so sieht es zumindest die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Coburg. Und hat deshalb mit der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft Bezirksgruppe Oberfranken (vbw) zu einer Podiumsdiskussion geladen. Ziel: eine Neubewertung des Ausbaus.
- Zum Artikel: Schneller Ausbau von Verkehrswegen: Was kann daran falsch sein?
Die Gastgeber der Veranstaltung machten sich erwartungsgemäß für eine Wiederaufnahme der Überlegungen zu einem Ausbau der etwa anderthalb Kilometer langen zweispurigen B4 durch die Stadt stark. Der Ausbau sei aus verkehrspolitischen und wirtschaftlichen Gründen notwendig, so die Vertreter der Wirtschaft.
Oberbürgermeister verlangt neue Fakten zum Ausbau
Coburgs Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) hielt dagegen, dass der Stadtrat vor vier Jahren nach sorgfältiger Abwägung mit großer Mehrheit gegen einen Ausbau der Strecke durch die Stadt gestimmt habe. Generell sei der Stadtrat offen für neue Überlegungen, wenn es neue Fakten zum Ausbau und dem Nutzen gebe. Diese hätten sich seit der Entscheidung 2020 aus seiner Sicht nach aber nicht aufgetan.
Die B4 verläuft von Süden und Norden jeweils vierspurig in die Stadt, auf rund anderthalb Kilometern führt sie zweispurig durch Coburg. Etwa 21.000 Fahrzeuge sind pro Tag auf der B4 durch das Coburger Stadtgebiet unterwegs. Die Strecke wird auch von vielen Pendlern und Landkreis-Bewohnern befahren. Das Staatliche Bauamt Bamberg erwartet in den kommenden Jahren eine Zunahme von etwa 5.000 Fahrzeugen am Tag.
Auch Coburgs Landrat forder Ausbau der B4
Überlegungen und Diskussionen, diesen Abschnitt auszubauen, gibt es seit Jahrzehnten. 2016 hatte der damalige Coburger Stadtrat noch für einen vierspurigen Ausbau gestimmt, sich nach entsprechenden Voruntersuchungen aber wieder dagegen entschieden. Wegen der überregionalen Bedeutung der B4 sprach sich auch Coburgs Landrat Sebastian Straubel (CSU) im Rahmen der Diskussion für einen vierspurigen Ausbau aus.
Ähnlich sieht das Coburgs IHK-Präsident. "Es wäre schön, wenn der Coburger Stadtrat in sich gehen würde", sagte Andreas Engel. Sollte dies nicht geschehen, müsse man versuchen, die Bürger in der Region mehr in das Thema einzubinden, so Engel weiter. Dies könne zum Beispiel in Form von Befragungen geschehen.
Bundesverkehrswegeplan 2030: Ausbau als dringlich ausgewiesen
Ob der Coburger Stadtrat in der laufenden Amtszeit erneut über einen solchen Ausbau diskutieren wird, ist fraglich. Sicher scheint hingegen zu sein, dass vor allem die Wirtschaftsverbände nicht nachlassen werden, das Thema zu behandeln. Die Maßnahme ist im Bundesverkehrswegeplan 2030 als dringlich ausgewiesen. Die Kosten für einen Ausbau würden fast in Gänze vom Bund finanziert. Für eine Planung und den Bau hätte es allerdings ein positives Votum des Stadtrates vor vier Jahren bedurft.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!