Geigelstein: Die Bergkämme um den Geigelstein sind wertvolle Lebensräume
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Chiemgauer Naturberg: Die glückliche Geschichte vom Geigelstein

Chiemgauer Naturberg: Die glückliche Geschichte vom Geigelstein

Der legendäre "Blumenberg des Chiemgaus" könnte heute ganz anders aussehen - verbaut mit Liftstationen, Masten und vermutlich auch Schneekanonen. Die dramatische Geschichte um die "Rettung des Geigelsteins".

Über dieses Thema berichtet: Rucksackradio am .

Vor 50 Jahren stand das Gebiet vor einer wegweisenden Entscheidung: Wird der Geigelstein im Chiemgau ein Sport- und Freizeitberg oder bleibt er Naturberg? 1969 hatte Rosi Mittermaier hier noch um Medaillen bei den Deutschen Skimeisterschaften gekämpft. Nach dem Wirtschaftswunder kam nicht nur am Mittelmeer, sondern auch in den Alpen der Tourismusboom der 1970er Jahre.

Jeder Ort mit einem Berg vor der Haustür wollte ein Skigebiet mit Seilbahn, so auch am Geigelstein, wo die Pläne für die Kompletterschließung von beiden Seiten schon bereitlagen. Schleching im Achental träumte davon, ein berühmter Skiort zu werden. Wer dagegen war, wurde "geächtet" und als Fortschrittsfeind dargestellt, erinnert sich Sepp Loferer, der heutige Bürgermeister von Schleching.

Grenzen des Wachstums

Gleichzeitig veröffentlichte 1972 der Club of Rome den Forschungsbericht "Die Grenzen des Wachstums" und setzte die Umweltbewegung in Gang. Am Geigelstein manifestierte sie sich in Persönlichkeiten wie dem verstorbenen, knorrigen Journalisten und Bergsteiger Hans Steinbichler. Er wurde neben dem stilleren, aber ebenso beharrlichen Karl Lindner zum Wortführer der Bürgerinitiative "Rettet den Geigelstein", die nach und nach immer mehr Unterstützer fand.

Prügel für Alois Glück?

Der Streit um den Geigelstein war lang und wurde mit harten Bandagen geführt. Alois Glück, damals Vorsitzender im Umweltausschuss des Bayerischen Landtags, hatte sich gegen die Erschließung positioniert. Auf einer Bürgerversammlung in Schleching wurden ihm daraufhin sogar Prügel angedroht, so der kürzlich verstorbene bedeutende Umwelt- und Sozialpolitiker der CSU in seinen Erinnerungen. Neben dem ersten bayerischen Umweltminister Max Streibl (CSU) hatte Glück maßgeblichen Anteil an der Etablierung des Bayerischen Alpenplans. Mit seiner streng geschützten Kernzone wurde hier der Grundstein gelegt, um besonders wertvolle Teile der Bayerischen Alpen vor weiteren Verbauungen zu schützen. Die Entwicklung des Geigelsteins zum Naturschutzgebiet zählt zu einem der bemerkenswertesten Kapitel in dieser Geschichte der Landesentwicklung.

Der Blumenberg wird als Naturschutzgebiet berühmt

Schließlich setzte sich die Naturschutzseite mit ihren Argumenten durch: 1980 wurde der Antrag für ein Naturschutzgebiet gestellt, am 1. Juni 1991 trat es in Kraft. Die harten Auseinandersetzungen hatten den Geigelstein bekannt gemacht, als Blumenberg wurde er zum regelrechten Freizeitmagneten. Seither hat sich die Region ohne Seil-bahnen entwickelt: Im Achental wurde das Ökomodell und im Priental das Bergbauernmodell gegründet, Sachrang und Schleching sind seit 2017 Bergsteigerdörfer. Heute können hier sanfte Freizeitnutzung, Alm- und Forstwirtschaft und der Naturschutz nebeneinander existieren.

Modell für sanfte Tourismusentwicklung

Im vergangenen Winter etwa konnte trotz Schneemangels das Achental ein deutliches Plus bei den Gästezahlen verzeichnen. Die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden ziehen im Ökomodell Achental fraktionsübergreifend an einem Strang. Den Kampf um Schnee hätte ein etwaiges Skigebiet am Geigelstein inzwischen längst gegen den Klimawandel verloren. Stattdessen ist die Region zu einem Modell geworden, mit einem bayernweit bewunderten Naturschutzgebiet, den Bergsteigerdörfern und dem sanften Bergtourismus, der hier modellhaft weiterentwickelt wird.

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