Wenn Valentin Oeckl über seine Reise spricht, wirkt er befreit. Frei von Erwartungen und konkreten Reiseplänen. Der Weg ist das Ziel, lautet sein Motto. Der 22-Jährige reist im Moment nach Australien. Das Besondere an seiner Reise: Er legt die Strecke ohne Flüge zurück. Im November 2023 hat er seinen Rucksack gepackt und entschieden, seine Heimat, Prien am Chiemsee, für ein Jahr zu verlassen. Im Gepäck hat er seine Ersparnisse und Neugierde - eine wichtige Eigenschaft. Denn nicht alles läuft wie anfangs geplant.
Durch 15 Länder ohne Flugzeug
Nach seiner Ausbildung zum Operationstechnischen Assistenten entstand der Wunsch nach einer Auszeit in Australien. "Ich wollte eine Herausforderung. Einfach hinfliegen war mir zu langweilig. Daher wollte ich den Weg ohne Flugzeug schaffen", sagt der junge Mann. Er hat bereits rund 16.000 Kilometer gemeistert. Dafür nutzte Valentin Oeckl Busse, Züge, Taxis oder er fuhr per Anhalter. Insgesamt 15 Länder hat er bereits durchquert - etwa Ungarn, die Türkei, Armenien, den Iran und Afghanistan.
Öffentlicher Nahverkehr: "Überall angenehmer als in Deutschland"
Valentin Oeckls Erfahrungen mit dem öffentlichen Nahverkehr im Ausland sind besser als in Deutschland. Besonders in dem Land, in dem er sich derzeit aufhält, in China. "Hier sind Züge auf die Minute pünktlich", erzählt er. Auf seiner bisherigen Reise seien alle Züge meist zur geplanten Zeit abgefahren und angekommen. Diese Zuverlässigkeit ermögliche ihm solch eine Reise. Ein weiterer Punkt: Der öffentliche Nahverkehr ist seiner Meinung nach im Ausland deutlich günstiger. "Ich verstehe zum Beispiel nicht, dass in Deutschland ein Zugticket für eine Stunde 20 Euro kostet. In China kann ich für 30 Euro zweitausend Kilometer fahren", zieht Oeckl einen Vergleich und fügt noch hinzu: "Ich muss ehrlich sagen: Ich finde die öffentlichen Verkehrsmittel bisher überall angenehmer als in Deutschland."
Audio: Das hat Valentin Oeckl auf seiner Reise fürs Leben gelernt
Mit Spontaneität durch die Welt reisen
Zu Beginn hatte Valentin Oeckl konkrete Vorstellungen, wo er wann sein möchte. Doch mit der Zeit veränderte sich das, er lässt sich mehr treiben. Nur das Endziel Australien steht fest. Auch Spontaneität gehört für den Priener mittlerweile zum Alltag. Ursprünglich wollte der junge Mann von Aserbaidschan nach Kasachstan und dann weiter nach China. Dazu hätte er allerdings fliegen müssen. Aserbaidschan hat die Grenzen auf Landwegen geschlossen. Nach längerem Hadern traute sich Valentin Oeckl dann, durch Pakistan und den Iran zu reisen. Rückblickend sei das die beste Entscheidung gewesen. 30 Tage lebte er dort mit Einheimischen, schloss Freundschaften und lernte die Kultur kennen.
Um seine Erlebnisse mit Familie und Freunden in der Heimat teilen zu können, dokumentiert er seine Reise auf Instagram. "Meine Mama verfolgt jede Instagram-Story", berichtet er. Durch seinen Blog vernetzt sich der Priener nicht nur weltweit, sondern hat auch das Fotografieren für sich entdeckt.
Mehr Vertrauen in Menschen
Darüber hinaus hat die Reise den Oberbayern verändert. Sein Interesse für Politik sei gestiegen und auch der Umgang mit anderen Kulturen habe sich verändert. Früher sei er fremden Menschen gegenüber oft skeptisch gewesen. "Das hat sich in mir verändert, ich vertraue jetzt Menschen mehr. Seitdem komme ich in jedem Land mit vielen Menschen in Kontakt und werde zu Familienfesten eingeladen. Das ist für mich der größte Unterschied zwischen einer Reise und einem Urlaub."
Valentin Oeckl plant, Anfang Juli in Australien anzukommen. Dort will er dann noch etwas Zeit verbringen. Bis dahin wird er noch einige Kilometer in Zügen und Bussen sitzen. Was der 22-Jährige schon jetzt beschlossen hat: Er will nach seiner Reise Medizin studieren und dann in der Entwicklungshilfe arbeiten.
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