Zwangsprostitution – so lautet der Vorwurf gegen einen 22-Jährigen am Amtsgericht Würzburg. Er soll seine Freundin 18 Monate lang dazu gedrängt haben, intime Inhalte auf OnlyFans zu posten, obwohl sie das anfangs ablehnte. Die Einnahmen von über 43.000 Euro behielt er fast vollständig für sich, während er sie systematisch manipulierte und psychisch unter Druck setzte. Inspiriert wurde er dabei wohl von einer fragwürdigen Coaching-Website.
Die Rolle fragwürdiger Coaching-Plattformen
In dem Prozess spielt die Plattform Champlife eine zentrale Rolle, die unter dem Deckmantel der Persönlichkeitsentwicklung kostenpflichtige Coachings anbietet. Recherchen des NDR-Reportageformats Strg_F und des Y-Kollektivs (externer Link) deuten darauf hin, dass dort Methoden vermittelt werden, die gezielt darauf abzielen, Frauen emotional und finanziell auszubeuten. Der Angeklagte, der ein kostenpflichtiges Abonnement auf der Website hatte, ließ sich laut Staatsanwaltschaft von den fragwürdigen Methoden inspirieren und setzte sie bei seiner Freundin ein.
Warnzeichen bei Coaching-Angeboten
Der Fall aus Würzburg verdeutlicht die Risiken, die von Coaching-Plattformen wie Champlife ausgehen können. Doch nicht alle Webseiten, die solche Programme anbieten, sind unseriös. "Ein seriöser Coach macht seine Expertise deutlich, erklärt die Methoden und sorgt für Transparenz im Angebot. Normalerweise gibt es ein kostenloses Vorgespräch und klare Informationen zu Kosten und Zeitrahmen", erklärt Julia Zeller von der Verbraucherzentrale Bayern. Unseriöse Plattformen hingegen arbeiten häufig intransparent und werben mit vermeintlichen Erfolgsgeschichten, ohne fundierte Qualifikationen nachzuweisen.
Coach ist kein geschützter Begriff
Laut Zeller liegt ein großes Problem darin, dass sich jede und jeder als Coach bezeichnen kann, da der Begriff nicht geschützt ist. Das führt dazu, dass Coaching-Angebote heute in nahezu allen Lebensbereichen existieren – von Beziehungen über Finanzen bis hin zu persönlichem Wohlbefinden. Diese reichen von Einzelcoachings bis hin zu Massenveranstaltungen, die oft wenig individuell und stark verkaufsorientiert sind.
Schritte aus der Coaching-Falle
Wer bereits in eine Coaching-Kostenfalle geraten ist, sollte laut Verbraucherzentrale Bayern zunächst den Vertrag genau prüfen und schauen, ob es eine Kündigungsmöglichkeit gibt. "Wenn die 14 Tage noch nicht um sind, kann man auch schauen, ob man das Widerrufsrecht geltend macht", so Zeller. Falls dies nicht mehr möglich ist, empfiehlt sie, die versprochenen Leistungen zu überprüfen. Sollte man sich in einer schwierigen Situation befinden, rät die Expertin: "Im besten Fall sollte man sich rechtlich beraten lassen."
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