Die Staatsregierung will keine Sternchen oder Lücken in der Mitte von Wörtern mehr sehen. Das bayerische Kabinett hat die Verwendung von Sonderzeichen zur Geschlechterumschreibung in Schulen und Behörden verboten. Kritik kommt deswegen nicht nur von Vertretern an Hochschulen und Schulen. Sondern nun auch von vielen Christinnen und Christen.
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"Mit dem undifferenzierten Genderverbot haben wir einen neuen Tiefpunkt", sagte Birgit Kainz dem BR auf Anfrage. Sie ist Vorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbunds Bayern (KDFB) und sorgt sich um die Entwicklung der Gleichberechtigung von Frauen. Bereits mit der Landtagswahl 2023 sei Bayern neues Schlusslicht bei der Frauenquote im Kabinett geworden. Von den 14 Kabinettsmitgliedern sind nur vier Frauen und auch im bayerischen Landtag sind nur 25,1 Prozent der Abgeordneten weiblich.
"Ein Rückwärts-Trend, der große Sorge auslöst"
Sprache sei ein wichtiges Instrument der Gleichberechtigung. Sichtbarkeit, Vielfalt und Toleranz müssten gerade heute gestärkt werden, so der KDFB. "Es ist ein Rückwärts-Trend, der große Sorge auslöst, in einer Zeit, in der zunehmende Polemik unsere Demokratie erschüttert", kritisiert Birgit Kainz. Grundsätzlich spreche zwar nichts gegen eine konstruktive Betrachtung des Sonderzeichen-Systems, wenn zugleich Raum für Ideen zu einem sensiblen und aktuellen Umgang mit unserer Sprache geöffnet werde.
"Ein ausdrückliches Verbot des Genderns an Schulen und staatlichen Behörden ohne jede Form der Klarstellung zur Bedeutung von gendersensibler Sprache und Gleichberechtigung ist enttäuschend", stellt Birgit Kainz fest. Der Katholische Frauenbund fordere die Verantwortlichen auf, Ideen zur Gleichberechtigung zu entwickeln, statt Verbote auszusprechen.
Queere Lebenswirklichkeiten thematisieren
Sonderzeichen wie das Sternchen oder der Unterstrich werden auch genutzt, um non-binäre Menschen anzusprechen, die sich weder mit dem weiblichen noch mit dem männlichen Geschlecht identifizieren. Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend Bayern (BDKJ) sorgt sich daher vor allem um queere Personen. "Auch unzählige katholische Heranwachsende werden nach Ostern in die Schulen und Universitäten gehen und sich mit einem Lehrbetrieb konfrontiert sehen, in dem ihre eigene Queerness nicht mehr frei als Lebenswirklichkeit thematisiert wird", sagt die geistliche Verbandsleiterin Maria-Theresia Kölbl.
Das Verbot der Sonderzeichen wurde von Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) mit dem Wunsch begründet "die Diskursräume in einer liberalen offenen Gesellschaft tatsächlich offenzuhalten und nicht weiter zu verdrängen." Ein Argument, dass der BDKJ-Landesvorsitzende Florian Hörlein nicht nachvollziehen kann. Die Begründung des Verbots sei fadenscheinig, so Hörlein in einer schriftlichen Stellungnahme. "Echter, freier politischer Diskurs ist nur mit uneingeschränkten Ausdrucksmöglichkeiten möglich", so der katholische Jugendvertreter, "beim BDKJ Bayern werden wir selbstverständlich weiterhin ermutigen, geschlechtersensibel zu sprechen."
Auch die katholische Kirche ringt um Fragen der Gleichberechtigung
Um Gleichberechtigung, die Rolle der Frauen und die Anerkennung verschiedener Lebensrealitäten wird nicht nur in Bayern, sondern auch in der katholischen Kirche gerungen. Mit dem "Synodalen Weg" haben katholische Bischöfe und Laienvertreter gemeinsam versucht, einen Reformprozess einzuleiten. Der Vatikan ist skeptisch gegenüber dem deutschen Reformprojekt und auch Bayerns Bischöfe sind gespalten, während viele Katholiken und Katholikinnen an der Basis sich Veränderungen wünschen.
Ob die kritischen Stimmen der Basis bei den Bischöfen und im Vatikan immer ankommen, ist nicht klar. Für den 22. März sind die deutschen Bischöfe zu Gesprächen nach Rom geladen – auch über den deutschen Reformkurs.
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