Bei der Bundestagswahl hat in Bayern die CSU ein deutliches Plus erzielt: Laut vorläufigem Ergebnis verbesserten sich die Christsozialen gegenüber 2021 um 5,4 Punkte auf 37,2 Prozent. Es ist dennoch das zweitschlechteste Bundestagswahl-Ergebnis der CSU seit 1949. Auf Platz zwei folgt die AfD mit 19,0 Prozent (+10,0 Punkte).
Die SPD stürzt ab auf 11,6 Prozent (-6,4 Punkte). Damit landen die Sozialdemokraten hinter den Grünen, die auf 12,0 Prozent kommen (-2,1). Die FDP bricht auf 4,2 Prozent ein (-6,4 Punkte).
Ein deutliches Minus müssen auch die Freien Wähler hinnehmen: Sie erhalten 4,3 Prozent (-3,1). Die Linke verbessert sich auf 5,7 Prozent (+2,9). Die anderen Parteien, unter ihnen das Bündnis Sahra Wagenknecht, kommen zusammen auf 6,0 Prozent (-0,4).
CSU zeigt sich erfreut und will keine Koalition mit den Grünen
CSU-Spitzenkandidat Alexander Dobrindt zeigte sich im BR Fernsehen erfreut über "deutliche Zugewinne" seiner Partei. "Wir tragen überproportional auch wieder zum Gesamtergebnis der Union bei." Die "Rest-Ampel" sei abgewählt, CDU und CSU hätten nun den Auftrag, eine Regierung zu bilden. Im Ersten bekräftigte Dobrindt sein Nein zu Schwarz-Grün. "Mit den Grünen gibt es keinen Politikwechsel." Für eine Regierungsbildung würden die Grünen "nicht gebraucht". Das bestätigte sich später durch das vorläufige amtliche Endergebnis.
CSU-Chef Markus Söder betonte in Berlin, Deutschland brauche eine starke Führung. Diese werde dem Unions-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz zugetraut. Er lobte Merz dafür, dass CDU und CSU wieder zusammengefunden hätten. Zugleich zeigte er sich zufrieden mit dem Abschneiden der CSU: Zumindest in Bayern sei "sehr klar, wer die Nummer eins ist". Auch er schloss eine Koalition mit den Grünen aus, "wenn es irgendwie geht".
Bei der Bundestagswahl 2021 hatten sich die Christsozialen mit 31,7 Prozent begnügen müssen – ihrem schlechtesten Ergebnis seit 1949. Ein Resultat oberhalb der für das CSU-Selbstverständnis wichtigen 40-Prozent-Marke gelang seit dem Amtsantritt von Parteichef Markus Söder bisher nur einmal (Europawahl 2019). In Umfragen war sie zuletzt noch stabil bei mehr als 40 Prozent gesehen worden.
CSU gewinnt wohl sämtliche Direktmandate in Bayern
Ein Ziel hat die CSU allerdings erreicht: Sie gewinnt sämtliche Direktmandate in Bayern. In besonders umkämpften Wahlkreisen setzen sich CSU-Kandidaten gegen Konkurrenz nicht nur von den Freien Wählern, sondern auch von den Grünen durch. Den bisher von den Grünen gehaltenen Wahlkreis München-Süd erobert die CSU-Politikerin Claudia Küng.
Es war der einzige bayerische Wahlkreis, den die CSU bei der vergangenen Bundestagswahl nicht gewonnen hatte. Am Morgen teilte die Bundeswahlleiterin auf ihrer Webseite mit, dass die CSU nun mit 44 Abgeordneten im neuen Bundestag vertreten sein wird. Damit kommen aufgrund des neuen Wahlrechts aber drei Direktkandidaten nicht zum Zug. Dabei handelt es sich um Sebastian Brehm (Wahlkreis Nürnberg Nord), Claudia Küng (München Süd) und Volker Ullrich (Augsburg Stadt).
SPD "überhaupt nicht zufrieden"
Der AfD-Landesvorsitzende Stephan Protschka sprach von einem "hervorragenden Ergebnis" für seine Partei. Die AfD habe in Bayern ihr Resultat fast verdoppelt, "damit konnte keiner rechnen". Die Protestwähler von heute seien die Stammwähler von morgen, freute sich der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der AfD in Bayern, Martin Böhm.
"Überhaupt nicht zufrieden" dagegen ist die bayerische SPD-Landeschefin Ronja Endres. Der Frust über die Ampel sei offensichtlich zu groß gewesen, möglicherweise habe der SPD auch eine "große Erzählung" gefehlt. Zu einer eventuellen Koalition der SPD mit der Union wollte sie sich nicht äußern. CDU-Chef Friedrich Merz mache es der SPD "im Moment nicht leicht, er hat große Gräben geschaffen zwischen SPD und der Union". Auch Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter sprach von einem "desaströsen Ergebnis" für seine Partei. Man müsse jetzt intern Klartext reden.
Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Anton Hofreiter gratulierte der Union, die nun den Regierungsauftrag habe. Er glaube, dass die Grünen im Wahlkampf auf die richtigen Themen gesetzt hätten. Aber es sei schwer, mit Klimaschutz durchzudringen. "Ich bin auf der einen Seite erleichtert darüber, dass wir Grüne unseren Wert ungefähr halten konnten", sagte Grünen-Direktkandidatin Jamila Schäfer. Zugleich gebe ihr das gute Abschneiden der AfD zu denken.
Jubel bei der Linken - FDP gibt sich kämpferisch
Die bayerischen Linken-Landeschefs Kathrin Flach Gomez und Martin Bauhof betonten, der neue Kurs der Landes- und Bundespartei sei voll aufgegangen. "Wir haben uns konsequent auf wenige Themen fokussiert, die die sozialen Anliegen der Menschen sind, statt wie die anderen Parteien über Sündenböcke zu streiten."
Noch nicht geschlagen geben angesichts der Hochrechnung will sich die FDP in Bayern. "Wir sind Kämpfer", betonte Kandidatin Susanne Seehofer bei der Wahlparty ihrer Partei im Münchner Künstlerhaus. Sie verwies darauf, dass das bundesweite FDP-Ergebnis besser ausfalle als das bayerische und es noch Hoffnung für einen Einzug ins Parlament gebe. Auch der FDP-Vorsitzende in Bayern, Martin Hagen, sieht die Zitterpartie noch nicht verloren. Dass man nach dem Drei-Prozent-Tief zum Jahreswechsel überhaupt wieder um die fünf Prozent bei den Hochrechnungen erreiche, sei dem "fulminanten Wahlkampf" zu verdanken, so Hagen in BR24 Radio.
FW verpassen Einzug in Bundestag über Direktmandate
Inzwischen ist klar: Die Freien Wähler haben den von ihrem Bundesvorsitzenden Hubert Aiwanger als Ziel ausgegebenen Einzug in den Bundestag über Direktmandate verpasst. Aiwanger lag kurz vor dem Ende der Auszählung in seinem Wahlkreis Rottal-Inn mit 23 Prozent der Erststimmen mit einem uneinholbaren Rückstand auf Platz drei der Direktkandidaten. Aiwanger reagierte enttäuscht auf das schlechte Ergebnis: Andere Parteien seien mehr im Mittelpunkt gewesen. "Die AfD hat natürlich die Schlagzeilen beherrscht über Monate hinweg, und dagegen angehen zu können, ist eben sehr schwierig."
In Feierlaune zeigten sich die Mitglieder des Bündnis Sahra Wagenknecht. "Das ist ein hervorragendes Ergebnis", sagte der Landeschef des BSW, Klaus Ernst, im BR. Im Laufe der kommenden Jahre rechne er mit einem noch besseren Abschneiden, "wenn die Probleme, die wir hatten, gelöst sind".
Wahlbeteiligung im Freistaat: 84,5 Prozent
Rund neun Millionen Menschen waren in Bayern zur Wahl aufgerufen – darunter rund 362.000 Erstwähler. Die Wahlbeteiligung war wie auch im Bund deutlich höher als zur Bundestagswahl 2021. 84,5 Prozent der Wahlberechtigten gaben ihre Stimmen ab. 2021 waren es noch 79,9 Prozent.
Am höchsten war die Wahlbeteiligung im Wahlkreis München-Land mit 88,1 Prozent, gefolgt vom Wahlkreis Starnberg/Landsberg am Lech mit 87,7 Prozent. Im Wahlkreis 244 Nürnberg-Süd nahmen nur 78,3 Prozent der Wahlberechtigten teil.
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