Simon klappt den Meterstab aus und legt ihn auf die Bergwiese am Breitenberg. Gemeinsam mit Veronika, Henry, Lilly und den anderen Dritt- und Viertklässlern der Grundschule Halblech wollen sie die Artenvielfalt erforschen. Dafür müssen sie erst mal ihre Forscherfläche abstecken. "Wir messen zwei Meter auf zwei Meter und da spannen wir eine Schnur rum", erklärt Simon. "Dann wissen wir, was unsere Fläche ist und können da auch die Aufgaben machen."
Schulkinder finden heraus, was da eigentlich so wächst
Möglichst selbstständig sollen die Kinder die Bergwiese erforschen. In der ersten Aufgabe geht es darum, was da so alles blüht, in gelb, lila, orange, blau und weiß. "Wir zählen die Blumen, damit wir rausfinden, wie viele Blumen das insgesamt in diesem Feld sind", sagt Veronika. Sie kommen auf sieben verschiedene Blumenarten. Die gilt es dann zu bestimmen.
Da hilft ein Blick in das Bestimmungsbuch mit den Bildern und Beschreibungen der Pflanzen. Alpenwundklee, Orange-rotes Habichtskraut, Schwarz-buntblättrige Teufelskralle – da sind einige schwierige Pflanzennamen dabei. "Das geht jetzt nicht grade leicht von der Zunge", sagt Simon und schmunzelt. Pflanzen bestimmen, Bodentiefe messen, die Blumen genau beschreiben: Ein Arbeitsblatt gibt die Aufgaben vor.
LBV will "Begeisterung für Natur" wecken
Nach den pflanzlichen Zungenbrechern geht es zu den Tieren auf der Wiese: Mit Becherlupen in der Hand suchen die Kinder die Fläche danach ab, was dort so kreucht und fleucht. Simon hat zwei Käfer entdeckt: Deckel auf, Käfer rein und - vorsichtig - wieder zu. "Das sind Soldatenkäfer, glaube ich", sagt Simon und zeigt sie Monika Schirutschke vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz. "Zu denen kann man auch Weichkäfer sagen", erklärt die Projektleiterin beim LBV in Schwaben. "Das ist ein bisschen ein schönerer Name."
Die Begeisterung für die Natur will der Landesbund für Vogel- und Naturschutz bei den Kindern mit dem "Klassenzimmer Alpen" wecken. Spielerisch geht es um Vielfalt und Artenschutz. Dabei ist es wichtig, in der Natur zu sein, sagt Projektleiterin Schirutschke. "Was man mit Spaß erlebt und mit Freude, diese besonderen Ereignisse behält man langfristig im Kopf. Das ist intensives, nachhaltiges Lernen draußen."
Die Erfahrung: Es hat einen Wert, Natur zu erhalten
Seit zehn Jahren gibt es das Projekt "Klassenzimmer Alpen", das der LBV in Schwaben betreut. Acht Projektgrundschulen aus dem Ost- und Oberallgäu sind beteiligt. Die Kinder erforschen nicht nur die Artenvielfalt auf der Bergwiese. Sie untersuchen auch Flüsse, Bäche und stehende Gewässer. Auch hier lernen sie viel über das komplexe Ökosystem, die komplizierten Zusammenhänge und die Einflüsse des Menschen auf die Natur.
Das Netzwerk, die Biodiversität und deren Erhalt seien wichtig, sagt Monika Schirutschke. Nur so könne man auch die Lebensgrundlage der Menschen bewahren. "Die Kinder müssen selber sehen, dass es einen Wert hat, das Ganze zu erhalten."
Kinder sind begeistert vom "Unterricht draußen"
Die Schulkinder besuchen die Bergwiesen und Gewässer nicht nur einmal. So können sie auch sehen, wie sich die Flächen im Lauf der Jahreszeiten verändern. Am Breitenberg haben die Kinder der Grundschule Halblech viel gelernt. Und sie hatten sichtlich Spaß am Unterricht im Klassenzimmer Alpen.
"Da kann man mal rausgehen und muss nicht den ganzen Tag in der Schule hocken", sagt Veronika. Und Simon findet es "total cool, dass wir mit der kompletten Klasse auf einen Berg oder eine Wiese gehen, weil das so viel Spaß macht."
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